SpVgg Unterhaching:Der Präsident erwägt den Rückzug

Lesezeit: 4 min

Bereit zum Absprung: Gut möglich, dass SpVgg-Präsident Manfred Schwabl bei der anstehenden Mitgliederversammlung nicht noch einmal antritt (Foto: Claus Schunk)

Weil ein möglicher strategischer Partner seine Pläne mit der SpVgg Unterhaching vorerst ad acta gelegt hat, will Manfred Schwabl als Klubchef aufhören

Von S. Galler, C. Leischwitz, Unterhaching

Manfred Schwabl hatte es ja immer wieder gesagt: Er müsse nicht noch einmal als Präsident der SpVgg Unterhaching antreten, er sehe sich vor allem im Bereich der sportlichen Organisation zu Hause. Jetzt lässt der Präsident des Fußball-Regionalligisten offenbar tatsächlich Taten folgen: "Ich muss mir gemeinsam mit Peter Wagstyl (Vizepräsident, d.Red.) erst überlegen, ob wir noch einmal antreten", sagte Schwabl am Freitagnachmittag mit Blick auf die bevorstehende Jahreshauptversammlung inklusive Neuwahlen.

Als Grund gab Schwabl die offene finanzielle Zukunft des Vereins an. Man habe aus diesem Grund nun auch keine Lizenz für die dritte Liga beantragt, die Frist lief diese Woche ab.

Theoretisch wäre der Aufstieg durchaus noch möglich gewesen, vor dem Regionalliga-Start in die Restrunde mit 13 ausstehenden Spielen liegt man acht Punkte hinter Spitzenreiter Burghausen. Das Hauptargument für eine mögliche Wiederwahl ist Schwabl jedoch abhanden gekommen: der "strategische Partner", der seit Monaten immer wieder Gesprächsthema war. Den Namen hatte Schwabl nie bestätigt oder dementiert, es gilt allerdings als sicher, dass bereits mit einer Tochterfirma von ProSiebenSat.1 verhandelt wurde, und dass Christian Nerlinger, Geschäftsführer von Sam Sports, in einer ebensolchen ProSiebenSat1-Tochter, involviert war (Nerlinger hatte sich auch erst kürzlich ein Testspiel der SpVgg Unterhaching angesehen). Nun sagt Schwabl, dass der "strategische Partner seine Planungen in Unterhaching erst einmal hintenan gestellt" habe - sie seien also noch nicht komplett vom Tisch. Der mögliche Sponsor wolle erst einmal die Entwicklung in Unterhaching beobachten, fügte er an. Dazu würde passen, dass Nerlinger, wie die "Bild"-Zeitung am Freitag berichtete, als Sportvorstand beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt im Gespräch ist. Ohne einen solchen Partner sei man von der "sauberen Finanzierung" einer Saison in der dritten Liga "meilenweit entfernt", sagt Schwabl.

Die Jahreshauptversammlung des Vereins steht eigentlich schon seit Monaten an, aufgrund einer in die Länge gezogenen Kassenprüfung war der Termin von Schwabl aber immer wieder verschoben worden. Und das, obwohl laut Satzung eine Versammlung in 2015 hätte stattfinden müssen. Jetzt gebe es zwei mögliche Termine, sagt Schwabl: den 17. März oder den 7. April. Er selbst favorisiere den 7. April. Mit der Begründung, dass sich andere mögliche Kandidaten "besser vorbereiten" könnten, so der aktuelle Vorsitzende. Das klingt stark nach Abschied, zumindest vom Präsidentenamt.

Die Nachricht vom wahrscheinlichen Schwabl-Rückzug fällt ausgerechnet auf dieses Wochenende, an dem für den Verein endlich die verlängerten Weihnachtsferien enden. Seit dem Pokal-Festtag gegen Bayer Leverkusen vor ausverkauftem Haus am 15. Dezember (1:3) gab es kein Pflichtspiel mehr. "Weder Spieler noch Trainer haben Bock auf ewige Vorbereitung", sagt Trainer Claus Schromm. "Wichtig ist einzig, wenn es um etwas geht." Und das tut es von jetzt an wieder, mit dem Auswärtsspiel beim Drittletzten 1. FC Schweinfurt 05 starten die Hachinger diesen Samstag (14 Uhr) in die Frühjahrsrunde.

