Dritte Liga:Viel Arbeit, null Punkte

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SpVgg Unterhaching verliert beim Aufstiegsaspiranten MSV Duisburg nach harter Abwehrschlacht mit 0:1. Weil fast alle direkten Konkurrenten überraschen, schrumpft der Abstand der Ziege-Elf auf nur noch drei Zähler zur Abstiegszone

Von Stefan Galler, Unterhaching

Christian Ziege zählt nicht zu jenen Trainern, die 90 Minuten lang an der Linie herumhampeln, jede Entscheidung des Schiedsrichters kritisieren und im Falle eines Torerfolgs quer über den Platz laufen, um sich wie eine Art Schaumkrone auf die Traube jubelnder Unterhachinger Fußballspieler zu werfen. Ziege sitzt zumeist ruhig auf der Bank, steht nur dann und wann auf, um taktische Anweisungen zu geben oder einen ausgewechselten Spieler in Empfang zu nehmen. Am Samstag in Duisburg sah man Ziege Mitte der zweiten Halbzeit in leicht veränderter Rolle, wie er beispielsweise lautstark einem der Regelhüter mangelndes Sehvermögen attestierte. Der Trainer der SpVgg war so richtig angefressen. Es wurmte ihn gewaltig, dass eine winzige Unkonzentriertheit, ein Blackout seines Innenverteidigers Sascha Herröder, die Mannschaft um ihren Lohn zu bringen drohte.

"Es ist ärgerlich für die Jungs, du arbeitest die ganze Woche hart", sagte Ziege nach Spielende auf dem Platz des Duisburger Stadions. "Du arbeitest auch hier hart, gegen eine Mannschaft, die aufsteigen will. Und dann fährst du nach Hause mit null Punkten." Letztlich blieb es dabei, der Fauxpas Herröders, dem im Luftkampf mit Duisburgs Thomas Meißner im eigenen Strafraum die Kugel an den nach oben ausgestreckten Arm sprang, sollte spielentscheidend bleiben (57.). Denn Zlatko Janjic verwandelte den folgenden Elfmeter, er traf hart ins linke Eck und ließ dem ansonsten stark haltenden Hachinger Torwart Stefan Marinovic keine Abwehrmöglichkeit.

Nun konnte man nicht behaupten, dass Haching drauf und dran gewesen wäre, die Partie für sich zu entscheiden. Nach ausgeglichenen Minuten zu Beginn waren die abstiegsbedrohten Gäste vielmehr ständig damit beschäftigt, die MSV-Spieler davon abzuhalten, frühzeitig eine Entscheidung herbeizuführen. Pierre de Wit kam unbedrängt zum Schuss, Marinovic lenkte den Ball über den Querbalken (4.) und parierte nur zwei Minuten später einen Schuss von Janjic aus kurzer Distanz. Der Einbahnstraßenfußball der "Zebras" ging munter weiter: Nach einem Fehler von Benjamin Schwarz scheiterte Kingsley Onuegbu an Marinovic, einen zunächst abgeblockten Ball jagte Meißner von rechts ungedeckt in die Wolken (19.). Dann war der erste Offensivschwung der Gastgeber vorbei.

Nach vorne ging so gut wie nichts auf Hachinger Seite, sieht man einmal ab von zwei Freistoßflanken ohne Abnehmer, getreten von Alon Abelski, der nach seiner Sperre ebenso wieder in die Startelf zurückkehrte wie der zuletzt kaum berücksichtigte Lucas Hufnagel; dessen Dribbling endete an der Duisburger Strafraumgrenze am Bein eines Abwehrspielers, Freistoß oder gar Elfmeter gab es dafür nicht.

Die Duisburger waren dann zu Beginn des zweiten Durchgangs wieder präsent, übrigens unter den Augen des früheren Schalke-Managers Rudi Assauer, der es sich, sichtlich gezeichnet von seiner Alzheimer-Erkrankung, nicht nehmen ließ, wie gewohnt eine dicke Zigarre zu paffen. Einen Schuss von Nico Klotz grätschte Markus Schwabl artistisch von der Linie des Hachinger Tores (53.), kurz danach folgten der Handelfmeter und ein Pfostenschuss von Dennis Grote, der die Partie frühzeitig hätte entscheiden können (70.). "Sicherlich hatten wir in der ein oder anderen Situation das nötige Glück des Tüchtigen", musste Christian Ziege einräumen.

Und doch wäre gegen Ende sogar ein Unentschieden drin gewesen, nach einem Abelski-Freistoß schlug Benjamin Schwarz jedoch alleine vor dem Tor ein Luftloch. "Wir haben dem MSV Duisburg einen großen Kampf geliefert und das Spiel über 90 Minuten offen gehalten", resümierte Ziege. Durch die Punktgewinne der Konkurrenz ist der Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf drei magere Punkte zusammengeschmolzen. "Wir haben noch neun Spiele, da werden wir alles raushauen", sagte Pechvogel Herröder. "Ich bin hundertprozentig sicher, dass es am Ende drei schlechtere Mannschaften geben wird."

© SZ vom 16.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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