Fußball:Die Krönung

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"Ein unbeschreibliches Gefühl": Verena Wieder (rechts) sicherte der Münchner U17 mit ihren beiden Treffern im Endspiel den Sieg. In der nächsten Saison rückt die 16-Jährige in den Frauen-Bundesliga-Kader auf. (Foto: Claus Schunk)

Zum dritten Mal nach 2013 und 2014 gewinnen die B-Juniorinnen des FC Bayern München die deutsche U17-Meisterschaft. Im Endspiel besiegen sie durch zwei Treffer von Verena Wieder Rekordmeister Turbine Potsdam 2:1.

Von Christian Bernhard, Aschheim

Carmen Roth hat auf dem Fußballplatz ein gutes Raum-Gespür, 13 Bundesliga-Jahre als Abwehrspielerin bringen das unweigerlich mit sich. So umsichtig wie am vergangenen Samstag ist sie während ihrer aktiven Karriere aber wohl kaum zu Werke gegangen. Immer und immer wieder veränderte sie ihre Position und versuchte, alles im Blick zu behalten. Alle Vor- und Übersicht half aber nichts: Roths musste einige Wasser- und Eiswürfel-Duschen über sich ergehen lassen. Die von Roth trainierten B-Juniorinnen des FC Bayern München haben sich am Samstag zum dritten Mal nach 2013 und 2014 den deutschen Meistertitel geholt: 2:1 bezwangen sie vor mehr als 700 Zuschauern in Aschheim Rekordmeister Turbine Potsdam. "Ich kann es noch gar nicht richtig fassen", sagte Roth nach der besonders in der ersten Halbzeit sehr dominanten Vorstellung ihres Teams.

"Wir waren als Team eine Macht", sagt Trainerin Carmen Roth, die schon 2014 den Titel gewann

Schon bei der bis dato letzten Meisterschaft stand Carmen Roth an der Seitenlinie. Es habe sich bereits im Oktober so angefühlt wie 2014, sagte die 38-Jährige. Karin Danner hatte ebenfalls eine Vorahnung gehabt. Die Managerin der FCB-Frauen stand nach dem Triumph ebenfalls auf dem Rasen und zählte lächelnd auf, dass die Münchner Frauen-Abteilung seit 2012 in jedem Jahr einen Titel eingefahren hat. Da die erste Mannschaft nach zwei Meistertiteln in Serie in diesem Jahr leer ausgegangen war, mussten die B-Juniorinnen einspringen.

Dass es gelang, "ist natürlich top", sagte Danner. Für die U17-Mädchen war der Endspielsieg die Krönung einer tollen Saison. 16 ihrer 18 Bundesliga-Partien hatten sie gewonnen, inklusive der Finalrunde waren sie nur einmal ohne eigenes Tor geblieben. Roth hatte bereits vor zwei Jahren gespürt, dass dieser Jahrgang "überragend" sei. Noch mehr als die "unglaubliche Qualität" und den Charakter hob die Trainerin den Teamgeist hervor. "Wir waren die ganze Saison über als Team eine Macht und hatten einen unheimlichen Willen", betonte sie. Die gefragteste Spielerin war am Samstag Verena Wieder. Die 16-jährige Außenspielerin hatte das Finale mit ihren zwei Toren entschieden und speziell beim 1:0 gezeigt, warum sie in der soeben zu Ende gegangenen Saison bereits Champions-League-Luft geschnuppert hatte: In Minute 27 hatte sie sich auf ihrer linken Seite gleich gegen vier Potsdamerinnen durchgesetzt und dann ins kurze Eck getroffen. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl", schwärmte sie. Zusammen mit ihren Teamkolleginnen Andrea Brunner, Sydney Lohmann und Sophie Riepl hatte Wieder im Mai bereits die U17-EM gewonnen.

Wie speziell dieser deutsche Meistertitel ist, hob ausgerechnet die Europameister-Macherin hervor. Der Triumph mit dem "eigenem Team", mit dem man das ganze Jahr über tagtäglich trainiere, habe einen "sehr hohen Stellenwert", sagte Anouschka Bernhard. Die B-Jugend-Nationaltrainerin nahm die Siegerehrung vor und musste erst auf Potsdamer Seite einige ihrer Nationalspielerinnen trösten, ehe sie den Münchnerinnen die Goldmedaillen umhängte. Bernhard weiß ganz genau, dass den Mädchen jetzt ein großer Sprung bevorsteht. Anders als bei den Junioren gibt es im Frauenbereich keine A-Jugend-Bundesliga, sie treten direkt in den Erwachsenen-Bereich ein. Dieser Schritt sei "immens", sagte Roth - auch Danner unterstrich, dass es für 17-jährige junge Frauen "ganz schwierig" sei, im Frauenbereich Fuß zu fassen. Speziell in der Bundesliga. "Für eine deutsche U-Nationalspielerin ist es sehr, sehr schwer, in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen", erklärte Bernhard. "Da geht der Weg über die zweite Liga, aber das ist sicherlich auch kein schlechter Weg, um Erfahrungen zu sammeln und sich an das Niveau zu gewöhnen."

"Die Mädels haben vorgelegt": Die Junioren des FCB legen am Sonntag gegen Bremen nach

Gleich neun Spielerinnen aus dem Meisterkader werden zur neuen Saison in die zweite Mannschaft des FC Bayern, die praktischerweise in der zweiten Bundesliga spielt, befördert. Roth ist überzeugt davon, "dass alle, die hochkommen, nächste Saison eine gute Rolle in der zweiten Mannschaft spielen werden."

Auch Bernhard sieht die 2. Liga als idealen Zwischenschritt. Speziell für die U17-Nationalspielerinnen sei es wichtig, dass sie nicht ausschließlich bei den Mädchen spielten, denn die U17-Bundesliga sei aufgrund des Gefälles über die Saison gesehen "nicht die Liga, in der die Topspielerinnen optimal gefördert werden." Für Verena Wieder und die im Finale verletzte Lohmann geht es noch höher hinaus, sie stehen kommende Saison bereits bei den Frauen in der Bundesliga unter Vertrag. Aber nicht gleich unter Druck. "Die Trainingsintensität dort ist eine ganz andere", sagte Danner, "die müssen sich jetzt erst einmal finden." Am Samstag wurde aber erst einmal gefeiert - und gehofft. "Die Mädels haben vorgelegt", sagte Danner. Am Sonntag dann legten die B-Junioren nach und gewannen ihr Endspiel um die Meisterschaft 2:0 gegen Werder Bremen. Mit zwei Meister-Teams ins neue Nachwuchsleistungszentrum umzuziehen, sei schon eine "tolle Geschichte", meinte Danner.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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