Fußball:Bescheiden in eine goldene Zukunft

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Während die Gemeinde einen riesigen Sportpark plant, nehmen sich Unterföhrings Fußballer nur den sicheren Verbleib in der Bayernliga vor. Ihr Aufstieg gilt eher als mittelfristiges Ziel

Von Stefan Galler, Unterföhring

Wohl dem, der sich um Geld keine Gedanken machen muss. Das gilt in Unterföhring zwar nicht uneingeschränkt für den Fußball-Club, wohl aber für die Gemeinde an sich: Nicht zuletzt wegen einer Vielzahl von Medienunternehmen, die im östlichen Landkreis München ansässig sind, verbucht die Kommune so hohe Gewerbesteuereinnahmen, dass sie 2015 sogar Grünwald hinter sich ließ, seit Jahrzehnten ein Synonym für Reichtum. Zu Jahresbeginn teilte die Kämmerei mit, man sei komplett entschuldet und verfüge über 424 Millionen Euro Erspartes.

Kaum verwunderlich, dass davon auch die örtlichen Sportler profitieren: Vor wenigen Jahren erhielten Turner und Ringer eine topmoderne, riesige Sporthalle, nun plant die Gemeinde einen gigantischen Sportpark an der Mitterfeldallee. Inklusive eines Stadions, das bis zu 3000 Zuschauern Platz bieten und womöglich sogar eine Rasenheizung haben soll. Andreas Pummer, Trainer der Bayernliga-Fußballer des FC Unterföhring, glaubt: "Wenn das Projekt in drei bis fünf Jahren realisiert ist, hat der Verein keine Sorgen mehr."

Sein Job ist es nun, die sportlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass der Fünfte der abgelaufenen Saison auch künftig in der Bayernliga eine gute Rolle spielt. Mit der Option, irgendwann in die Regionalliga aufzusteigen. Denn das ist zumindest mittelfristig ein Ziel, auch wenn es keiner der Verantwortlichen allzu laut ausruft. "Ich will immer den größtmöglichen Erfolg, das liegt bei mir in den Genen", sagt immerhin Klubpräsident Franz Faber, der den Verein seit März 2007 leitet. Unter seiner Regie gelangen 2011 der Sprung in die Landesliga und 2012 der Bayernliga-Aufstieg.

Der Kern des Teams bleibt - auch Torjäger Andreas Faber, der gerade erst bei der Pokal-Niederlage in Hallbergmoos wieder getroffen hat. (Foto: Claus Schunk)

Bei allem Ehrgeiz bleibt der Vorsitzende realistisch: "Das Niveau in der Bayernliga wird von Jahr zu Jahr höher. Dass ein Landesliga-Meister wie Ruhmannsfelden im folgenden Jahr mit acht Punkten und ohne Heimsieg wieder absteigt, sagt alles." Deshalb werde es schwer genug, die Liga zu halten: "Ich will nicht als selbst ernannter Aufstiegsfavorit in die Saison gehen, sondern möglichst sorgenfrei die Klasse halten."

Sein Trainer sieht das ähnlich: "Wir sind weit davon entfernt, Platz eins bis fünf als Ziel auszugeben, ein einstelliger Tabellenplatz wäre erstrebenswert", sagt Pummer. "Noch wichtiger allerdings ist, dass wir weiterhin attraktiven Fußball spielen."

Die Kaderplanung war nicht unkompliziert, nachdem in Daniel Jungwirth und Patrick Irmler zwei Stützen der Mannschaft den Verein verließen. "Die beiden Weggänge tun uns sehr weh", sagt Faber, und Pummer ergänzt wehmütig: "Zwei absolute Stammspieler, die nicht leicht zu ersetzen sind." Während es Irmler "aus persönlichen Gründen" zur SpVgg Landshut zog, heuerte Jungwirth beim TSV 1860 München an - als Scout. Die beiden Personen, die ihn zu den Löwen geholt hatten, Necat Aygün und Oliver Kreuzer, mussten den Verein allerdings bereits wieder verlassen, das könnte auch Auswirkungen auf Jungwirths Engagement haben. "Momentan wird ihm versichert, dass er noch dabei ist", sagt Pummer. "Aber bei Sechzig weiß man momentan nicht, wie sich alles entwickelt. Sollten sie ihn doch nicht brauchen: Wir nehmen ihn mit offenen Armen."

