DFB-Pokal:Nageln und pressen

Lesezeit: 2 min

Bonus für den Pokalhelden: Markus Einsiedler (li.), Doppel-Torschütze in der ersten Runde gegen Ingolstadt, durfte sich am Wochenende schonen. (Foto: Claus Schunk)

Unterhaching erwartet im DFB-Pokal Zweitligist RB Leipzig

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Es ist das Aufeinandertreffen zweier Teams, die froh sind, noch dabei zu sein. Die SpVgg Unterhaching hatte in der ersten DFB-Pokalrunde immerhin den Bundesligisten FC Ingolstadt 2:1 bezwungen, überraschend, aber verdient. Der Trainer von RB Leipzig, Ralf Rangnick, hat es am Montag indes noch einmal genau so formuliert: "Wir sind froh." Denn die Sachsen hatten sich nicht aus eigener Kraft qualifiziert. Beim Drittligisten VfL Osnabrück lag Leipzig 0:1 zurück, als ein Fanatiker im Fanblock der Heimmannschaft ein Feuerzeug warf und Schiedsrichter Martin Petersen am Kopf traf. Das Spiel wurde abgebrochen und Leipzig zum Sieger erklärt. 20 Minuten später wäre der Zweitligist womöglich ausgeschieden gewesen.

An diesem Dienstag (20.30 Uhr, Sportpark) treffen die beiden fröhlichen Teams aufeinander, die Rollen sind klar verteilt. "Das ist schwerer als gegen Ingolstadt. Die hatten ja damals noch gar kein Pflichtspiel absolviert", erinnert sich Torwart Stefan Marinovic an das kleine Hachinger Sommermärchen Anfang August. Doch jetzt ist Herbst, und die Hachinger haben alles dafür getan, mit nur einer einzigen Niederlage in den vergangenen elf Pflichtspielen nicht mehr unterschätzt zu werden. RB Leipzig scheint seinerseits nach einem holprigen Saisonstart in der zweiten Liga in die Spur gefunden zu haben. SpVgg-Trainer Claus Schromm hat großen Respekt vor dem Gegner: "Das ist eine brutale Pressing-Maschine, mit sehr viel Qualität in der Offensive." Natürlich habe er einen Plan, wie man diesem Druck aus dem Weg gehen könne, außerdem wolle man "irgendwann" ein Tor schießen, "wir würden ja gerne eine Runde weiterkommen" - den Plan verraten will Schromm aber nicht.

Andererseits scheint Leipzigs Trainer Rangnick die ganz große Pressing-Maschine gar nicht anwerfen zu wollen. Zwar sagt auch er, man wolle Unterhaching "in deren Hälfte festnageln" und vom eigenen Tor fernhalten. Doch offensichtlich plant der Coach, für den der Aufstieg in die erste Liga absolute Priorität hat, mit einer B-Elf. Sicher nicht dabei ist Stammtorwart Fabio Coltorti, Ersatzkeeper Peter Gulacsi soll eine Chance bekommen, außerdem fehlt Stürmer Emil Forsberg nach einer Weisheitszahn-OP. Und der bekannteste Angreifer, Davie Selke, dürfte nicht einmal auf der Bank sitzen. Bei den Hachingern fehlt Tim Schels mit einer Schulterverletzung, bei Jonas Hummels ist noch fraglich, ob er wegen seiner Kniebeschwerden im Kalenderjahr 2015 überhaupt noch einmal angreift. Trotz zweier fehlender Innenverteidiger ist Schromm aber zuversichtlich, "dass wir ordentlich stehen werden". Auch, weil man in der Liga gerade einen beruhigenden fünften Platz innehat, konnte der Trainer wichtige Spieler wie Maximilian Nicu oder den Pokalhelden vom Ingolstadt-Spiel, Markus Einsiedler, zuletzt für das "Bonusspiel" (Schromm) schonen.

Als Bonusspiel darf man die Partie auch aus finanzieller Sicht bezeichnen. Die unerwarteten Mehreinnahmen dürften Präsident Schwabl helfen, den Etat für die laufende Spielzeit problemlos zu decken. Ob allerdings viele Zuschauer kommen werden, ist angesichts des Konkurrenzprogramms fraglich. In der Geschäftsstelle rechnet man mit maximal 4000 Besuchern, darunter 500 aus Sachsen. Schwabl hatte sich beim DFB wochenlang erfolglos für eine andere Anstoßzeit eingesetzt, weil gleichzeitig die Partie VfL Wolfsburg - FC Bayern München im frei empfangbaren Fernsehen läuft. Bei der SpVgg wäre man zur Not sicher auch über eine weitere Sensation froh, selbst wenn kaum jemand zusähe.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: