Eishockey:EHC München trennt sich von sieben Spielern

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Mal sehen, was kommt: In Felix Petermann muss ein Spieler gehen, der alle fünf DEL-Jahre des EHC auf dem Eis miterlebt hat. (Foto: Imago)

Der EHC München baut nach dem blamablen Playoff-Aus im Viertelfinale seinen Kader erneut grundlegend um. Viele Änderungen waren zu erwarten, nicht aber der Abschied der Integrationsfigur Felix Petermann.

Von Christian Bernhard, München

Vier Zeilen. Sieben Namen. Der EHC München hat wenige Tage nach dem blamablen Playoff-Viertelfinal-Aus in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen Wolfsburg erste Personalentscheidungen bekannt gegeben. In Alexander Barta, Benedikt Brückner, Francois Methot, Felix Petermann, Grant Lewis, Toni Ritter und Andy Wozniewski verlassen "zunächst sieben Spieler den Klub", hieß es am Montag in der sehr knappen Pressemitteilung, die natürlich auch die obligatorischen Dankesworte sowie Zukunftswünsche für die sieben Spieler beinhaltete.

Klar ist damit, dass der EHC erneut einen großen Umbruch vollziehen wird. Nach den 17 Weggängen der vergangenen Saison dürften die sieben aktuellen Namen erneut erst der Anfang sein - das machen das Wörtchen "zunächst" und der letzte Satz in der Pressemitteilung deutlich: "In den kommenden Tagen treffen die sportlich Verantwortlichen des Klubs weitere personelle Entscheidungen."

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Einige der sieben Entscheidungen sind nicht überraschend. Der Abschied von Alexander Barta, der in den Playoffs ohne Scorerpunkt geblieben war, lag bereits seit Wochen in der Luft; ihn zieht es nach Ingolstadt. Der 25-jährige Ritter machte nicht den Schritt nach vorne, den man sich beim EHC von ihm erhofft hatte: Zwei Tore in 50 Spielen waren zu wenig. Ritters Rolle könnte kommende Saison Maximilian Kastner vom Kooperationspartner SC Riessersee einnehmen, der Wechsel des 22-Jährigen nach München sei "schon seit Monaten fix", sagte Riessersee-Manager Ralph Bader kürzlich.

Ebenfalls nicht unerwartet kamen die Trennungen von Wozniewski, Methot und Lewis. Wozniewski, der im Mai 35 Jahre alt wird, laboriert seit längerem an einer Gehirnerschütterung und konnte auch bei seinem zweiten Engagement in München nicht überzeugen. Methot, 36, war Ende Dezember wegen der vielen Verletzten kurzfristig verpflichtet worden, Lewis bestritt aufgrund einer Schulterverletzung nur fünf Saisonspiele. Überraschender ist da schon das Aus von Brückner. Der Verteidiger war neben Barta der einzige Münchner, der alle 56 Saisonspiele bestritt, er spielte eine solide Saison. Anscheinend traut der EHC dem 25-Jährigen aber nicht zu, eine tragende Rolle im Defensivverbund zu übernehmen. Brückner folgt nun seinem bisherigen Co-Trainer Helmut De Raaf nach Schwenningen.

Die bemerkenswerteste Personalie ist aber Petermann. Mit ihm geht einer der letzten verbliebenen Spieler aus der alten EHC-Ära, der Zeit vor dem Einstieg von Red Bull. Mit seiner emotionalen und kämpferischen Spielweise verkörperte er den Prä-Red-Bull-EHC, sein Einsatz brachte ihm bei den Fans einen hohen Stellenwert ein. Der Verteidiger ist neben Uli Maurer der einzige Spieler, der alle fünf DEL-Jahre des EHC auf dem Eis miterlebt hat. Petermann war dabei, als der EHC in seiner ersten DEL-Saison im Jahr 2010 als Aufsteiger völlig überraschend die Tabellenspitze erklomm, er war Teil der EHC-Mannschaft, die Erzrivale Augsburg in der ausverkauften Olympia-Halle 5:0 bezwang und er erlebte hautnah die dramatischen Wochen, als der Verein erst in allerletzter Sekunde durch den Einstieg der Österreicher vor der Insolvenz bewahrt wurde.

"Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir das nicht nahe geht", sagte Petermann nach der Entscheidung des Vereins, die ihn überraschte, "da es, so lange ich gesund war und gespielt habe, denke ich gut lief." Die EHC-Verantwortlichen teilten ihm allerdings mit, dass sie nicht mehr mit ihm als einem der ersten sechs Verteidiger planen.

Die Saison hatte für Petermann unter schwierigen Vorzeichen begonnen, da der EHC wieder einmal kräftig aufgerüstet hatte, speziell in der Abwehr. Mit Richie Regehr, Daryl Boyle, Florian Kettemer und später auch Matt Smaby stießen einige Abwehrspieler mit großen Namen zum Team. Doch Petermann erarbeitete sich auch unter Trainer Don Jackson eine wichtige Rolle, erst seine schwere Schulterverletzung im Dezember warf ihn jäh aus der Bahn.

Der Allgäuer hoffte, zum Start der Playoffs wieder fit zu sein, doch das gelang nicht, und so musste er das schlimmste Schicksal eines Profisportlers über sich ergehen lassen: Von außen mitansehen, wie seine Teamkollegen kläglich im Viertelfinale scheiterten, ohne ihnen helfen zu können.

Kaum ist der EHC gescheitert, kommt sein Aus, nach fünf Jahren und 189 DEL-Spielen im Trikot der Münchner. Petermann, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er gerne in München bleiben würde, ist aber keiner, der sich hängen lässt: "So ist das Geschäft", sagt er, " Kopf hoch und weiter geht's." Für ihn gelte es jetzt "auszuloten, welche Alternativen die besten für mich sind".

Der Verteidiger kann mehr als 500 DEL-Spiele und mehr als 50 Einsätze in der Nationalmannschaft vorweisen, er sagt: "Es wird zu einem Verein gehen, der sich auf die Art und Weise, wie ich spiele, freut." Welcher das sein wird, wisse er selbst noch nicht, es gebe aber "ein paar spannende Herausforderungen".

Erst einmal geht es für Petermann aber darum, die Schulter wieder auf Vordermann zu bekommen. Er wird sich im April einer erneuten Operation unterziehen müssen, da ein lädierter Nerv seine Schultermuskulatur beeinträchtigt.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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