Rugby:Münchens alte Liebe

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Zerren und Reißen: Das jüngste Stadtderby der Münchner Zweitligisten MRFC (links) und Stusta endete im Oktober 41:20 für die Studenten. (Foto: Claus Schunk)

Hiesige Klubs hoffen auf mehr Strahlkraft durch internationales Oktoberfest-Turnier

Von Sebastian Winter, München

Rugby und München, war da was? Als Rugby-Hochburg trat die Stadt tatsächlich sehr lange Zeit nicht mehr in Erscheinung. Die beiden besten Klubs, der München Rugby Football Club (MRFC) und die 1999 aus ihm hervorgegangene Studentenstadt Rugby München (Stusta), spielen in der zweiten Liga. In Unterföhring, Gröbenzell, Starnberg und Fürstenfeldbruck gibt es noch kleine Inseln in diesem Sport. Aber Erstliga-Rugby haben die Münchner zuletzt 2003 beim MRFC gesehen. Die großen Zeiten des Münchner Rugbys liegen ohnehin fast 100 Jahre zurück.

Damals, in der Weimarer Republik, boomte der Sport in der Stadt, zu manchen Spielen - übrigens auch von Bayern München - kamen Tausende Zuschauer. Aktuelle Zweitligapartien sehen sich an schlechten Tagen nicht einmal hundert an. Doch seit dem vergangenen Dienstag ist wieder ein wenig Aufbruchstimmung zu spüren in Rugby-München. Denn die Klubs hoffen auf die Sogwirkung des internationalen Topturniers, das am letzten Wiesn-Wochenende (29./30. September) im Olympiastadion über die Bühne gehen wird.

"Oktoberfest 7s" heißt der Einladungs-Wettkampf, bei dem sich Weltklasse-Nationen wie England, Australien und womöglich auch Olympiasieger Fidschi mit dem aufstrebenden Außenseiter Deutschland messen, die Veranstalter rechnen mit mehr als 30 000 Zuschauern. Und Organisationschef Michael Weber sagt schon jetzt: "Wir wollen München zu einer Rugby-Hochburg machen." Zurzeit kann man in Deutschland allenfalls Städte wie Heidelberg oder Frankfurt als solche bezeichnen.

Die Münchner Klubs wünschen sich mehr Strahlkraft durch das Turnier, nicht nur, weil sie wie viele Randsportarten unter dem in der Stadt allmächtigen Fußball leiden und große Probleme bei der Sponsorensuche haben. Es geht ihnen auch darum, strukturelle Probleme anzugehen und eine neue Rugby-Begeisterung zu wecken. "Das ist eine große Chance, unseren Sport populärer zu machen, eine bessere Möglichkeit wird es wohl nicht geben", sagt MRFC-Präsident Helmut Kraiger. Sein Verein richtet seit 38 Jahren das traditionsreiche Amateur-Turnier Oktoberfest 7s aus, die erste Auflage fand 1979 im Grünwalder Stadion statt, zwei Jahre nach der Gründung des Klubs. Den Namen darf 2017 nun das Profiturnier tragen, weil er sich gut vermarkten lässt, der MRFC hat die Erlaubnis erteilt. Das Amateurturnier soll trotzdem parallel dazu stattfinden, nur der Austragungsort ist noch offen, Kraiger arbeitet gerade an einer - auch vom Olympiastadion gesehen - naheliegenden Lösung.

Ansonsten steht der MRFC in der zweiten Liga nicht sonderlich gut da, Vorletzter, der Klub hat viele Verletzte und beruflich bedingte Weggänge zu verkraften. Immerhin steht seit Ende November in Großhadern, wo der Verein beheimatet ist, der neue rugbytaugliche Kunstrasenplatz, was für den 500 Mitglieder starken Verein eine enorme Erleichterung ist.

Von solchen infrastrukturellen Möglichkeiten kann die Stusta im Norden des Englischen Gartens nur träumen. Sie spielt auf einem unebenen, mit Steinchen zersetzten Feld im Park, "die Qualität ist unter aller Sau", sagt Abteilungsleiter Georges Besenius. Flutlicht darf der Klub dort nicht aufstellen, weswegen er mobile Baustellen-Strahler einsetzt. Im Winter kann er auch in der Halle trainieren, die aber zu klein ist für die Bedürfnisse des Klubs. Dabei sieht es sportlich sehr gut aus für die Stusta, die mit nur einer Niederlage Zweitliga-Zweiter ist. "Wir wollen Meister werden und aufsteigen", sagt Besenius selbstbewusst. Spätestens dann bräuchte die Stusta ein gerades, steinloses Rugbyfeld. Eines wie im Olympiastadion, vielleicht für den Anfang mit nicht ganz so vielen Zuschauerplätzen drumherum.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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