American Football:Starker Arm aus Philadelphia

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Am College nannten die Trainer ihn einen Running-Quarterback, einen, der nicht nur werfen kann. Udinski sagt: "Ich renne nur, wenn ich muss." (Foto: Claus Schunk)

Trotz drei Touchdown-Pässen von Ward Udinski endet das Heimdebüt des Cowboys-Quarterbacks mit einer Niederlage

Von Carolin Ranz, München

Im letzten Viertel zeigte Ward Udinski, was in ihm steckt. Bedrängt vom Gegner, den Saarland Hurricanes, warf der neue Quarterback der Munich Cowboys einen Pass . Nicht irgendeinen Verlegenheitspass: Über 53 Yards schleuderte Udinski den Ball zu Ryan Retzlaff, dem ebenfalls neuen Wide Receiver der Cowboys. Der klemmte das Ei unter den Arm und rannte damit in die Endzone - Touchdown! Es war ein Pass, der die Cowboys auf 24:27 an die Saarland Hurricanes heranbrachte und den Münchnern wieder Hoffnung gab. Doch keinem der beiden Teams gelangen weitere Punkte, Udinskis Heimpremiere endete mit einer Niederlage. "Ward kommt hier mit Verspätung ins Team und macht einen echt guten Job", lobte sein Trainer Denauld Brown trotz allem.

Die Abstimmungsprobleme kommen nicht von ungefähr. Udinski ist erst seit knapp zwei Wochen in Deutschland und verpasste die ersten drei Spiele, weil er noch seine letzten College-Prüfungen ablegen musste. "Das braucht jetzt einfach ein bisschen Zeit, wir müssen noch die Chemie finden", sagt der 22-jährige Amerikaner. Mit seinem eigenen Spiel war Udinski nicht zufrieden: "Wir hatten eigentlich gute Würfe, die muss ich machen. Dann hätten wir auch gewinnen können." Im Team fühle er sich aber wohl. Die Mannschaft habe ihn mit offenen Armen empfangen. Allzu verwunderlich ist das nicht, schließlich steht und fällt ein Footballspiel mit dem Quarterback, den übergangsweise Rückraumspieler Timothy Love Breaker gab. Seit dem 18. Mai ist Udinski nun in München. An die Kultur und die Sprache müsse er sich erst gewöhnen. "Das ist das erste Mal, dass ich in Europa bin. Das ist was ganz anderes", sagt der aus Philadelphia kommende US-Amerikaner. Aber die Fans hätten "echt tolle Stimmung gemacht", das hat er bemerkt.

Während des Spiels steht der Mann mit der Rückennummer 12 meistens allein an der Seitenlinie. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, den Helm lässig auf den Fingern wippend. "Ich versuche, einen guten Blick auf das Spiel zu bekommen und es für die nächste Offensive zu analysieren", sagt er. Außerdem verstehe er sowieso noch kein Wort auf der Bank.

Für das Münchner Spiel ist Udinski zweifelsfrei eine Verstärkung. Drei Touchdowns servierte er Retzlaff, auch Saarlands Trainer Tom Smythe hatte lobende Worte parat. "Du hast einen tollen Arm", ruft er dem Neuling nach dem Spiel zu. Seine College-Trainer bezeichneten Udinski als Running-Quarterback, sagt er, als Spielmacher, der nicht nur werfen, sondern den Ball auch selbst nach vorne tragen kann. Doch Udinski, der auf dem Juniata College in Pennsylvania sämtliche Passrekorde brach, zählt auf seinen Wurf: "Ich renne nur, wenn ich muss." Gegen Saarland musste er, kam aber im Laufspiel nicht über ein paar Yards Raumgewinn hinaus. "Ich mache das, was der Coach von mir erwartet. Das kann ich am besten", sagt er. Mit der Offensive war Brown auch zufrieden.

Das Hinspiel vor vier Wochen war noch 3:0 für die Münchner ausgegangen, "für Defensive-Spezialisten war das sicherlich toll", scherzte Saarlands Trainer Smythe nach dem Spiel. An diesem Samstag lag das Problem der Cowboys genau dort - in der Defensive. Die Hurricanes fegten durch teilweise doch sehr große Lücken in der Münchner Abwehr. "Saarland macht das Spiel sehr breit, da müssen wir vielleicht etwas länger warten, bis wir uns entscheiden", sagt Denauld Brown. Zudem unterliefen den Cowboys grobe Wechselfehler, die den Hurricanes immer wieder Raumgewinn schenkten. "Diese Fehler müssen wir abstellen", sagt Brown.

Auf dem Weg zum Saisonziel Playoffs war die Niederlage ein Rückschritt. Ein Heimsieg am kommenden Samstag gegen die bislang punktlosen Marburg Mercenaries ist nun schon beinahe Pflicht für die Münchner. "Wir werden uns weiter verbessern und im nächsten Spiel anders auftreten", sagt Ward Udinski. So gut glaubt er sein neues Team schon zu kennen.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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