SpVgg Unterhaching:Ohne Alternative

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Mit überwältigender Mehrheit wählen die Mitglieder Manfred Schwabl erneut zum Präsidenten. Die Kritiker des Vorstands finden kein Gehör, auch nicht der Kassenprüfer, der von einer Entlastung abrät

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Es sei ja mehr los als sonst im Stadion - mit dieser Feststellung eröffnete Manfred Schwabl am Donnerstagabend die Versammlung der SpVgg Unterhaching. Das Treffen endete gegen 23.10 Uhr mit jenem Herren mittleren Alters, der auch bei Heimpartien des Fußball-Regionalligisten gerne mal eine Ariette schmettert, einen Stadiongesang mit Opern-Touch: "Unterhaching oleeee...".

Dazwischen lag eine denkwürdige, phasenweise niveauarme Aussprache; eine beachtliche Kritik des Kassenprüfers, die im Anschluss vom Präsidium banalisiert wurde. Und vor allem: die Entlastung und Neuwahl des Vorstands um Präsident Schwabl. Mit einer so überwältigenden Mehrheit der 164 Wahlberechtigten, dass die Gegenstimmen gar nicht mehr richtig gezählt wurden - sie lagen irgendwo zwischen drei und zehn. Der erste öffentliche Auftritt der lange im Verborgenen gebliebenen "Alternative" gegen Schwabl war hingegen so schwach, dass er mit ihrem Ende gleichgesetzt werden kann. Die Gruppe hatte sich Schwabls Abwahl zum Ziel gesetzt, wegen finanzieller Intransparenz und des aus ihrer Sicht schlechten Führungsstils des 49-Jährigen.

Rasch hatten die Schwabl-Befürworter eine Stimmungshoheit erwirkt. "Monarchistisch? Das ist jetzt nicht ganz von der Hand zu weisen", sagte Schwabl zu seinem Führungsstil. Gelächter. Wenig später gab er die Vertragsverlängerung von Spielführer Josef Welzmüller bis 2019 bekannt. Applaus. Dann zeigte Trainer Claus Schromm in seinem Abteilungsbericht ein Video: Tore der SpVgg Unterhaching aus dem DFB-Pokal, unterlegt mit emotionsstarker Musik. Erneut Applaus. Und sagte, er werde bis 2020 verlängern, falls Schwabl wiedergewählt werde. Applaus.

Vizepräsident Peter Wagstyl gab die Zahlen des Geschäftsjahres 2014/15 bekannt. Demnach hat der Verein vor allem dank Transfererlösen, der Senkung des Lizenzspieleretats und des Abbaus von Personalkosten (für 95 statt 107 Mitarbeiter) ein Plus von 96 500 Euro erwirtschaftet. Allerdings habe er die bestehenden Schulden von rund einer Million Euro nicht abbauen können. Man habe sich deshalb dazu entschlossen, den Konsolidierungsweg weiterzugehen und keine Lizenz für die dritte Liga beantragt. Zumal für den Spielbetrieb der aktuellen Saison 300 000 Euro fehlten. Schwabl hatte zuvor bereits angekündigt, diese aus eigener Tasche zu zahlen.

Still wurde es im Saal, als Christoph Hütt den Kassenprüfungsbericht verlas. "Ich muss leider etwas Wasser in den Wein schütten", sagte er. Ohne den vor einem Jahr zurückgetretenen Schatzmeister Robert Perchtold sei das Präsidium "rechtlich handlungsunfähig", es habe "Kontrollverluste" gegeben, die in letzter Konsequenz die Gemeinnützigkeit des Vereins bedrohen könnten. Das VIP-Haus habe den Verein als Mieter 240 000 Euro gekostet, generiert wurden allerdings nur Einnahmen von 7146 Euro. Der DFB habe 2015 die "Werthaltigkeit von Sponsorenverträgen" angezweifelt, der "Vertragszweck" im Falle von fünf Verträgen mit dem Gesamtwert von 2,6 Millionen Euro liege auch nach Ansicht der Kassenprüfer "im Dunkeln". Rechnungen an Sponsoren seien teilweise gar nicht gestellt oder nicht angemahnt worden. Er könne deshalb die Entlastung des Vorstands nicht vorschlagen. Auch Hütt erhielt Applaus.

Vizepräsident Wagstyl konterte, man habe sich bemüht, einen neuen Schatzmeister zu finden, ein Interessent habe allerdings abgesagt. Er las zudem ein langes Schreiben einer Anwaltskanzlei vor. Darin hieß es, Sponsorenverträge als schlichter Nachweis für die Liquidität eines Vereins seien gerechtfertigt und müssten nur bezahlt werden, falls erwartete Transfererlöse ausbleiben. Nachfragen der Mitglieder zu Hütts Anschuldigungen gab es nicht.

Während der Aussprache wirkten Schwabls Widersacher um Michael Frühbeis, Markus Oberleitner und Wahlausschuss-Mitglied Martin Dietzinger von der Stimmung eingeschüchtert. Der im Dezember zurückgetretene Jugendkoordinator Frühbeis erklärte kurz, ihre Pläne einer Gegenkandidatur seien an fehlendem Geld gescheitert. Er hatte mehrere Seiten Papier in der Hand, die er dann aber nicht vorlas. Und er ließ sich durch Zwischenrufer aus dem Konzept bringen. Etwa von Walter Wenisch, der später ins Mikrofon schrie: "Sie sind ein Störenfried, Herr Dietzinger!" Großer Applaus. Wenisch ist Seniorchef des Hauptsponsors der SpVgg. Bei der Versammlung wurde bekannt, dass dieser Hauptsponsor im abgelaufenen Geschäftsjahr kein Geld gezahlt hat.

Angetan waren die Mitglieder von Schwabls neuem Team. Dirk Matten, Dirk Monheim und Daniel Eymer haben es sich zum Ziel gesetzt, die Marke SpVgg Unterhaching zu revitalisieren. Während sie sich vorstellten, war aus der vorderen Reihe zu hören: "Total überqualifiziert". Trotz aller Bemühungen der selbst ernannten "Alternative": Die Entlastung des alten und die Wahl des neuen Vorstands waren nur noch Formalität, sie schien an diesem Abend im VIP-Haus völlig alternativlos zu sein. Obwohl dieses Wort im Jahr 2010 das Unwort des Jahres war. Jenem Jahr, in dem Schwabl begann, sich für den Verein zu engagieren.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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