Rugby:Olympische Randsportart

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Für den Meister der zweiten Bundesliga Süd München RFC ist der Aufstieg kein Thema: Es gibt keinen Termin für die Relegation

Von Fabian Swidrak, München

Helmut Kraiger ist in Österreich, als er am Samstag ans Telefon geht, wenige Stunden bevor sein Klub in die erste Bundesliga hätte aufsteigen sollen. "Das Spiel gegen Heusenstamm? Findet nicht statt", sagt der erste Vorsitzende des München Rugby Football Club. "Beide Mannschaften bleiben wo sie sind", meint er. Im Klartext: Der Aufstieg hat sich erledigt.

Auf der Homepage des München RFC ist am Samstagmittag kein Hinweis zum geplanten Relegationsspiel gegen den Rugby Klub Heusenstamm (Hessen) und dessen Absage zu finden. Das passt zu dieser Posse, die kein gutes Licht wirft auf die Randsportart Rugby, deren Professionalisierung in Deutschland schleppend verläuft, obwohl sie im Sommer erstmals seit 92 Jahren wieder zum Programm der Olympischen Sommerspiele gehören wird.

Die Münchner haben eine sehr gute Saison gespielt, die beste seit vielen Jahren, wie Kraiger sagt. Der MRFC wurde Meister der Zweitligastaffel Süd und erhielt so die Chance, sich über die Relegation für die erste Liga zu qualifizieren. Die erste Möglichkeit vergaben die Münchner, als sie vor drei Wochen beim RC Luxemburg, dem Meister der Zweitligastaffel West, verloren. Halb so wild, für den Aufstieg hätte auch ein Sieg im zweiten Relegationsspiel gegen Heusenstamm, den Tabellenvorletzten der Erstligastaffel Süd-West, gereicht. Zum Duell beider Teams aber kam es nie und wird es auch nicht mehr kommen.

Ursprünglich hätte das Spiel schon Mitte Mai stattfinden sollen. Wegen eines Länderspiels der luxemburgischen Nationalmannschaft verlegte der Deutsche Rugby Verband (DRV) die Partie München gegen Luxemburg jedoch auf den Tag des Spiels gegen Heusenstamm, für das daher ein neuer Termin zu finden war. Weil die Hessen zunächst an einem internationalen Turnier in Amsterdam (28. Mai) teilnahmen, dann das Viertelfinale des DRV-Pokals (4. Juni) spielten und grundsätzlich ohnehin nur Spiele am Wochenende möglich sind (alle Spieler sind berufstätige Amateure), war der vergangene Samstag der frühestmögliche und daher zunächst anvisierte Termin.

"Das ging allerdings auch nicht", sagt Kraiger. Der Verband habe Heusenstamm nach dem Pokalspiel eine vierzehntägige Regenerationspause zugesagt. Erst danach, am 18. Juni, hätte das Relegationsspiel stattfinden können, würde die deutsche Nationalmannschaft nicht zufällig am selben Tag in Monaco beim Weltqualifikationsturnier um das letzte Ticket für Olympia kämpfen. Damit die Spieler aller Klubs als Zuschauer in den Stadtstaat mitreisen können, setzte der Verband das Relegationsspiel schließlich für den 25. Juni an.

Da allerdings sind zahlreiche RFC-Spieler längst mit ihren Familien im Urlaub. "Wir haben uns daher entschieden, auf den Aufstieg zu verzichten", sagt Kraiger, "so konnte es ja nicht weitergehen." Der Verband teilt mit, er bedauere es, dass so über die Ligazugehörigkeit zweier Teams entschieden werde. Rolf Schmidt, der zuständige Spielleiter, sagt, es hätte Gespräche mit beiden Klubs bezüglich des Termins gegeben. "Aus München kam zunächst eine Zusage für den 25. Juni. Dann hat der Verein einen Rückzieher gemacht", sagt Schmidt. Kraiger widerspricht dem: "Wir sind nicht gefragt worden, ob dieser Termin für uns möglich ist."

Was keine Rolle mehr spielt, denn mittlerweile steht fest: München bleibt zweitklassig und Heusenstamm darf auch in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen - ohne die sportliche Berechtigung dafür erbracht zu haben. Stattdessen reist ein Teil des hessischen Teams am kommenden Wochenende nach Monaco. Die deutschen Chancen auf den für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen benötigten Turniersieg sind indes verschwindend gering. Auch das passt bestens zu dieser absurden Geschichte.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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