Fußball:Platzprobleme

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Das Klubgelände des SV Pullach ist nicht regionalligatauglich

Von Stefan Galler, Pullach

Ein wenig neidvoll klingt es schon, wenn Frank Schmöller den Blick in den Norden des Münchner Landkreises richtet: "Beim VfR Garching können die in ihrem Seestadion sogar nachts um drei kicken und rumschreien, das stört keinen Menschen." In Pullach, wo Schmöller seit einem Jahr die örtliche Fußballmannschaft trainiert, ist das ein bisschen anders. Der Platz an der Gistlstraße liegt mitten im Wohngebiet, weshalb es klar kommunizierte Zeiten gibt, an denen auf dem Gelände überhaupt Sport getrieben werden darf. "Einmal die Woche bis 22 Uhr, sonst bis maximal 21 Uhr", sagt Heinz Metz, Gesamtvorsitzender des SV Pullach.

Wenn allerdings die erste Männermannschaft am Samstagnachmittag hier ihre Bayernligaspiele austrägt, dann kann es schon mal lauter werden, und das, obwohl die Musik vor dem Spiel und in der Halbzeitpause nur in Zimmerlautstärke aus den alten Boxen scheppert. Ende Oktober etwa, als der TSV 1860 Rosenheim im Isartal zu Gast war, hatten einige der Schlachtenbummler große Trommeln dabei. Klubpräsident Metz unterhielt sich mit dem Platzwart darüber, ob es den Anwohnern eventuell zu laut werden könnte. "Keine drei Minuten später hatte sich der erste telefonisch beschwert", sagt Metz.

Nun sind die Fußballer nach acht Siegen in Serie allerdings ein Favorit auf die Meisterschaft, punktgleich mit dem FC Pipinsried führt Schmöllers Team die Tabelle an - der Dritte weist schon zwölf Punkte Rückstand auf. Doch während man in der vergangenen Spielzeit, als man ebenfalls zur Spitzengruppe der Liga zählte, frühzeitig mitteilte, dass ein Aufstieg in die Regionalliga kein Thema sei, sieht das heuer anders aus. Die Fußballabteilung unter der Leitung von Peter Koppermann hat schon mal vage formuliert, dass sie - die sportliche Qualifikation vorausgesetzt - sehr wohl das Abenteuer vierte Liga angehen möchte und diesbezüglich auch bereits im Austausch mit der Gemeinde steht.

Die Politiker der 9000-Einwohner-Gemeinde kennen die Ambitionen des Sportvereins, die nicht alleine das Männerfußballteam, sondern auch den Jugendbereich und die anderen Abteilungen betreffen: Der Klub braucht mehr Platz, das hat Koppermann zuletzt immer wieder betont. Doch die Gemeinde weiß zurzeit keinen Rat, auch das Gelände des Bundesnachrichtendienstes, der seit Jahren schrittweise nach Berlin ausgelagert wird, biete keine praktikable Lösung. Mit Blick auf einen möglichen Regionalligaaufstieg würde der Klub unter den aktuellen Rahmenbedingungen jedenfalls kaum eine der Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV)

erfüllen. Insgesamt 28 "Pflichten" hat der BFV in seinen Regionalliga-Richtlinien festgeschrieben: Unter anderem muss ein Stadion mindestens 2500 Zuschauern Platz bieten, Presse- und Ehrentribüne müssen überdacht sein, man braucht Räumlichkeiten für Einsatzkräfte, getrennte Blöcke für Heim- und Gästefans, einen Dopingkontrollraum und nicht zuletzt ausreichend Parkplätze, nicht nur für Einsatzfahrzeuge und BFV-Funktionäre, sondern vor allem für Mannschafts- und Fanbusse. "Da müssten die Busse halt die Leute aussteigen lassen und dann irgendwo außerhalb parken", sagt Präsident Heinz Metz. Wo, das weiß auch er nicht.

© SZ vom 22.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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