Und das mit einem verstärkten Kader. Vor allem in der Offensive haben Schromm und Schwabl in den ersten 21 Saisonspielen Defizite ausgemacht. Die Abwehr ist mit nur 18 Gegentoren die beste der Liga, "aber leider haben wir auch sehr gute Werte bei dem, was wir vor dem Tor liegen lassen", sagt der Coach.

Und so wurden gleich zwei erfahrene Angreifer geholt, beide sogar Nationalspieler ihrer Heimatländer: Der Kanadier Caleb Clarke, 22, zuletzt bei den Vancouver Whitecaps unter Vertrag, sowie der Kirgise Vitalij Lux, 26, den man vom 1. FC Nürnberg II loseiste und der auch schon beim FV Illertissen und bei Carl Zeiss Jena gespielt hat. An ihm sei Haching bereits seit einiger Zeit interessiert gewesen, so Schromm, aber eine Verpflichtung sei oftmals knapp gescheitert - diesmal nicht. In Clarke, Lux und dem neuseeländischen Torwart Stefan Marinovic hat die SpVgg nun schon drei aktuelle Auswahlspieler im Kader. "Das ist unser Anforderungsprofil", scherzt Schromm: "Entweder Talent aus der Region und wenn das nicht, dann eben Nationalspieler."

Der dritte Neue entspricht zwar beiden Kategorien nicht so ganz, ist aber dennoch als absolute Verstärkung einzuordnen - wenn er denn fit bleibt. Rückkehrer Sascha Bigalke, 26, der im November 2014 seinen zweiten Kreuzbandriss innerhalb kurzer Zeit erlitten hatte, will noch einmal angreifen. Zuletzt traf er im Testspiel gegen den österreichischen Zweitligisten Austria Salzburg (3:2) zweimal, er präsentiert sich leistungsfähig und ehrgeizig. "Sein Fitnesszustand ist überraschend gut", sagt Schromm. Bigalke, der noch vor zwei Jahren zu den ganz großen Talenten im deutschen Fußball zählte, habe alle Trainingseinheiten während der Vorbereitung absolviert. Der Übungsleiter sagt, mit Bigalke "immer gut ausgekommen" zu sein, obwohl der blonde Techniker alles andere als pflegeleicht sei: "Er ist sehr kreativ auf dem Platz und manchmal auch jenseits davon", sagt Schromm.

Der Kader ist nun ziemlich prall gefüllt, rund 30 Mann tummeln sich im Training - zumindest wenn alle fit sind. Das allerdings ist momentan nicht der Fall, neben dem erkrankten Thomas Steinherr, dessen Einsatz sich kurzfristig entscheidet, müssen Dominic Reisner (Schambeinentzündung), Alexander Piller (Innenbandanriss), Jonas Hummels (Knieprobleme) und Josef Welzmüller (Oberschenkelprobleme) derzeit aussetzen.

Das breite Aufgebot sei der aktuellen Situation des Vereins geschuldet, sagt Schromm: "Wir sind in einem Findungsjahr, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Die Aufgabe ist, dass wir uns stabilisieren und sich eine Mannschaft herauskristallisiert, die eventuell nächste Saison um den Aufstieg mitspielt." In dieser Spielzeit geht es nun also nicht mehr um den Aufstieg, der Regionalligameister wäre allerdings direkt für die erste DFB-Pokalrunde qualifiziert. Man habe nach einem durchwachsenen Auftakt "leistungsmäßig die Lücke zu den Spitzenteams geschlossen", sagt der Coach. "Aber eben nicht tabellarisch." Dennoch sei ein Platz unter den ersten Fünf das Ziel. "Wer auch immer Meister wird, wir drücken ihm in der Aufstiegsrunde mit aller Kraft die Daumen", so Schromm. Denn damit wäre im kommenden Jahr ein Konkurrent weniger im Rennen.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: