ASV Dachau:Wie Blitz und Wirbelwind

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Felicia Vasquez-Wacker und Marina Scherzl sind beste Sprint-Freundinnen

Von Horst Kramer, Dachau

Wer ist schneller? Der rotblonde Blitz oder der dunkle Wirbelwind? "Blacky" Schwarz, Leichtathletik-Abteilungsleiter des ASV Dachau, muss lachen, als er die blumigen Metaphern für seine beiden Sprinterinnen Felicia Vasquez-Wacker und Melanie Scherzl (beide Jahrgang 1998) hört. Ein poetisch ambitionierter Leichtathletikfreund hat sich für die beiden diese Bezeichnungen einfallen lassen, als er sie kürzlich beim 100-Meter-Rennen in Neufahrn beobachtete. Schließlich antwortet Schwarz: "Das ist eigentlich egal. Das Wichtigste ist, dass die beiden Spaß daran haben, sich gegenseitig anzutreiben."

Beide sind schnell, sehr schnell. Felicias Bestzeit liegt zurzeit bei 12,39 Sekunden, aufgestellt vor einem Jahr in Markt Schwaben. Ihre Saisonbestleistung von 12,48 Sekunden hat sie in Neufahrn bei den Kreismeisterschaften erzielt. Ein Rennen, das Felicia im Wortsinn en passant, im Vorbeigehen, bestritt; eigentlich sollte sie nur in der Staffel antreten. Die 15-Jährige macht in diesen Wochen ihren Quali, Training und Wettkämpfe müssen hintan stehen. Melanie Scherzl wurde in Neufahrn Zweite, in 12,71 Sekunden. Nicht einmal zwei Wochen später steigerte sie sich beim Ludwig-Jall-Sportfest im Münchner Dante-Stadion auf 12,43 Sekunden; sie gewann sogar die offene Frauenkonkurrenz, vor so renommierten Sprinterinnen wie Jennifer Weiherer (MTV Ingolstadt, 12,60) und Nele Bade (LG Stadtwerke München, 12,60). Im internationalen Eliterennen wäre Marina Scherzl Dritte geworden. Felicia musste den Bewerb sausen lassen, sie paukte für ihre Prüfungen.

Die zwei Sprinterinnen stammen aus dem Dachauer Ortsteil Pullhausen und sind seit einigen Jahren ziemlich beste Freundinnen. Felicia geht in Karlsfeld auf die Mittelschule, Marina besucht die zehnte Klasse des Ignaz-Taschner-Gymnasiums. Sportlich richtig kennengelernt haben sie sich allerdings erst im Sommer 2014, als Scherzl erstmals in ihrem Leben an einer Leichtathletik-Trainingseinheit teilnahm. Auf Anraten ihres Sportlehrers. Felicia betreibt hingegen schon seit acht Jahren Leichtathletik, sie ist ohne Zweifel eine Musterschülerin von Blacky Schwarz und seiner Kollegin Anja Höhn. Felicias Laufstil ist eine Augenweide: lange Schritte, perfekte Arm- und Handhaltung, nur auf den letzten Metern eines Rennens verkrampft sie zuweilen. Melanie hingegen ist ein Naturtalent, auffällig ihre unglaublich hohe Schrittfrequenz. An Schritt, Arm- und Körperhaltung kann sie hingegen noch eine Menge tun. "Sie ist lernbegierig", lobt Schwarz die Spätzünderin. Felicia sei hingegen "ein Wettkampftier": hoch konzentriert und sehr kampfstark.

Mit ihren Zeiten haben sich die beiden für die Deutschen U20-Meisterschaften qualifiziert, die Anfang August in Wattenscheid ausgetragen werden. Um es dort bis ins Finale zu schaffen, müssen sich Felicia und Marina allerdings noch beträchtlich steigern: Vor einem Jahr waren dafür 12,09 Sekunden für einen Finaleinzug nötig. Schwarz traut seinen Sprinterinnen derartige Zeiten durchaus zu. Immerhin steigt "der rotblonde Blitz" demnächst wieder richtig ins Training ein. Und der schwarze Wirbelwind hat sich binnen eines Jahres um eine halbe Sekunden gesteigert. Wo Melanies Grenzen sind, ist noch völlig offen.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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