Fußball:Krumm geklopft

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Mitfavorit SV Pullach startet ungewöhnlich früh in die Bayernliga-Vorbereitung

Von Stefan Galler, Pullach

Für die ersten Trainingstage nach dem Jahreswechsel hat Frank Schmöller ungewöhnliche Methoden angekündigt: "Ich werde erst mal Haltungs- und Stabilitätsübungen machen", sagt der Coach der Pullacher Fußballer. "Die Jungs haben nämlich alle eine Schiefstellung der Wirbelsäule, vom vielen Schulterklopfen in der Vorrunde." Die Isartaler spielen eine starke Saison in der Bayernliga Süd: 51 Zähler haben sie als Tabellenzweiter bereits gesammelt, liegen damit schon sechs Punkte vor dem Dritten TSV Rain. Und sie hinken Spitzenreiter FC Pipinsried nur vier Zähler hinterher - mit einem Nachholspiel in der Hinterhand. "Unser Niveau zuletzt war schon arg hoch", sagt Trainer Schmöller und hört sich beinahe an, als würde er es bedauern. "Auf dieses Niveau müssen wir wieder kommen, wenn wir Chancen haben wollen, oben dabei zu bleiben. Im Dezember ist noch keiner aufgestiegen."

Daher sei es wichtig, die Spieler zu erden und "Träumereien von der Regionalliga" vorerst ad acta zu legen. "Die Mannschaft muss sich wieder mit Leben füllen nach der Pause. Dafür muss sie sich quälen." Schmöller hält nichts davon, sich auf den welk gewordenen Lorbeeren der vergangenen Monate auszuruhen. Die Winterpause ist lang, bereits am 14. November 2014 ging das Fußballjahr für den SV Pullach zu Ende. Anschließend war das Team einmal spielfrei, dann folgte die Absage in Raisting. Erst am 7. März geht es mit dem Heimspiel gegen Sonthofen weiter. "Als aktiver Profi hätte ich in einer so langen Zeit ohne Wettkampfpraxis wahrscheinlich das Kicken verlernt", sagt der Trainer.

Damit es seinen Spielern nicht ähnlich ergeht, hat der 48-Jährige einen strengen Vorbereitungsplan entworfen: Vor einer Woche schon begann eine intensive zehntägige Phase, nach einer fünftägigen Pause zur Regeneration werde es dann erst richtig losgehen: "Dann arbeiten wir an Schnelligkeit und Spritzigkeit." Sechs Testspiele, unter anderem gegen FC Bayern II (21. Februar) und TSV 1860 II (25. Februar) sollen die Wettkampfhärte zurückbringen. Acht Siege in Serie hatten die Männer von der Gistlstraße zuletzt hingelegt, "gigantisch", findet Schmöller. "Aber in der Rückrunde wird es viel schwieriger, wenn die Mannschaften aus dem unteren Bereich wie Löwen um den Klassenerhalt kämpfen."

Pullach muss vorerst auf Vize-Kapitän Peter Beierkuhnlein verzichten, wegen einer längeren Asien-Reise. "Er wird uns fehlen, als Fußballer und als Typ", sagt sein Coach über den 26-Jährigen, der bisher mit Torjäger Orhan Akkurt gemeinsam eine Fahrgemeinschaft zum Training bildete. Gut möglich, dass sich der frühere Haching-Profi Orkan Balkan Beierkuhnleins Stammplatz sichert. Er war erst im September aus der dritten türkischen Liga nach Pullach gekommen und musste meist mit Teilzeiteinsätzen vorliebnehmen.

Zum Trainingsauftakt konnte Schmöller drei Heimkehrer begrüßen: Jan Bergerhoff kehrte nach einjährigem Auslandsaufenthalt zurück, als willkommene Alternative im Angriff. Verteidiger Florian Königer spielte zuletzt bei einem Schweizer Viertligisten und könnte die Hierarchie ins Wanken bringen. "Ich hatte ihn schon mal auf dem Zettel, als ich noch in Ismaning war", verrät Schmöller. Und auch Philipp Malige ist zurück. Ganze 15 Partien hat der 24-Jährige in den vergangenen zweieinhalb Jahren wegen ständiger Verletzungen bestritten, Schulter, Fuß, Syndesmoseband: "Er hat Seuchenjahre hinter sich. Wir werden ihn langsam aufbauen", sagt sein Trainer.

Und dann kommt das Gespräch doch noch aufs Thema Regionalliga und einen möglichen Aufstieg des kleinen Vorortklubs in diese vierthöchste Spielklasse. "Ich bin ja nicht von gestern", sagt Schmöller. "Wenn wir so weiter spielen, ist es doch ganz normal, dass zweigleisig geplant wird." Aber dazu muss er seine Jungs erst einmal wieder stabilisieren. Und Schulterklopfern die Tür weisen.

© SZ vom 22.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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