Fußball:Frostige Zeitenwende

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Weißwürste im Bierteig: Die SpVgg Unterhaching stellt ihren neuen Hauptsponsor vor - und zeigt sich extrem erleichtert über die sofortige Unterstützung des Tiefkühlkost-Experten.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

„Ich hoffe Sie wissen, dass Sie nicht bei Bayern München eingestiegen sind“: Frostkrone-Chef Frédéric Dervieux (li.) mit Manfred Schwabl. (Foto: privat)

Fußball sei in dieser Region ja sehr bedeutend, sagt der mit starkem französischen Akzent sprechende Geschäftsführer des neuen Hauptsponsors, Frédéric Dervieux. Er habe ihn, den Fußball, ja auch schon kennengelernt in "Bayern, München". Neben ihm sitzt Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, und sagt: "Ich hoffe Sie wissen, dass Sie nicht bei Bayern München eingestiegen sind." Alle lachen, auch Dervieux.

Der neue Hauptsponsor, er passt in vielerlei Hinsicht gut zum Drittligisten. Schon allein deshalb, weil der Humor des bodenständigen Schwabl nicht zu einem sterilen Geldgeber passen würde, bei dem jedes Wort auf der Goldwaage liegt. "Frostkrone" heißt der neue Hauptsponsor, eine Firma aus Nordrhein-Westfalen, die so genanntes Finger Food herstellt und dieses bald auch im Hachinger Stadion verkaufen wird. Schwabl, eigentlich ein bayerischer Puritaner, sagt, dass ihm die Mozzarella-Sticks und die Weißwürste im Bierteig wirklich schmecken. Beim ersten Mal habe er sich lediglich darüber beschwert, dass ihm dazu stilles Wasser gereicht wurde. Gelächter. Es ist den Beteiligten anzumerken, dass sie sich schon eine Weile kennen, schon lange vor Weihnachten kam die Zusage. Der neue Sponsor hatte auch das am vergangenen Wochenende beendete Trainingslager bezahlt. Eine kleine Abordnung war sogar mitgereist nach Spanien.

"Wir haben jetzt absolute Sicherheit, wir müssen nicht mehr verhungern", sagt Schromm

Die Erleichterung, die im Verein herrscht, lässt sich nicht in Kalorien aufwiegen. "Wir haben jetzt absolute Sicherheit, wir müssen nicht mehr verhungern", freut sich Trainer Claus Schromm. Der zweite Teil seiner Aussage darf durchaus existenziell verstanden werden. Wenn ein Verein sechs Jahre lang keinen Hauptsponsor hat - bei Alpenbauer handelte es sich lediglich um einen fünfstelligen Freundschaftsdienst, der dazu da war, Fehlbeträge in der Kalkulation auszugleichen -, dann darf die Vorstellung eines Betriebes wie Frostkrone, der seine Produkte auch im Stadion von Borussia Dortmund verkauft, geradezu als Zeitenwende gelten. Auch dann, wenn dieser Sponsor lediglich auf dem Trikot und auf der Bande stehen wird - das Stadion wird vorerst weiterhin Alpenbauer Sportpark heißen. Die Höhe des Engagements, sagt Schwabl, sei "der dritten Liga angemessen". Angelegt ist es vorerst auf dreieinhalb Jahre. Im Falle eines Abstiegs würde sich das finanzielle Engagement zwar verkleinern, doch es würde eben trotzdem weitergehen. "Das gibt uns absolute Sicherheit", freut sich Trainer Schromm.

Kaum endet für die SpVgg Unterhaching die Winterpause, beginnt es zu schneien: Der letzte Formtest für das Team von Ulrich Taffertshofer (vorne) bei der U23 des FC Bayern München (Resul Türkkalesi) misslingt. (Foto: Robert Haas)

Es gehe nun nicht darum, von dem neuen Geld Spieler einzukaufen, die Haching möglichst bald in die zweite Liga schießen. Der neue Sponsor will das bestehende Jugendkonzept fördern, wonach möglichst viele Spieler aus den eigenen Reihen rekrutiert werden. "Zwei, drei Mal" sei man mit anderen Kandidaten vor einem Abschluss gestanden, erzählt Schwabl, dann habe aber "das Bauchgefühl" nicht gepasst und das Geschäft sei nicht zustande gekommen. Dann bedankt sich der Präsident bei einer Investmentfirma aus München, die die Kooperation erst möglich gemacht habe. "Emeram Capital Partners GmbH" war vor knapp einem Jahr als Investor bei Frostkrone eingestiegen. Einen ihrer sechs Besitzer kennt Schwabl schon länger: Christian Näther hatte 2015 zur SZ gesagt, er wolle helfen, den "Verein professionell aufzustellen". Damals hatte sich eine vereinsinterne Opposition gebildet, der nach SZ-Informationen zunächst auch Näther angehört hatte, die Wiederwahl Schwabls war damals lange in der Schwebe gewesen. In der Zwischenzeit hat man sich aber in der Geschäftsstelle offensichtlich gut kennen gelernt. Den Verein professioneller aufzustellen, das scheint nun jedenfalls gelungen zu sein. Zumal Emeram auch noch geholfen hat, einen weiteren Sponsoren für den Jugendbereich zu gewinnen.

Die schon länger geplante Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH werde unabhängig vom neuen Hauptsponsor vorangetrieben. Die nächste Jahreshauptversammlung ist für den 15. März angesetzt, zurzeit prüfe man noch, so Schwabl, ob diese Ausgliederung vielleicht erst in einer außerordentlichen Sitzung im Sommer angegangen werden soll. "Sie kommt aber auf jeden Fall in diesem Jahr noch", sagt der Präsident. Das einzige, was man jetzt noch tun müsse, sagt Trainer Schromm, das sei Ruhe bewahren. Dann werde unweigerlich der Tag kommen, an dem diese Mannschaft wieder in die zweite Liga aufsteigt. In Anspielung auf den anderen Partner des neuen Sponsors, Borussia Dortmund, sagt Geschäftsführer Dervieux dann noch: "Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal." Schwabl meint, er sei selten sprachlos, doch jetzt sei er es.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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