American Football:Schottisches Solo

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Der Schweif des Kometen: Die Münchner Cowboys hatten im ersten Saisonduell mit Kempten des Öfteren das Nachsehen. (Foto: Lukas Barth)

Die Munich Cowboys sind beim 29:62 zum Saison-Auftakt gegen Kempten chancenlos

Von Christoph Leischwitz, München

Der Unterschied zwischen den Munich Cowboys und den Allgäu Comets war eigentlich gar nicht so groß, genau genommen betrug er nur 1,78 Meter. Die Münchner hatten den Auftakt in die American-Football-Bundesliga-Saison als "Battle for Bavaria" angepriesen. Außerdem kennen sich viele Münchner und Kemptner Spieler aus den vergangenen Jahren ganz gut. Und wenn sich eine Mannschaft in der Deutschen Football-Liga (GFL) Verstärkung aus den USA holt, so wie die Cowboys in Quarterback Jake Schaefer, dann kann man heutzutage diese Spieler auf der Basis von Statistiken und Youtube-Videos ebenfalls gut einschätzen. Und so gingen die Allgäu Comets zwar als Favorit in die Partie im Dantestadion, Spannung versprach man sich von diesem bayerischen Duell aber schon. Das Spiel am Samstag begann dann auch eine Viertelstunde später, weil gegen 16 Uhr immer noch Fans in einer Schlange vor dem Kassenhäuschen standen.

Wäre der Kick-off pünktlich erfolgt, viele wären wohl nach dem ersten Blick auf die Anzeigetafel auf dem Absatz umgekehrt. Denn es gab da einen Spieler, den die Cowboys offensichtlich nicht auf dem Schirm gehabt hatten, oder, noch schlimmer: Sie hatten es geahnt, konnten ihn aber trotzdem nicht aufhalten. Grant Isdale ist ein 24-jähriger Schotte, den in Deutschland zuvor niemand kannte. In seinem ersten Pflichtspiel für die Comets gelangen ihm prompt die ersten fünf Touchdowns der Gäste, teils im Alleingang, teils nach Pässen von Quarterback Cedric Townsend. Am Ende des ersten Spielviertels stand es bereits 14:0 für die Gäste, zur Halbzeit 41:15. Knapp 1600 Zuschauer verfolgten die weitgehend einseitige Partie, in der die Comets auch in der Schlussphase nicht nachließen und deutlich mit 62:29 gewannen - ohne die 30 Punkte, die Isdale zum Erfolg der Comets beitrug, wäre es womöglich tatsächlich spannend geworden. "Wir haben heute gegen eine hervorragende Mannschaft gespielt", sagte Cowboys-Coach Kevin Herron nach dem Spiel sichtlich enttäuscht.

Es gab allerdings auch die eine oder andere gute Nachricht aus Münchner Sicht. Zum einen hatte sich die Offensive nicht kleinkriegen lassen. Jake Schaefer ließ in seinem Debüt mehrere Male aufblitzen, dass er die Mannschaft in dieser Saison zu Siegen führen kann. Besonders beachtlich war sein erster Touchdown-Pass auf Maximilian Kusch zu Beginn des zweiten Viertels, zum zwischenzeitlichen 6:21. Der wuchtig geworfene Ball war dabei 45 Meter in der Luft und fand exakt ins Ziel. Insgesamt warf Schaefer vier Touchdown-Pässe, zwei davon fing Philipp Vinzenz.

Die Cowboys-Offensive konnte halbwegs überzeugen, doch Chefcoach Herron übte trotzdem Selbstkritik. Im Testspiel gegen die Ravensburg Razorbacks hatte er Schaefer schon zur Halbzeit vom Feld genommen, um den Jüngeren im Kader ebenfalls Spielpraxis zu geben. Nach deutlicher Führung spielte man nur 37:37. Letztlich sei das ein Fehler gewesen, so Herron: Auch die Stammspieler bräuchten im neuen System noch mehr Übung.

Comets-Cheftrainer Brian Caler jedenfalls sagte, man habe den Cowboys angemerkt, dass da etwas Großes zusammenwachse. "Wir sind froh, dass wir schon so früh in der Saison gegen die Cowboys spielen", sagte er.

"Wir werden die Fehler analysieren und weiter hart arbeiten", versprach Herron. Es ist allerdings fraglich, ob Fehlerreduzierung allein schon zum Erfolg im kommenden Spiel führen wird. Denn am zweiten Spieltag treffen die Munich Cowboys erneut auf die Allgäu Comets. "Da müssen Sie beim Verband nachfragen", sagte Herron auf die Frage, warum Hin- und Rückspiel so nah aneinander gelegt wurden. Grant Isdale jedenfalls wird in zwei Wochen wohl nicht sehr viel langsamer geworden sein.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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