Fußball:Rock 'n' Rummel

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„Das 2:0 war ganz ganz wichtig“, betonte Heimstettens Trainer – denn anfangs tat sich sein Team schwer. Bis Sebastiano Nappo mit dem Pausenpfiff der vorentscheidende Treffer gelang. (Foto: Johannes Simon)

Der SV Heimstetten ist nach einem 5:1-Sieg gegen Schlusslicht Traunstein Tabellenführer der Bayernliga Süd. "Wenn wir in der Winterpause weiter oben stehen, dann muss man sich Gedanken machen", sagt Abteilungsleiter Matejka.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

"Can't stop" von den Red Hot Chili Peppers ist ja eigentlich eine prima Einlaufmusik, doch beim SV Heimstetten läuft sie auch mal nach dem Spiel, wenn Trainer und Mannschaft einen Kreis bilden. Am Dienstagabend hätte Christoph Schmitt dort gar nichts weiter sagen müssen, außer: Hört auf den Text! Nicht aufhören mit diesem Rummel, und wir kommen ganz groß raus, heißt es da sinngemäß. Übertragen auf Fußballer: eine Liga höher.

Die Heimstettener hören einfach nicht auf, Tore zu schießen. In acht Partien seit Anfang September waren es 26 (bei sechs Gegentoren), nun führen sie zum ersten Mal in dieser Saison die Bayernliga-Tabelle an. Der punktgleiche SV Pullach hat zwar ein Spiel weniger absolviert, doch er gehört mangels geeigneter Spielstätte bekanntlich nicht zu den Aufstiegsaspiranten. Beim 5:1-Heimsieg am Dienstagabend war der SB Chiemgau Traunstein bemitleidenswert wehrlos. "Das Ziel ist jetzt, dabei zu bleiben. Wenn wir in der Winterpause weiter oben stehen, dann muss man sich Gedanken machen", sagte Abteilungsleiter Michael Matejka nach dem Erfolg.

Trainer Schmitt hatte zuvor gewarnt, gerade weil es auf dem Papier so einfach aussah: Ein angeschlagener Tabellenletzter, dessen Trainer Jochen Reil am Wochenende zurückgetreten war. "Wir haben auch eine Weile gebraucht, um reinzukommen", fand Schmitt. Dann verwandelte Daniel Steimel mit einem Schlenzer (20.) einen Konter über Orhan Akkurt, es war die zweite gute Chance der Partie. Vor dem 2:0 (45.) eroberte Akkurt den Ball an der gegnerischen Eckfahne, passte scharf an den Fünfer, wo Sebastiano Nappo einen Haken schlug und die Kugel flach versenkte. "Das 2:0 war sehr, sehr wichtig", sagte Schmitt. Er hält Traunstein für eine "intakte Mannschaft", allerdings mit einem "brutalen Negativlauf". In vielerlei Hinsicht also das genaue Gegenteil seines Teams, bei dem sich momentan alles ineinanderfügt.

Dass die Trainer zurzeit wenig falsch machen können, bewies die zweite Halbzeit. Nachdem sich Vorbereiter Akkurt mit dem 3:0 belohnt hatte (57.), wechselte Schmitt drei Spieler ein, die sonst gar nicht oder nur kurz zum Einsatz kommen. Steimel rückte von der rechten Seite ins Zentrum, wo er in der 77. Minute genau richtig stand, um Alexander Schlosser den Ball wegzuspitzeln - Lukas Riglewski vollendete. Kurz vor Schluss kassierte Torwart Kevin Pradl ein Gegentor durch Stefan Mauerkirchner und fluchte: Einen Tag nach seinem 25. Geburtstag hatte er sich mit seinen Paraden in Bestform gezeigt, doch die Null war ihm nicht vergönnt - in seinem ersten Saisonspiel, wohlgemerkt. "Dabei ist er einer, der bei gefühlt 95 Prozent aller Bayernligisten die Nummer eins wäre", sagt Schmitt. Dass Traunstein nach der Pause überhaupt Chancen hatte, nahm er angesichts der zweiten englischen Woche in Serie mit Verständnis, aber zugleich auch mit ein wenig Verärgerung hin.

Über das 5:1 durfte sich der eingewechselte Tobias Krause freuen. Für den 21-jährigen Zugang vom Bezirksligisten Moosinning waren die 32 Spielminuten gegen Traunstein der längste Einsatz - er kommt angesichts der aktuellen Offensivkraft nur selten zum Zug. "Wir sind zurzeit unglaublich effizient", freute sich Schmitt. Beachtlich ist die Erfolgsserie auch deshalb, weil viele Leistungsträger fehlen: Manuel Duhnke mit Muskelfaserriss, Muhammed Aladdinoglu, der wegen Meniskusproblemen vielleicht operiert werden muss, oder der ehemalige Drittliga-Profi Paul Thomik, der nach Bänderriss erst nach der Winterpause wieder ins Training einsteigt.

Es liegen ja auch noch "ganz, ganz viele Spiele vor uns", betonte Schmitt. Das einzige, was da hilft: einfach nicht aufhören mit dem Rummel.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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