Fußball-Landesliga:Ständig aufwärts

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Der VfB Hallbergmoos hat seit dem 27. September 2013 kein Punktspiel mehr verloren. Nun gilt die Mannschaft als Aufstiegsfavorit, doch Trainer Anton Plattner will von Saisonziel Platz fünf nicht abrücken

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Das Schöne am Fußball ist, dass er so unberechnbar ist. Sagt man jedenfalls. Es geht mal rauf und mal runter. Mal gewinnt man, mal verliert man. Nun ja, außer man spielt beim VfB Hallbergmoos. Für den Landesligisten aus dem Kreis Freising geht es schon lange nicht mehr rauf und runter. Sondern nur noch rauf. Und was eine Punktspielniederlage ist, wissen in der Gemeinde am Rande des Münchner Flughafens nur noch die Älteren. Am 27. September 2013 beim 0:2 gegen Kirchanschöring ging die Mannschaft von Trainer Anton Plattner das letzte Mal in einem Ligaspiel als Verlierer vom Platz. Mit dem 0:0 gegen den Kirchheimer SC startete der VfB anschließend eine beispiellose Erfolgsserie. Wenn das Team diesen Freitag als souveräner Tabellenführer abermals auf den KSC trifft, hat es saisonübergreifend nun schon 31 Ligaspiele ohne Niederlage hinter sich.

Der Trainer kann sich noch gut an die "schlimme Zeit" davor erinnern. An jene ersten 13 Spiele der vergangenen Saison, von denen der damalige Aufsteiger neun verlor. Um zu verstehen, warum der VfB heute so erfolgreich ist, sind diese Partien von Bedeutung. Die Klasse der Spieler sei bereits damals vorhanden gewesen, sagt Plattner, "aber wir haben noch schlimme Fehler gemacht". Als Aufsteiger sei das normal: "Das ist ein Lernprozess." Plattner beorderte den erfahrenen Keeper Osman Qeku zwischen die Pfosten, der die Abwehr merklich stabilisierte. "Mit ihm haben wir die Fehler abgestellt und waren dann landesligatauglich", erinnert er sich. Dass seine Mannschaft den Tabellenkeller verließ und die Klasse hielt, habe ihn nicht überrascht. Aber die lang anhaltende Erfolgsserie und Rang acht im Endklassement waren auch für den Coach "eine Sensation".

Nicht zu stoppen: Nils Beckmann (vorne, im Derby gegen Freising) beweist stellvertretend das Hallbergmooser Durchsetzungsvermögen. (Foto: Lukas Barth)

Die neuen Spieler, die der Verein in der Winterpause holte, "waren schon auch ausschlaggebend, die helfen uns gewaltig", sagt Plattner. Etwa Angreifer Jakob Taffertshofer, der von der SpVgg Landshut kam. Oder Sebastian Hofmaier (Unterhaching II), der trotz seiner erst 19 Jahre ein wichtiger Faktor in der Abwehr ist. Den Vorwurf, den Erfolg eingekauft zu haben, möchten sie sich in Hallbergmoos allerdings nicht gefallen lassen. In Kapitän Dennis Hammerl, Michael Kopp, Tim Gebhard oder Andreas Kostorz, derzeit bester Torschütze des Teams, habe man immer noch "einige Hallberger in der Mannschaft", betont der erfahrene Trainer: "Und dass alle Spieler aus der eigenen Gemeinde kommen, das gibt es doch in keinem Verein mehr." In Hallbergmoos haben sie in jedem Fall - das ist dem 65-Jährigen wichtig - eine gewachsene Mannschaft, die sich in den sechs Jahren seiner Tätigkeit kontinuierlich entwickelt hat. "Das ist nichts, was wir mal schnell zusammengekauft haben, fünf bis sechs Spieler waren schon dabei, als ich in Hallbergmoos in der Kreisliga angefangen habe", sagt Plattner.

Nach ihrem Selbstverständnis sind die Hallbergmooser alles andere als eine Übermannschaft. Das Team sei laut den Verantwortlichen trotz der Erfolge aus der Vorsaison keineswegs als Favorit in die neue Runde gegangen. Ziel war lediglich, besser abzuschneiden als im Vorjahr. "Platz fünf wäre schön - das gilt nach wie vor", sagt der Trainer.

Dass der VfB nahtlos an die Ergebnisse der Vorsaison angeschlossen und bereits nach zehn Spielen sieben Zähler Vorsprung auf den Tabellenzweiten hat, kam für Plattner unerwartet. Deshalb gleich vom Aufstieg zu reden, hält er für "schwierig". Die Saison dauere noch sehr lang und um aufzusteigen, "braucht man immer sehr viel Glück". Plattner weiß aber auch, dass seine Elf im Vergleich zur Konkurrenz derzeit am konstantesten spielt und - wenn das so bleibt - das Aufstiegsszenario schnell Wirklichkeit werden könnte. Wehren würden sich die Hallbergmooser nicht. "Wenn man ehrlich ist, will doch jeder gerne Bayernliga spielen", sagt der Trainer. Allerdings sei diese Klasse dann "für einen Verein wie Hallbergmoos schon das höchste der Gefühle". Um das Team großartig zu verstärken, dazu fehlen laut Plattner die finanziellen Möglichkeiten. Zudem entspräche das nicht seiner Philosophie. Er setzt auf das Zugehörigkeitsgefühl zum Verein. So wie in der Mannschaft, die er sechs Jahre lang aufgebaut hat.

Und die möchte nun erst einmal gegen Kirchheim ihre Erfolgsserie fortsetzen. Über alles andere, sagt Plattner, "können wir vielleicht reden, wenn die Rückrunde angegangen ist".

© SZ vom 19.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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