SpVgg Unterhaching:Eruptive Gemengelage

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Ex-Profi Markus Oberleitner tritt als Hachings Nachwuchs-Koordinator zurück: Grund ist der Kurs von SpVgg-Präsident Schwabl

Von Stefan Galler, Unterhaching

Das letzte Punktspiel ist vorbei, bei der SpVgg Unterhaching richtet sich der Fokus auf das DFB-Pokal-Achtelfinalspiel gegen Bayer Leverkusen am 15. Dezember (19 Uhr, Sportpark). Zumindest, was den sportlichen Bereich angeht. Im Inneren des Vereins brodelt es nämlich weiterhin - und am Donnerstag gab es die erste Eruption: Der ehemalige Hachinger Bundesliga-Profi Markus Oberleitner, zuletzt einer von zwei Sportkoordinatoren im Nachwuchsleistungszentrum des Vereins, ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Nach SZ-Informationen könnte es schon bald zu weiteren personellen Konsequenzen kommen.

"Ich kann einige Dinge, die in der Führungsebene des Vereins derzeit passieren, nicht mittragen", erklärt Oberleitner, der zwischen 1994 und 1996 sowie nach einem jeweils kurzen Intermezzo bei Bayern München und Fortuna Düsseldorf zwischen 1997 und 2001 insgesamt etwa 180 Pflichtspiele für die Hachinger bestritt. Sein Treffer zum 2:0 in der Partie der SpVgg gegen Leverkusen besiegelte am letzten Spieltag der Bundesligasaison 1999/2000 den Gewinn der Meisterschaft für den FC Bayern, der durch den Überraschungscoup der Rot-Blauen im Fernduell noch an der Werkself vorbeiziehen konnte.

Ist der Meinung, der Verein werde unprofessionell geführt: Markus Oberleitner, 42, steht der SpVgg Unterhaching immer noch nahe. (Foto: Lackovic/Imago)

Oberleitner, dessen Sohn Yannick aktuell in der U14 der SpVgg kickt, führt vor allem drei Gründe für seinen Ausstieg an: "Zunächst einmal ist in letzter Zeit mit vielen Leuten, mit denen ich immer gut ausgekommen bin, nicht gut umgegangen worden", sagt der 42-Jährige. Als Beispiele nennt er den langjährigen Geschäftsstellenleiter Reinhold Betzendörfer sowie Mannschaftsbetreuer und Zeugwart Wolfgang Binderberger. Sie hatten ebenso wie eine Reihe anderer altgedienter Kräfte unter der Führung von Vereinspräsident Manfred Schwabl ihre Jobs verloren.

"Der zweite Grund ist die fehlende Professionalität auf der Führungsebene", sagt Oberleitner. Es sei ein Unding, dass man in der vergangenen Drittligasaison wegen Verstößen gegen das Lizenzierungsverfahren mit zwei Strafpunkten belegt worden sei. "Das spricht dafür, dass es hier an Professionalität mangelt und wäre zum Beispiel mit einem Reinhold Betzendörfer nie passiert", sagt Oberleitner. "Er hätte sofort gewusst, welche Anforderungen man auf welche Art und Weise erfüllt."

Manfred Schwab treibt die Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung an, um den Einstieg eines Investors zu ermöglichen. (Foto: Hanne Rauchensteiner)

Schließlich sei er ein entschiedener Gegner der von Schwabl vorangetriebenen Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung aus dem Verein, sagt Oberleitner. Diese sei nötig, um beispielsweise potenziellen Investoren wie dem Medienkonzern Pro Sieben Sat 1, der angeblich ein Engagement bei der SpVgg erwägt, den Einstieg zu ermöglichen. "Einen solchen Weg kann ich nicht mitgehen, damit würden wir unsere Seele und unser Tafelsilber verkaufen", argumentiert der frühere Profi. "Die Gefahr besteht, dass es uns wie 1860 München ergeht." Der sei seinem Investor praktisch schutzlos ausgeliefert.

Sein Abschied vom Verein müsse aber nicht endgültig sein, sagt Oberleitner, der eine Immobilienfirma betreibt. "Ich wäre bereit, als Teil eines Kompetenzteams unter neuer Führung weiter mitzuarbeiten." Das Amt des Präsidenten strebt er nicht an, doch wie aus dem Umfeld des Vereins zu erfahren ist, gibt es auch für diese Position einen Interessenten, der bislang nur lose Kontakte zur SpVgg pflegte. Oberleitner schweigt dazu - zumindest vorerst. Spätestens im Januar muss sich ein möglicher Kandidat in Stellung gebracht haben, dann soll die Jahreshauptversammlung stattfinden, die ursprünglich für Dezember avisiert worden war.

Manfred Schwabl hält sich mit Aussagen zu Oberleitners Beweggründen zurück: "Er hat mich über seinen Rücktritt informiert, wir haben für Samstag ein persönliches Gespräch vereinbart. Und bevor ich seine Meinung nicht direkt von ihm gehört habe, werde ich mich dazu nicht äußern", sagt der Präsident. "Nur so viel: Wenn es so weitergeht, dann sind wir drauf und dran, eine gute Chance sausen zu lassen, finanziell mal wieder kurz- und mittelfristig vernünftig planen zu können", so Schwabl.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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