Die übrigen Weggänge betreffen eher die Rubrik Ergänzungsspieler. So wechselt Korbinian Gillich zum TSV Grünwald in die Bezirksliga, Florian Holzapfel schließt sich dem SC Baldham-Vaterstetten an, Ersatztorwart Max Gillmeier geht zu Grüne Heide Ismaning. Abwehrspieler Alexander Schneider, auf den Pummer große Stücke hält, kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf Bayernliga-Niveau spielen, er wechselt zum Kreisliga-Aufsteiger Fasanerie Nord. Der bulgarische Keeper Kiril Akalski ist wegen familiärer Probleme im Frühjahr in seine Heimat gereist, seither hat Pummer nichts mehr von ihm gehört. Und Arbnor Segashi, der in Unterföhring den Sprung in die Stammelf nicht schaffte, landete beim Ligakonkurrenten FC Pipinsried. "Für ihn ist dieser Schritt wichtig, er muss sich entwickeln. Das ist ihm zuletzt bei uns nicht mehr gelungen", so Pummer.

Der Kern der Mannschaft mit den Abwehrstützen Uwe Schlottner, Andreas Brandstetter und Michael Eder, den Mittelfeldspielern Atilla Arkadas, Leo Mayer, Martin Büchel oder Yasin Yilmaz sowie den Offensivkräften Alexander Hollering und Andreas Faber bleibt beisammen. "Wir haben vor allem versucht, uns etwas zu verjüngen und insbesondere auf den Kaderpositionen zwölf bis 18 durchzutauschen", sagt der Trainer. Dennoch hätten einige der Neuen laut Pummer das Zeug dazu, sich in die Top Elf zu spielen: Allen voran Arthur Kubica, der aus Pipinsried kommt, jedoch noch unter den Folgen eines Muskelrisses leidet. "Er gehört zu den Besten der Liga", sagt Präsident Faber. Zunächst jedoch gelte es für den Offensivallrounder, fit zu werden. "Ich will ihn nicht verheizen, er wird erst Mitte bis Ende August seine ersten Einsätze bekommen", kündigt Pummer an. Ebenfalls ein Kandidat für die Stammmannschaft ist Yakub Dora, der zuletzt in der Türkei vergeblich sein fußballerisches Glück suchte und nun zurück in Föhring ist. Und Michael Krabler, 19, kommt von der SpVgg Unterhaching, wo er verletzungsbedingt zuletzt ebenfalls nicht zum Zug kam. "Er wird bei mir geformt, bekommt seine Einsatzzeiten", verspricht Pummer, der den Transfer durch seine guten Verbindungen zu seinem früheren Klub einfädelte. Ursprünglich wollte Haching ein Leihgeschäft, doch nun wechselte Krabler fest an die Bergstraße.

Torwart Patrick Nothhaft, zuletzt beim SV Planegg und wie Dora mit einer Unterföhringer Vergangenheit, kommt ebenfalls zurück. Dazu ergänzen Markus Kreuzeder (SpVgg Unterhaching U19), Christos Ketkidis (FC Ismaning), Arjanit Kelmendi (FC Deisenhofen) und Nimat Torah (eigene Reserve) den Kader. "Ich denke, wir sind nicht schlechter aufgestellt als im Vorjahr", sagt Präsident Faber. Die erste Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen, hat der FCU im Eröffnungsspiel der neuen Saison. Am Freitag, 15. Juli geht es gegen Aufsteiger FC Ismaning.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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