Dritte Liga:Fehlschuss ohne Folgen

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Pure Erleichterung: Die Unterhachinger Fußballer bejubeln das 2:0 im Spiel gegen die Sportfreunde Lotte durch Stephan Hain. (Foto: Sven Leifer/imago)

Nach einem verballerten Elfmeter von Stephan Hain rappelt sich die SpVgg Unterhaching auf und feiert gegen die Sportfreunde Lotte den ersten Sieg im Jahr 2018.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Natürlich musste es der Torjäger vom Dienst erledigen. Einer, der immer cool bleibt, der vor allem vor dem gegnerischen Kasten keine Nerven zeigt. Doch Stephan Hain schoss den Elfmeter unplatziert und schaffte es noch nicht einmal, den Nachschuss aus zwei Metern im Tor unterzubringen. 2016 hatte man den mittlerweile 29-Jährigen vom TSV 1860 München zur SpVgg Unterhaching geholt. Hains Trefferquote ist seither die entscheidende Konstante, er schoss die Rot-Blauen zur Regionalligameisterschaft und führt auch die Torjägerliste der dritten Liga derzeit mit 15 Toren an. "Unverkäuflich, da kann sich jeder interessierte Verein einen Anruf sparen", sagt Präsident Manfred Schwabl über ihn. "No Hain, no Party", lautet das Leitmotiv der SpVgg Unterhaching. Doch nach seinem Fehlschuss am Samstagnachmittag gegen die Sportfreunde Lotte sah es so aus, als würde auch dieses sechste Spiel nach der Winterpause die Hachinger nicht gerade in Feierlaune versetzen. Doch es sollte anders kommen: Nur eine Minute später ging das Heimteam nämlich doch in Führung, nach der Pause schoss man einen klaren 3:0 (1:0)-Erfolg heraus. Das 2:0 ging aufs Konto von Hain.

"Hätte es zur Pause 0:0 gestanden, wären die Köpfe wieder nach unten gegangen"

Zwei Unentschieden und drei Niederlagen, so lautet die ernüchternde Zwischenbilanz der Unterhachinger in den bisherigen Drittligaspielen 2018. Und als Hain den Elfmeter verballert hatte, fürchtete nicht nur SpVgg-Trainer Claus Schromm, dass es auch im sechsten Anlauf nichts werden würde mit dem ersten Sieg. "Entscheidend war, dass wir kurz nach dem Elfer in Führung gegangen sind. Damit haben wir die Bestätigung für das erhalten, was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben", sagte Schromm. "Hätte es zur Pause 0:0 gestanden, wären die Köpfe wieder nach unten gegangen."

Nun war es mitnichten so, dass sich Haching von Beginn an Chancen am Fließband herausgespielt hätte. Nach einer verkrampften Anfangsphase, in der man laut Traineranalyse "15 Minuten lang einen Tick zu tief gestanden" sei, übernahmen die Gastgeber das Kommando. Ein missglückter Volleyschuss von Josef Welzmüller (8.) und ein harmloser Abschluss von Hain, das war es auch schon bis zur Elfmetersituation, als Lottes Matthias Rahn gegen Finn Porath zu spät dran war und den jungen Hachinger aus den Socken trat. Doch Torwart David Buchholz war im Duell mit Hain nicht zu bezwingen. Eine Minute später brachte Sascha Bigalke den Ball von der rechten Seite vors Tor, Buchholz kam entschloss aus seinem Gehäuse, griff jedoch am Ball vorbei. Und der Kanadier Adam Straith wollte klären, spielte den Ball aber flach in den Fuß von Jim-Patrick Müller, der geistesgegenwärtig aus acht Metern ins leere Tor der Sportfreunde traf (42.) - das erste Saisontor für Müller zum 1:0-Halbzeitstand.

Dass es die Rot-Blauen ernst meinten, zeigten sie dann gleich nach Wiederanpfiff: SpVgg-Talent Orestis Kiomourtzoglou leistete sich einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, doch Christoph Greger erkämpfte sich das Spielgerät, bediente Müller auf der rechten Seite und dieser legte perfekt für Stephan Hain auf - 2:0 (52.). "Hut ab und Respekt, wie wir in der zweiten Halbzeit agiert haben", lobte Schromm seine Elf. "Wir spielten ein höheres Pressing, haben mutiger nach vorne verteidigt und sehr gutes Gegenpressing gezeigt So haben wir den Gegner oft in die Bredouille gebracht." Dadurch habe man keinen Zweifel am Sieg aufkommen lassen und frühzeitig das 3:0 nachgelegt: Ausgangspunkt war ein schnell ausgeführter Freistoß an der Seitenauslinie, Bigalke kam bis zur Grundlinie durch, Hain legte quer und Greger schloss mit links trocken ab (60.).

In der letzten halben Stunde war dann Haching sogar "näher am 4:0 als der Gegner am Anschluss", wie Schromm messerscharf bilanzierte. Porath scheiterte mit einem strammen Distanzschuss nur um wenige Zentimeter, dann handelte sich Lotte-Verteidiger Rahn nach einem Foul am eingewechselten Stefan Schimmer auch noch die gelb-rote Karte ein (88.).

Und während SpVgg-Kapitän Welzmüller den Teamgeist pries ("Wenn wir uns so wie heute nicht anmeckern, sondern gegenseitig pushen, dann können wir in der Liga jeden schlagen"), dachte der Trainer schon mal weiter. Allerdings der Trainer der Sportfreunde, Andreas Golombek: "Vielleicht klappt es für Unterhaching, die Großen zu ärgern, dann rutschen sie noch oben rein. Ich drücke die Daumen." Sein Gegenüber war angesichts von so viel Empathie fast sprachlos: "Danke für die Orientierung für die Zukunft", so Schromm. Acht Punkte beträgt der Rückstand der SpVgg zu Relegationsplatz drei, 16 Zähler der Vorsprung auf die Abstiegsränge.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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