Fußball:Erster - hinter Türkgücü

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Trotz personeller Verluste an die Konkurrenz peilt Landesligist FC Deisenhofen Rang zwei in der Gruppe Südost an. "Soll ich sagen, dass wir mit dieser Mannschaft Achter werden wollen?", fragt Manager Perneker.

Von Stefan Galler, Oberhaching

Im Normalfall hätte man den FC Deisenhofen wohl zu einem Topfavoriten auf die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga Südost gestempelt. Doch was ist in dieser Saison schon normal, da im SV Türkgücü-Ataspor eine Mannschaft mitmischt, die derart verstärkt wurde, dass wohl kein Weg an ihrem Aufstieg in die Bayernliga vorbeiführen wird. Deisenhofens Coach Peter Schmidt bringt es auf den Punkt: Für sein Team stehe nun "die inoffizielle Landesliga-Meisterschaft um Platz zwei" im Fokus.

Klingt ein wenig nach Galgenhumor. FCD-Manager Franz Perneker wird jedoch richtig ärgerlich, wenn es um den beachtlichen Kader von Türkgücü geht, dem neuen Verein des bisherigen Unterföhringer Trainers Andreas Pummer. Dabei steht weniger der Konkurrent im Zentrum seiner Kritik, schließlich sei es nicht seine Aufgabe, zu bewerten, was die anderen machen. "Es ist ja nichts Unrechtes dabei", sagt Perneker, der zudem betont, wie sehr er Pummer schätzt. "Aber wir sind ein Verein, der Ausbildung betreibt, und das exorbitant gut. Jetzt gehen vier, fünf unserer U 19-Spieler in die Bayern- oder Regionalliga und wir bekommen keinen Cent." In Deisenhofen investiere man 50 000 bis 80 000 Euro in die Jugend, verrät der FCD-Manager. "Türkgücü spart sich die Ausbildung, steckt sein Geld direkt in fertige Spieler und wird wahrscheinlich Meister. Da hakt es doch an den Richtlinien des Verbandes."

Perneker nennt ein konkretes Beispiel: Maximilian Humpenöder, 18, wechselte vor der Saison aus der Deisenhofener U 19-Bayernligamannschaft zu den Würzburger Kickers II in die Bayernliga Nord. "Er hat seit der C-Jugend bei uns gespielt, wir haben ihn nicht nur fußballerisch gefördert, sondern auch privat unterstützt, weil er kein einfacher Typ ist. Dann geht er für null Euro als Vertragsamateur nach Würzburg, und ich muss für 750 Euro einen anderen Keeper holen", sagt der FCD-Manager. Eine Ausbildungsentschädigung würde nur dann fließen, sollte Humpenöder zu einem höherklassigen Klub transferiert werden. "Aus meiner Sicht ist das eine verkehrte Fußballwelt. Ich sehe Verbandspräsident Koch gefordert", betont Perneker.

"Soll ich sagen, dass wir Achter werden wollen?"

Er selbst hat seine Aufgaben gemacht, der Kader steht trotz Weggängen wie Torwart David Hundertmark (Grödig/Österreich), Markus Mayer (FC Töging), Bernhard Riedl (TSV Moosach/Grafing) und Masaaki Takahara (Unterföhring) gut da, auch wenn das erste Saisonspiel gegen Aufsteiger TuS Pfarrkirchen 0:0 endete. "Anfangs haben die gut mitgespielt, da hatten wir drei Hundertprozentige. Als die merkten, dass sie etwas gegen uns holen können, haben sie sich immer weiter zurückgezogen." Mit dabei waren einige Zugänge: Stürmer Sebastian Lattermann, der von Trainer Peter Schmidts früherem Klub TSV Neudrossenfeld (Landesliga Nordost) zum FCD stieß, konnte in seinem ersten Punktspiel die fast schon chronische Offensivschwäche noch nicht beheben. In der vergangenen Saison hatte Lattermann in 34 Spielen 26 Treffer erzielt. Auch Rückkehrer Martin Mayer war noch nicht in der Lage, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Der Mittelfeldspieler kehrte nach einem Jahr beim Regionalligisten TSV Buchbach zu seinem Heimatverein zurück. Es sei sportlich nicht ganz so gelaufen, wie er es erhofft hatte, sagt Mayer. Dennoch bereue er den Schritt nicht.

Mitgebracht aus Buchbach hat Mayer Andreas Markmüller, der in der Jugend bei den Bayern und später vier Jahre in Unterhaching verbracht hatte. Dessen Bruder Valentin kam gerade aus der Deisenhofener U 19 heraus, ein weiteres Argument, zum FCD zu wechseln. "Andreas macht außerdem eine Ausbildung beim Bayerischen Rundfunk", berichtet Franz Perneker. Allerdings muss Markmüller, 21, nach einem Platzverweis im Toto-Pokal gegen Kirchanschöring noch auf sein erstes Landesligaspiel warten, er wurde für vier Partien gesperrt. Die Härte des Strafmaßes erzürnt die FCD-Verantwortlichen. "Völlig überzogen", sagt Perneker.

Und so hoffen sie nun im Oberhachinger Ortsteil darauf, dass sie demnächst in die Spur finden, auch weil sich die Talente aus der U 19 immer besser im Herrenbereich zurechtfinden sollten. Womöglich geht es schon in den nun anstehenden Partien beim TSV Kastl (Samstag, 16 Uhr), gegen den SV Erlbach und beim SE Freising in die anvisierte Richtung. "Soll ich sagen, dass wir mit dieser Mannschaft Achter werden wollen? Das Ziel ist Rang zwei bis fünf", sagt Perneker. Nur der Meistertitel, der ist wohl schon vergeben.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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