Fußball:Bierdusche mit Anlauf

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Comeback nach 32 Jahren: Der FC Moosinning ist zurück in der Fußball-Landesliga. (Foto: Renate Schmidt)

Nach 32 Jahren steigt der FC Moosinning wieder in die Landesliga auf. Nun stellt sich der Verein auf einen zähen Abstiegskampf ein.

Xhevat Muriqi konnte das Unvermeidliche noch etwas hinauszögern. Bis das Bier auf das Fußballfeld im Stadion des FC Moosinning getragen wurde, dauerte es eine Weile. Dann aber erwischte es den Trainer, der erst vor der Saison aus Ismaning gekommen war. Gleich mehrere Spieler verpassten ihm nach dem 2:1-Heimsieg am Sonntagabend gegen den TV Erkheim und dem damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga die obligatorische Bierdusche. Eigentlich hätte es die ja schon vor einer Woche beim beeindruckenden 5:0 im Relegationshinspiel in Erkheim geben können, doch Muriqi bat seine Spieler um vorübergehende Verschonung: Er hatte keine Wechselklamotten nach Schwaben transportiert. In Moosinning war er dann vorbereitet.

"Ich hatte ein bisschen Angst, dass der eine oder andere das nicht so ernst nimmt", sagte Muriqi angesichts des deutlichen Vorsprungs. Seine Bedenken dürften schnell verflogen sein. Noch keine fünf Minuten waren gespielt, als Christian Reiser von links nach innen zog und aus beträchtlicher Entfernung zum 1:0 für den FCM traf. Dahin war jede Resthoffnung des Gegners und seiner zahlreich angereisten Anhängerschaft. Etwa ein Drittel der 681 Zuschauer kam aus dem Unterallgäu. "Was man hat, hat man", sagte ein Erkheimer - er sprach von den drei Flaschen Bier in seiner Hand, hätte aber genauso gut den uneinholbaren Rückstand seines Teams meinen können. Erkheim hätte für mindestens ein Jahr Landesliga nun schon sechs eigene Tore benötigt - ein aussichtsloses Unterfangen. Immerhin: Die Gäste gaben sich nicht auf. "Es war ein bisschen schwerer als das Hinspiel, weil der Gegner nichts mehr zu verlieren hatte", sagte Muriqi. In der 26. Minute kam Erkheim tatsächlich zu seinem ersten und einzigen Treffer dieser Relegationspaarung. Nach einem Einwurf konnte die FC-Abwehr um Kapitän Johannes Volkmar den Ball nicht entscheidend klären, Peter Müller schob ein.

Kurz vor der Pause kam Aufregung in dieses Spiel, in dem eigentlich klare Verhältnisse herrschten. Beim Versuch, einen langen Pass abzufangen, streckte Erkheims Torwart Markus Stetter das Bein aus und erwischte Timi Sulimani unglücklich am Oberkörper. Ergebnis: rote Karte für Stetter und das Moosinninger 2:1 durch Junis Ibrahim per Elfmeter. Auf Erkheims Ersatzbank und unter den Fans wuchs der Unmut über Schiedsrichter Thomas Berg. Erst recht, als Thomas Oswald nach einem unnötigen Frustfoul in der FCM-Spielhälfte seine zweite gelbe Karte sah und Erkheim noch vor der Pause den zweiten Spieler verlor. Ein Erkheimer Zuschauer versuchte gar das Spielfeld zu stürmen, wurde aber von einem Ordner aufgehalten.

In der Pause beruhigten sich die Gemüter. Muriqis Mannschaft ließ es in Hälfte zwei gemächlich angehen, während Erkheim in doppelter Unterzahl machtlos war. So erfüllten die Moosinninger Spieler die auf einem Plakat formulierte Forderung ihrer Fans: "Werdet zur Legende", stand da - Volkmar und Co. gehorchten. Nach 32 Jahren führten sie den FC Moosinning zurück in die Landesliga.

Die Planung für die neue Saison beginnt spät. Maximilian Lechner kommt, obwohl er schon da ist

"Schauen wir mal, was die Nacht noch bringt", orakelte der erleichterte, aber noch geplättete FCM-Kapitän Volkmar. Geplant war ein Essen mit allen Herrenteams und dem Vorstand - eine Sperrstunde gab es nicht. Viel Zeit zum Feiern bleibt allerdings nicht. Die Saison beginnt bereits im Juli und aufgrund der Unsicherheit bezüglich der Ligenzugehörigkeit konnte bisher nur eingeschränkt geplant werden.

Eineinhalb Weggänge stehen fest: Stefan Mikerevic wechselt wohl nach Eitting, während der 34-jährige Daniel Böck ans Karriereende denkt. "Vielleicht überlegt er es sich nach der Aufstiegsfeier noch mal", scherzte FC-Präsident Karl Thumbs. Der Bezirksliga-Kader soll auch eine Etage höher zusammengehalten werden. Ein paar Spieler könnten laut Thumbs noch kommen; sicher sind bisher die Verpflichtungen zweier Angreifer: Alex Auerweck wechselt vom FC Ismaning nach Moosinning, Maximilian Lechner (nicht zu verwechseln mit seinem beim FCM verteidigenden Namensvetter) kommt vom TSV Dorfen.

Nach 32 Jahren ohne Landesliga will der FC Moosininng nach Thumbs' Aussage "gut gerüstet sein" für die kommende Spielzeit. Der Schwierigkeit dieser Aufgabe ist er sich bewusst und stellt sich auf einen zähen Abstiegskampf ein. Sollte der Klassenerhalt gelingen, kann Muriqi schon mal einen weiteren Satz Klamotten bereitlegen - denn auch dieser Erfolg wäre wohl eine Bierdusche wert.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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