SpVgg Unterhaching:Vater unser

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Die SpVgg Unterhaching demonstriert beim 4:1-Sieg gegen den FC Bayern II ihre spielerische Klasse - und Rückhalt für Präsident Schwabl. Die Reserve des Rekordmeisters gibt im Derby trotz einer 1:0-Führung ein desaströses Bild ab

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Es gab so einiges am Freitagabend im Unterhachinger Sportpark, das nicht zusammenpassen wollte. Da waren zum einen die Fans des FC Bayern München II im Gästeblock, die bis zum Ende Stimmung machten, sangen und hüpften, obwohl ihre Mannschaft gerade richtig schlecht spielte und letztlich hochverdient 1:4 verlor. Bayern-Trainer Heiko Vogel stellte später die Mentalität der Fans heraus. Und die seiner Mannschaft infrage.

Bei der SpVgg Unterhaching hingegen war zu Beginn dieses Regionalliga-Derbys die Stimmung viel besser, als sie eigentlich hätte sein dürfen. Vor dreieinhalb Wochen hatte Präsident Manfred Schwabl bekannt gegeben, dass der Regionalligist heuer keinen Lizenzantrag für die dritte Liga stellen werde. Schwabl selbst steht für seine Finanzpolitik schwer in der Kritik, die Entlastung des Präsidiums bei den anstehenden Präsidiumswahlen am 7. April ist fraglich. Doch die Mannschaft steckt deswegen nicht etwa in einem Motivationsloch, im Gegenteil. Dem fulminanten 6:0-Sieg beim FC Augsburg II ließ sie nun dieses 4:1 vor 2500 erfreuten Zuschauern folgen.

Und wieder hat's gekracht: Die SpVgg Unterhaching führte die kleinen Bayern im Derby vor. (Foto: Claus Schunk)

Es hätte eigentlich keiner zusätzlichen Aktion bedurft um zu zeigen, dass man trotz Ermangelung sportlicher Ziele hinter der Vereinsspitze steht. Es gab sie trotzdem. Die Startelf der Hachinger trug beim Einlaufen nämlich weiße T-Shirts. Darauf war das Konterfei des Präsidenten zu sehen, darunter in roter Schrift: "Manni!" "Manni redet mit uns wie ein Vater zur Familie. Egal was passiert, wofür sich Manni entscheidet oder die Mitglieder, wir wollten ihm damit ein bisschen Kraft geben", sagte Kapitän Josef Welzmüller. Natürlich sei man von der Entscheidung, nicht aufsteigen zu wollen, enttäuscht gewesen. Doch die Hachinger Spieler sind eben gut erzogene Kinder, die auf ihren Vater hören. Und trotzdem "120 Prozent geben", so Welzmüller, um sich für die kommende Saison einzuspielen.

Torschütze Sascha Bigalke wurde von Co-Trainer Steffen Galm geherzt, während Trainer Claus Schromm das Geschehen genoss. (Foto: Claus Schunk)

Das Derby gegen die Bayern war zunächst so dahingeplätschert, außer einem guten Freistoß von Lucas Scholl passierte in der ersten Viertelstunde nichts. Eine Minute später ließ sich Hachings Thomas Steinherr zu einem Foul im Strafraum hinreißen. Patrick Weihrauch verwandelte den fälligen Strafstoß (16.). Ein wichtiger Impuls, wie Hachings Trainer Claus Schromm fand, erst danach "sind wir aufgewacht". Seine Mannschaft nutzte plötzlich konsequent die großen Lücken, die sich ihr boten. "Wenn es der Gegner einem auch so anbietet. Entweder haben sie uns nicht richtig studiert oder sie haben uns unterschätzt", sagte Hachings Maximilian Nicu. Ihm gelang zunächst der Ausgleich nach einem Eckball (30.). Davor und danach fuhren die Hachinger ein gutes Dutzend gefährlicher Konter, denen die Bayern nichts entgegensetzten. Obwohl sich vor allem der flinke Sascha Bigalke an der Mittellinie immer wieder gut von seinen Gegnern lösen konnte, änderten die Bayern ihre Taktik nicht. Bigalke und Hachings neuer Angreifer Vitalij Lux ließen mehrere Großchancen ungenutzt.

Er fand auch die T-Shirt-Aktion der Mannschaft für den Präsidenten gelungen. (Foto: Claus Schunk)

Das 2:1 fiel trotz der Überlegenheit glücklich: Bayerns Torwart Andreas Rössl traf bei einem Rückpass den Ball nicht, er sei ihm auf dem leicht holprigen Rasen "unten durch gerollt", wie er später sagte. Alexander Sieghart staubte zur Führung ab (34.). Entschieden war das Spiel, als der ehemalige Unterhachinger Nicolas Feldhahn in der 58. Minute Gelb-Rot sah, weil er einen Konter ruppig beendet hatte. Bayern sicherte die Defensive auch weiterhin nicht ab, Bigalke lief in der 63. Minute allein auf Rössl zu und traf zur Entscheidung. Den frühen Schlusspunkt setzte in der 66. Minute Alexander Winkler mit einem Kopfball. Wegen einer Verletzung kamen dann Spielfluss und Stimmung im Stadion zum Erliegen: Bayerns Matthias Strohmaier war in der Luft mit Orestis Kiomourtzoglou zusammengeprallt und musste mit einer Gehirnerschütterung und stark blutender Wunde vom Feld getragen werden (74.).

Ein wenig sauer war SpVgg-Trainer Schromm lediglich auf Thomas Steinherr, der für sein Elfmeter-Foul Gelb sah, aber munter weiter foulte und auch mal mit dem Schiedsrichter diskutierte. "Das sollte nicht belohnt werden von unserer Seite", sagte Schromm, der Steinherr in der 56. Minute vom Feld nahm. Schromm machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er die Leistung der Mannschaft vor und nach dem Anpfiff guthieß: "Wir haben nicht nur eine geile Truppe, wir haben auch einen geilen Präsidenten." Von der T-Shirt-Aktion will er erst eine Stunde vor dem Spiel erfahren haben. Auch Schwabl selbst gab an, überrascht worden zu sein, er wollte die Aktion auch nicht kommentieren. Dabei konnte er sich allerdings ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. "So viel kann ich sagen: Die Jungs haben das gut gemacht."

Er meinte damit freilich das Spiel.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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