Fußball:Der Kapitän geht

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Trainer ade: Michael Kokocinski verlässt die Münchner Löwen. (Foto: imago/foto2press)

Michael Kokocinski wechselt von 1860 München zu Türkgücü

Von Christoph Leischwitz, München

Man kann durchaus sagen, dass Schokoriegel und kalte Getränke seinen Weg ebneten. Zumindest sind sie nicht ganz unbeteiligt daran, dass nun auch die U21 der Münchner Löwen in der Fußball-Regionalliga ohne Coach dasteht, denn Kapitän Michael Kokocinski, der dort zuletzt für Daniel Bierofka als (Spieler-) Trainer einsprang, wechselt überraschend zum Landesligisten SV Türkgücü-Ataspor.

Das Ganze hat mit Kokocinskis Beruf zu tun: Vor fünf Jahren hat der Abwehrspieler eine Firma für Versorgungsautomaten mitgegründet, und einer seiner Automaten steht in der Firma von Hasan Kivran, dem Vorsitzenden des wieder nach oben strebenden SV Türkgücü. Man kannte sich also. Zugleich sind die Automaten der Grund, wieso Kokocinski den TSV 1860 verlässt: "Beides war nicht mehr möglich", sagt der 31-Jährige. Die U21 trainiert bekanntlich unter Profi-Bedingungen. Und auch die Option einer Trainerlaufbahn, in die Kokocinski beim Regionalligisten unter Bierofka "reingeschnuppert" habe, wie er sagt, hat er offenbar verworfen; er habe gemerkt, dass das ein Job sei, "der von sieben Uhr bis 22 Uhr geht". Sein anderer Job gebe ihm jetzt aber die Gelegenheit, mal wieder mehr Zeit für die Familie zu haben.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, Kokocinski gilt als Spieler mit Löwenherz. Künftig aber muss er nur dreimal pro Woche trainieren. Bei Türkgücü freuen sie sich auf einen drittliga-erfahrenen Verteidiger, der die Ambitionen des Klubs, in den kommenden Jahren möglichst gleich mehrere Aufstiege zu schaffen, noch einmal unterstreicht. Dort will sich Kokocinski aus zeitlichen Gründen "erst mal auf das Spielen konzentrieren". Nach sechs Siegen und einem Remis unter dem neuen Trainer Rainer Elfinger steht die Mannschaft auf dem siebten Tabellenplatz, der Aufstieg in der laufenden Saison ist nach ursprünglicher Abstiegsgefahr plötzlich gar nicht mehr unrealistisch.

Natürlich könne man sich bei Elfinger, der übrigens auch mal für 1860 arbeitete, einiges abschauen, sagt Kokocinski, und vielleicht mache er irgendwann doch noch seine Trainerscheine. 1860-Nachwuchsleiter Wolfgang Schellenberg sagt jedenfalls, dass eine Tür offen stehe, falls Kokocinski eine Trainerkarriere anstrebe. Nach dem Weggang des erfahrensten Spielers freut man sich im Nachwuchs-Leistungszentrum umso mehr über einen Rückkehrer: Mittelfeldspieler Nicolas Andermatt, 21, wechselt nach nur einem halben Jahr in Burghausen zurück an die Grünwalder Straße.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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