SpVgg Unterhaching:Unterm Strich

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Die SpVgg Unterhaching befindet sich in offensichtlicher Schieflage, obendrein verletzt sich in dieser Szene auch noch Torhüter Stefan Marinovic. (Foto: osnapix/imago)

Heiko Herrlich kehrt als Trainer nach Unterhaching zurück, falls ihn der FC Bayern aus seinem laufenden Vertrag entlässt. Ob es gelingt, die SpVgg vor dem Abstieg zu retten, ist nach dem 0:1 in Osnabrück fraglicher denn je.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Selbstverständlich ließ sich Manfred Schwabl das große Derby der Regionalligamannschaften seiner ehemaligen Vereine Bayern und Sechzig am Ostermontag auf Giesings Höhen nicht entgehen. Vielleicht wollte der Präsident der SpVgg Unterhaching ja auch etwas Abstand gewinnen vom Stress und von den Sorgen, die ihn in diesen Tagen in Bezug auf seinen aktuellen Verein plagen. Am Wochenende ist Haching auf einen Abstiegsplatz in der dritten Liga abgerutscht; weil die Konkurrenz wie schon in den vergangenen Wochen teilweise überraschend punktete - und die Rot-Blauen einmal mehr eine Partie unglücklich abgaben: 0:1 hieß es am Ostersonntag nach 90 Minuten gegen den VfL Osnabrück.

Doch auch im Grünwalder Stadion wurde Schwabl nicht in Ruhe gelassen. Ein Fernsehreporter wollte ganz genau wissen, was es denn nun auf sich habe mit der bevorstehenden Rückkehr von Trainer Heiko Herrlich, über die die SZ vor Ostern berichtet hatte. "Heiko Herrlich ist unser Wunschkandidat", sagte Schwabl. "Aber er hat beim FC Bayern noch einen Vertrag bis 30. Juni." Dort ist der 43 Jahre alte Fußballlehrer für die U17-Junioren zuständig, dennoch scheinen die Verantwortlichen an der Säbener Straße einem vorzeitigen Wechsel des gebürtigen Mannheimers nicht abgeneigt. "Die Entscheidung fällt in den nächsten ein bis zwei Tagen. Wenn es gleich geht, dann nehmen wir ihn. Ansonsten kommt er im Juli", so Schwabl, der bei den Bayern auf eine rasche Entscheidung dringt, weil die verbleibenden Spiele immer weniger werden und es "keinen Sinn mehr" ergebe, so kurz vor Saisonschluss noch einen neuen Trainer zu holen.

Sollte es nicht klappen, dann würde eben Claus Schromm die Sache zu Ende bringen. "Wir stehen momentan unterm Strich, da heißt es Arschbacken zusammenkneifen und zusammenrutschen - ganz egal, wer vorne dran steht, wir werden den eingeschlagenen Weg fortführen", sagt der bisherige Sportdirektor, der nach dem Rücktritt von Christian Ziege vor zwei Wochen zumindest vorübergehend das Traineramt übernommen hatte.

Schromm stand in Osnabrück erstmals seit Dezember 2013 - damals noch an der Seite von Manuel Baum - wieder bei Hachings erster Mannschaft an der Linie und konnte wohlwollend beobachten, wie sich seine Elf trotz des negativen Laufs im Frühjahr, ein Sieg, zwei Unentschieden und nun sechs Niederlagen, an der Bremer Brücke richtig gut verkaufte.

Doch den Hachingern widerfuhren allerlei Missgeschicke, das begann schon in der fünften Minute, als Neuseelands neuer Nationaltorwart Stefan Marinovic so unglücklich stürzte, dass er sein Tor für Ersatzmann Felix Ruml räumen musste. Die Diagnose: Schulterluxation, Marinovic ließ sich den Arm in einer Osnabrücker Klinik wieder einrenken, wird wohl einige Wochen ausfallen. Den frühen Schock steckten seine Kollegen gut weg, hatten in der Folgezeit auch mehr vom Spiel, doch sie schafften es nicht, die gute Darbietung in Tore umzumünzen. Das Fehlen von Stürmer Andreas Voglsammer, dessen Verkauf nach Heidenheim Präsident Schwabl als wirtschaftliche Notwendigkeit bezeichnet hatte, lässt sich partout nicht kompensieren. Pascal Köpke, Alon Abelski, Danilo Dittrich, Lucas Hufnagel - sie alle vergaben Gelegenheiten für die SpVgg. "Bei der Videoanalyse ist mir erst bewusst geworden, wie viele Möglichkeiten wir hatten. Unglaublich", so Schromm.

Doch anstatt wenigstens einen Punkt mitzunehmen, setzte es auch noch das entscheidende Gegentor aus einer Kette von Fehlern: Zunächst klärte Yannic Thiel nicht entschlossen genug, dann spielte Mario Erb die Kugel direkt in die Beine des früheren Hachingers Stephan Thee, dessen Schuss klärte Markus Schwabl zwar vor der Linie, aber er bediente dadurch Marcel Kandziora, der aus kurzer Distanz vollstreckte (78.).

In der Schlussphase kassierten dann noch Thiel und Benjamin Schwarz für Frustfouls jeweils ihre zweite gelbe Karte - beide fehlen im so wichtigen Spiel beim Abstiegskonkurrenten Borussia Dortmund II am kommenden Sonntag. "Von Benny weiß man, wie er in solchen Situationen aus sich herauskommt", sagte Schromm beinahe entschuldigend. "Aber Yannic ist eigentlich ein besonnener Typ, mit dieser Aktion hat er der Mannschaft einen Bärendienst geleistet."

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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