Oberschleißheim:München rudert

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Die RG München 1972 gewann zum vierten Mal in Serie die Gesamtwertung und zum fünften Mal seit 2012 den Jugendpokal (im Bild der Junioren-Doppelvierer). (Foto: Claus Schunk)

RGM dominiert bayerische Meisterschaften auf der olympischen Regattastrecke

Von Julian Ignatowitsch, Oberschleißheim

So mancher Ruderer trainiere mehr als die hochbezahlten Fußballer des FC Bayern: Diesen Satz hörte man an diesem Wochenende schon mal an der Ruderregattastrecke. Und der Lohn? Immerhin gab es Pokale und Medaillen.

Bei den bayerischen Meisterschaften in Oberschleißheim traten am Samstag und Sonntag 510 Ruderer aus 26 Vereinen in 139 Rennen gegeneinander an. Der Bootsplatz war voll mit Sportlern, Booten und Ausstellern, auf dem Campingplatz schlugen die Teams ihre Zelte auf. Männer und Frauen jeden Alters, Jungen und Mädchen, Spitzen- und Freizeitsportler waren in den unterschiedlichsten Bootsklassen bei gutem Wetter auf der Regattastrecke unterwegs: Der älteste Teilnehmer war geschlagene 79 Jahre alt, jeder zweite Starter aber jünger als 20 Jahre.

Für die Münchner Mannschaften lief es besonders gut. Die Rudergesellschaft München 1972 (RGM 72) gewann zum vierten Mal nacheinander den Bayerischen Löwen für die Gesamtwertung und zum fünften Mal seit 2012 den Jugendpokal. "Das ist der Lohn für unsere jahrelange konsequente Nachwuchsarbeit", sagte RGM-Sportvorstand Thomas Schröpfer. Er freute sich aber auch über die Erfolge der Stadtkonkurrenz: "Der Standort München hat aufgeholt, das ist sehr positiv". Denn mit dem Münchener Ruder-Club (MRC) und dem Münchener Ruder- und Segelverein Bayern (MRSV) landeten zwei weitere Teams aus der Landeshauptstadt auf dem Treppchen im Gesamtklassement. Die Erfolge der Münchner Teams seien vor dem Hintergrund der unsicheren Zukunft der Olympia-Regattastrecke auch ein Zeichen an die Politik. "München ist auch eine Ruderstadt", sagt Schröpfer.

Die RGM setzt vor allem auf die Nachwuchsförderung, kooperiert mit zwei Dachauer Gymnasien, um den Sport für junge Leute attraktiv zu machen. Wie das im besten Fall funktionieren kann, zeigen die Erfolge der 17-Jährigen Kristina Engelke und Lea Spierer, 18. Die beiden Juniorinnen haben in den vergangenen Jahren reihenweise Titel geholt und siegten auch diesmal im Doppelzweier bei den Frauen, gegen deutlich erfahrenere Konkurrentinnen. Engelke errang zudem den Sieg im Doppelvierer der Juniorinnen. Über die Zusammenarbeit zwischen dem Ignaz-Taschner-Gymnasium und der RGM hatten beide überhaupt erst mit dem Sport begonnen. "Sie sind zwei unserer größten Talente, die es sogar zu den Olympischen Spielen 2020 oder 2024 schaffen könnten", glaubt Schröpfer. Allerdings gibt er auch zu bedenken, was das im Rudersport bedeutet: nämlich viel Arbeit, viel Training und Engagement bei wenig Anerkennung und finanziellem Gegenwert. "Da muss die Leidenschaft groß sein", sagt Schröpfer. Die Mädchen haben gerade Abitur gemacht und erwägen Studium oder Auslandsaufenthalt. Ob da genügend Zeit fürs Rudern bleibt?

Wer ganz nach oben möchte, muss tatsächlich mehr als sieben Mal in der Woche trainieren. Mit Zehntausenden Zuschauern wie die Fußballer darf derjenige aber nicht rechnen. Die Tribüne neben der Strecke war am Wochenende eher spärlich belegt.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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