Rugby:Nichts mehr zu holen

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2018 um den Aufstieg in die erste Liga gekämpft, 2019 einer von fünf bayerischen Klubs in der zweiten Liga: der Rugby Club Studentenstadt München startet in die neue Saison mit dem Stadtduell gegen den Münchner RFC. (Foto: Claus Schunk)

Trotz starker Leistung unterliegt StuSta München in der Relegation zur ersten Bundesliga dem Favoriten Heusenstamm.

Von Tobias Wirth, München

Es sind die vermeintlich besonderen Spiele, die einen speziellen Reiz auf die Zuschauer ausüben. Packende Duelle zweier Top-Teams fallen ebenso in diese Kategorie wie Begegnungen aus der Rubrik David gegen Goliath: der Underdog, der den Favoriten fordert, ihn eventuell an den Rand einer Niederlage drängt und im Idealfall unter tosendem Applaus und größtem Krafteinsatz sogar niederringt. Relegationsspiele, in denen klassenniedrigere Teams mit bislang höherklassigen um einen Ligaplatz streiten, sind eine Mischung aus beiden Phänomenen.

So war es auch mit dem Relegationsspiel um die deutsche Rugby-Bundesliga am vergangenen Samstag in München. Der souveräne Meister der zweiten Liga Süd, Studentenstadt Rugby München, forderte den Vorletzten der ersten Liga Süd/West, den RK Heusenstamm, zum Duell um die Erstligazugehörigkeit. Vor dem Spiel sahen sich die Münchner durchaus auf Augenhöhe, obwohl sie die Außenseiterrolle bereitwillig annahmen. "Klar der Gegner kommt aus einer Liga höher, aber ich rechne mit einem engen Spiel. Wenn bei uns alles klappt, stehen die Chancen 50:50", schätzte StuSta-Abteilungsleiter Georges Besenius vor der Partie.

Nach dem Duell hatten sich die Münchner dann aber doch als Underdog entpuppt. Denn der RKH erarbeitete sich von Beginn an eine Führung und behielt den Vorsprung über die gesamte Spieldauer hinweg. Trotz stetigem Bemühen und einem in Großteilen ausgeglichenen Spiel gab Besenius letztlich unumwunden zu, "dass gegen Heusenstamm für uns nichts zu holen war. Da reicht es bei uns nicht". Nach einer Saison mit viel Verletzungspech und zahlreichen Ausfällen konnte StuSta-Trainer Umberto Re zum wichtigsten Spiel des Jahres aus dem Vollen schöpfen, bei Heusenstamm fehlte dagegen Nationalspieler Sam Rainger. Die hessischen Gäste ließen sich jedoch weder davon, noch von den schwierigen Platzverhältnissen durcheinander bringen, sie führten nach dem ersten erfolgreichen Versuch 5:0 und nach einem Strafkick 10:0. Vor allem im Gedränge, letzte Saison eine der Stärken der StuSta, war der Bundesligist dem Zweitligisten immer wieder überlegen und nutzte Standards geschickt aus. Zur Halbzeit stand es 5:17.

Mit einer kompakten Defensive und gutem Spiel über die Reihe kamen die Gastgeber in Hälfte zwei besser in die Partie. Die ersten Punkte der zweiten Halbzeit gingen zwar noch an die Gäste (5:24), doch StuSta hielt mit und kam auf 17:29 ran. Das Spiel war nun ausgeglichen und München versuchte, wie bereits im Halbfinale gegen Hausen, aufzuholen und die Partie zu drehen. Unterstützt von gut 200 Zuschauern lieferten sich beide Teams eine umkämpfte Partie, in der Heusenstamm dem Druck allerdings standhielt. Vor allem über die schnellen Außenspieler setzten sich die "Füchse", wie die Mannschaft aus Heusenstamm genannt wird, immer wieder durch und forderten den Außenseiter ein ums andere Mal in der Defensive. "Wir standen zwar hinten stabil, haben aber nach vorne nicht genug Druck aufbringen können, um die Partie zu drehen. Das war einfach ein anderes Kaliber als Hausen", fand Besenius. "Wir haben bis zum Schluss alles gegeben und meiner Meinung nach heute unser bestes Saisonspiel gemacht", sagte der spielende Abteilungsleiter. Er sei zwar enttäuscht, dass der Aufstieg, wie schon 2016, wieder nicht geklappt hat, aber auch stolz auf die Leistung. Vor allem habe sich die Mannschaft nie aufgegeben.

Nach der Partie wussten sie, dass die leichtfertig vertane Chance vor fünf Wochen viel größer war

Den Aufstieg habe sie nicht heute verspielt, sondern im ersten Aufstiegsfinale gegen den Zweitliga-West-Meister aus Luxemburg. Wegen einiger Disziplinlosigkeiten und fehlender Entschlossenheit hatten die Münchner vor fünf Wochen in einem punktearmen Spiel in Luxemburg 12:18 verloren und den vorzeitigen Aufstieg in Liga eins verpasst. "Hätten wir bereits im ersten Aufstiegsspiel gegen Luxemburg so gespielt wie heute, hätten wir gewonnen. Wir haben uns mehr oder weniger selbst geschlagen", sagte Besenius.

Die Münchner wollen die kontinuierliche Entwicklung der vergangenen Jahre nun weiter vorantreiben und auch künftig wieder oben mitspielen. "Ob es für ganz oben reicht, wird sich zeigen. Die Liga wird wohl stärker werden, und die Meisterschaft nicht mehr so einfach wie heuer", mutmaßt Besenius. Statt David gegen Goliath können sich die Zuschauer dafür auf mehr Top-Duelle freuen.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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