Fußball:Mölders statt Mbappé

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Beim 1:1 gegen den FC Basel weist Drittligist 1860 München eine klare Linie auf. Trainer Bierofka freut sich über die neue Breite des Kaders - und auf einen neuen Verteidiger.

Von Markus Schäflein

Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft meldete sich auf Facebook umgehend Hasan Ismaik, der jordanische Investor des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, zu Wort. "Liebe Löwen, ich bin ein großer Fan und Bewunderer des deutschen Fußballs", teilte er mit. Deswegen sei er "traurig und deprimiert" über das Scheitern. Ismaik fügte an, mutmaßlich mit Blick auf sein Lieblingsthema, die Abschaffung der 50+1-Regel: "Wenn der DFB jetzt seine Lehren aus diesem Ausscheiden zieht, wird man nicht nur eine neue Erfolgsgeschichte schreiben, sondern auch die Bundesliga wieder deutlich an Format gewinnen."

Auch am Samstag lagen der Weltfußball und Sechzig wieder nahe beieinander. Während die Münchner auf dem Sportplatz des TuS Geretsried ein Testspiel gegen den Schweizer Erstligisten FC Basel bestritten (1:1), lief im Vereinsheim nebenan die Partie Frankreich - Argentinien (4:3). Rund 1700 Zuschauer entschieden sich für die erstgenannte Darbietung - wer Fan von Mauersberger ist, braucht keinen Messi. Und während in der Sportgaststätte Mbappé glänzte, tat es Mölders auf dem Platz, indem er nach dem schnellen Rückstand Basels Torhüter Jonas Omlin den Ball klaute und zum Ausgleich traf. Auch in einer Reihe weiterer Szenen war in der ersten Hälfte zu besichtigen, wie engagiert Sascha Mölders nach der Verpflichtung des diesmal angeschlagen fehlenden Adriano Grimaldi (Preußen Münster) um seinen Stammplatz im Sturm kämpft. "Ich will mich so anbieten, dass der Trainer nicht an mir vorbeikommt, und ich bin überzeugt, dass ich das auch schaffen werde", sagte Mölders.

Zugang Quirin Moll zeigt mit seiner Übersicht in der Zentrale, wie er Sechzig helfen kann

Von den Zugängen standen nur die zweitligaerfahrenen in der Startformation: Quirin Moll (Eintracht Braunschweig), der mit seiner Übersicht in der Zentrale zeigte, wie er dem Drittliga-Aufsteiger helfen kann, und Rechtsaußen Stefan Lex (FC Ingolstadt). Nach mäßigen Leistungen in den ersten Testspielen gegen unterklassige Gegner hatte die Vorstellung der Löwen diesmal schon eine klare Linie.

Im zweiten Durchgang tauschte Trainer Daniel Bierofka das Personal auf allen Positionen und ließ eine reine B-Elf auflaufen - mit den fünf aus der Regionalliga gekommenen Zugängen und Talent Leon Klassen als Rechtsverteidiger. Diese Formation hielt gegen die ebenfalls durchwechselnden Baseler das 1:1 und hatte durch Efkan Bekiroglu, der vom FC Augsburg II kam, sogar noch Chancen auf den Sieg.

Bierofka zeigte sich hinterher von der neuen Breite seines Kaders angetan. "Ich sage ganz ehrlich: Wenn letztes Jahr ein paar Spieler ausgefallen wären, hätten wir Riesenprobleme bekommen", meinte der Trainer mit Blick auf die abgelaufene Regionalligasaison. "Jetzt ist es wirklich so, dass sich keiner ausruhen kann, keiner kann sich sicher sein. Und das will ich als Trainer auch so."

Und sein Kader für die dritte Liga wird noch ein bisschen breiter, einen Innenverteidiger wird der TSV 1860 noch verpflichten: Eine Leihe des 21-jährigen Simon Lorenz vom Zweitligisten VfL Bochum, der bei 1899 Hoffenheim ausgebildet wurde, ist geplant. Neben 52 Regionalliga-Einsätzen kann er auch ein Europa-League-Spiel vorweisen - mit Hoffenheim gegen den bulgarischen Vertreter PFK Ludogorets Razgrad. In Bochum kann sich Lorenz, der im Winter zum VfL kam, dennoch keine große Hoffnung auf Zweitliga-Einsätze machen, daher soll er in der dritten Liga Spielpraxis sammeln.

Wenn auch diese Personalie vollzogen ist, kann sich Bierofka zufrieden seiner zehn Monate langen Ausbildung zum Fußballlehrer widmen. Jede Woche von Sonntagabend bis Mittwochabend muss der Übungsleiter, der seinen Vertrag bei den Löwen unlängst bis 2022 verlängerte, in der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef anwesend sein; eine Ausnahme wird er machen, wenn Sechzig in der dritten Liga am Montagabend spielen muss. Die Vereinsvertreter der Spielklasse bekannten sich am Wochenende geschlossen zur bestehenden Zentralvermarktung, die regelmäßige Montagsspiele (19 Uhr) ebenso vorsieht wie einen neuen Spieltermin am Sonntag um 13 Uhr.

Die 1860-Trainingseinheiten von Montag bis Mittwoch übernimmt in Bierofkas Abwesenheit Sportchef Günther Gorenzel - er ist seit 2015 schon im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz. Noch ein Hauch von Weltfußball in Giesing.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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