SpVgg Unterhaching:Abstand vom Masterplan

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„Ein geiler Typ, die Fans lieben ihn“, sagt Trainer Claus Schromm über Thomas Steinherr. Der 25-Jährige, einer der Lieblingsspieler von Boss Schwabl, brauche einen Tapetenwechsel. (Foto: Claus Schunk)

Der Drittligist verschiebt sein Projekt Aufstieg. Noch ist unklar, wie die Weggänge etwa von Ulrich Taffertshofer oder Thomas Steinherr kompensiert werden sollen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Natürlich ließ sich Manfred Schwabl das Relegationsrückspiel des TSV 1860 München gegen Saarbrücken nicht entgehen. Immerhin spielte der heutige Präsident der SpVgg Unterhaching früher selbst für Sechzig. Nach dem Aufstieg der Löwen nahm Schwabl dann im gleichnamigen Stüberl Platz, am Stammtisch natürlich. Dort habe er darüber sinniert, ob es wegen des zu erwartenden Ansturms nicht sinnvoll wäre, das Drittligaderby in der neuen Saison vom Hachinger Sportpark in die Fröttmaninger Arena zu verlegen. Da habe es im Lager der Sechzger einen Aufschrei gegeben: "Die haben mich alle gefragt, ob ich wahnsinnig bin", erzählt Schwabl. "Da geht kein Blauer mehr raus, schon gar nicht, seit die Bayern die Sitze rot angemalt haben."

Man spürt die Vorfreude beim Präsidenten, aber auch bei Trainer Claus Schromm auf die zweite Hachinger Drittligaspielzeit nach dem Wiederaufstieg. Am Montagvormittag versammelte sich das Team zum ersten Training. Ehe es los ging, richtete Schwabl das Wort an die Mannschaft und appellierte an die Spieler, mit dem gebotenen Ernst in die Vorbereitung zu gehen. Denn eines sei klar: "Das wird eine richtig interessante, aber auch schwierige Saison in einer geilen Liga." Das gilt in jedem Fall für die Zusammensetzung der Spielklasse: Aus der zweiten Liga sind die ehemaligen deutschen Meister Kaiserslautern und Braunschweig abgestiegen, von unten kommen neben den Löwen auch Energie Cottbus und der KFC Uerdingen, allesamt ambitionierte Klubs. Auch deshalb hat Schwabl seinen Masterplan modifiziert: Ursprünglich wollte man schon in dieser Saison versuchen, ganz oben anzugreifen. "Das verschieben wir erst einmal", sagt der SpVgg-Boss. Trainer Schromm hält sich bei der Frage nach dem Saisonziel sehr zurück: "40 Punkte werden wohl kaum reichen, um drinzubleiben. Wir wollen möglichst viele Spiele gewinnen und über den Totopokal wieder die Qualifikation für den DFB-Pokal schaffen." Vorbilder für die eigene Entwicklung seien Vereine wie Heidenheim oder Magdeburg, die durch kontinuierliche Arbeit nach oben kamen. "Es kann nach fünf Jahren gelingen oder nach drei. In jedem der 38 Saisonspiele werden nur Nuancen entscheiden", glaubt Schromm.

Was den Kader angeht, so ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Fest steht, dass abgesehen von den bereits im Mai verabschiedeten Spielern (Nicu, Piller, Lux, Rosenzweig) auch Ulrich Taffertshofer (Osnabrück), Torwart Korbinian Müller (Ziel unbekannt) und Flügelstürmer Thomas Steinherr (FC Homburg) den Verein verlassen werden. Müller habe sich "gegen unser Angebot entschieden", so Schromm. Offenbar scheute der Keeper den Konkurrenzkampf mit Lukas Königshofer, der ihn zuletzt aus dem Tor verdrängt hatte. Bei Steinherr, "einer meiner Lieblingsspieler" (Schwabl), sei die Trennung eine Konsequenz der jüngsten Entwicklung gewesen, sagt Schromm: "Er ist ein geiler Typ, die Fans lieben ihn. Aber er braucht einen Tapetenwechsel. Ich glaube, wir hätten nicht mehr viel Freude aneinander gehabt." Wichtig sei, dass Finn Porath, 21, dem Klub zumindest noch eine Saison leihweise erhalten bleibe. Der HSV hat trotz des Abstiegs aus der Bundesliga von der Rückholklausel für den Offensivallrounder keinen Gebrauch gemacht.

Was Zugänge angeht, halten sich die Verantwortlichen bisher zurück: Neben Innenverteidiger Marc Endres (Chemnitz) und Rechtsaußen Maximilian Krauß (Nürnberg II) wurde bislang nur Torwartroutinier Michael Gurski, 39, verpflichtet. Der hatte von 2001 bis 2004 schon einmal bei Haching gespielt und vergangene Rückrunde beim Regionalligisten VfB Eichstätt ausgeholfen. "Er ist als klare Nummer drei geholt worden, aber es ist ja bekannt, wie ehrgeizig Torhüter sind", sagt Schromm.

Unaufgeregt und konzentriert geht die SpVgg in allen Bereichen die Professionalisierung an: Mit der renommierten Vermarktungsagentur Lagardère, zu deren Kundenkreis Borussia Dortmund und Hertha BSC zählen, schloss sie einen Fünfjahresvertrag ab. In Florian Hauser wurde ein neuer Pressesprecher verpflichtet. Finanziell steht der Klub seit dem Transfer des 16 Jahre alten Karim Adeyemi zu RB Salzburg etwas besser da. "Aber wir werden kein Harakiri machen, unsere solide Basis setzen wir nicht aufs Spiel", sagt Schwabl. Das gilt auch für potenzielle Transfers. So soll Haching an einer Rückkehr von Mittelfeldspieler Lucas Hufnagel interessiert sein, der zuletzt vom SC Freiburg nach Nürnberg verliehen war. "Wir sind in Gesprächen, aber es ist eine enorme Dynamik und Power am Markt", sagt Schromm.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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