American Football:Entgegen der Absprache

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Munich Cowboys stellen sich neu auf - fast ohne US-Importe. Trainer Craig muss gehen

Von Christoph Leischwitz, München

Es wurde natürlich viel Englisch gesprochen. Denn es gibt sie ja noch, die Amerikaner beim American-Football-Klub Munich Cowboys. Die meisten der sogenannten "Importe" arbeiten allerdings nicht auf dem Rasen, sondern eher im Hintergrund. So wie Alexandra Khayat Dahl, die Vizepräsidentin Marketing, sie hatte am Mittwochabend, bei der Jahreshauptversammlung der Cowboys, sehr viele Wortbeiträge. "You have to be a team", man müsse doch zusammenstehen, rief sie einmal den anwesenden Spielern mit geballter Faust und fester Stimme zu. Es waren allerdings nicht sehr viele Spieler gekommen. Und Amerikaner schon gar nicht. Die meisten von ihnen sind nämlich schon weg. Und kommen auch nicht wieder.

Auf und neben dem Platz wird künftig auch weiterhin Englisch gesprochen, aber wieder mehr mit deutschem Akzent - das war die größte Neuerung des Abends. Fast beiläufig wurde dann erwähnt, dass Cheftrainer James Craig zum Ende des Monats gekündigt wird, dass Abwehr-Koordinator Garren Holley Verpflichtungen in der Heimat nachgehen wird. Bekannt war bereits, dass Offensiv-Koordinator Stephen Parker, einst als Spieler im Kader des NFL-Klubs Miami Dolphins, im neuen Jahr Cheftrainer des Nord-Bundesligisten Kiel Baltic Hurricanes sein wird.

Nicht nur neben, auch auf dem Feld wird sich einiges ändern beim Erstligisten: Quarterback Blake Bolles wird nicht wiederkommen, ebenso wenig Abwehrspieler Ryan Newell und Passempfänger Colson Hosford. Der in diesem Jahr überaus wertvolle Allrounder Tyler Davis könnte als einziger noch einmal zurückkehren - ohnehin habe man sich ja mit niemandem im Streit getrennt, betonen die Cowboys. Doch wenn im kommenden Jahr ein US-Amerikaner bei den Munich Cowboys spielt, dann wird es wohl ein Quarterback sein. Und zweitens hat Davis mehrere, vermutlich lukrativere Angebote.

Natürlich geht es bei diesen Entscheidungen ums Geld. Vor drei Jahren hatte sich der Verein mehr Risikobereitschaft auferlegt und beschlossen, mehrere Schlüsselpositionen mit US-Amerikanern zu besetzen. Und obwohl die Mannschaft in diesem Jahr das Viertelfinale erreicht hat (wo sie gegen den späteren deutschen Meister Braunschweig deutlich verlor) und man mit allen Legionären im Prinzip zufrieden war, stellte sich trotzdem keine wirkliche Zufriedenheit ein. In der höchsten Liga im Mittelfeld zu spielen und dann in den Playoffs gegen ein Nord-Team zu verlieren, das bekomme man auch billiger hin, so der Tenor bei der Hauptversammlung.

Erhält seine Kündigung Ende November: Cowboys-Cheftrainer James Craig wird vorgeworfen, sich zu sehr auf die erste Mannschaft konzentriert zu haben. (Foto: schunk)

Es gab in diesem Jahr auch eine Spende in nicht unbeträchtlicher Höhe, die zweckgebunden ist: Sie soll eins zu eins in die Jugendarbeit fließen. Von dem geplanten Budget, 172 000 Euro für das Jahr 2015, soll deshalb künftig mehr Geld an die Trainer gezahlt und weniger für teure, externe Spieler ausgegeben werden.

In Shahram Fardin haben die Cowboys auch schon einen Trainer für die A-Jugend gefunden, der als bewährter Aufbauhelfer gelten darf: Fardin war unter anderem mit dem Frauenteam der Cowboys zwei Mal deutscher Meister geworden. Und die neu gegründete zweite Mannschaft ist zumindest schon mal gut besetzt: Zwischen 40 und 50 Spieler, zumeist Anfänger, stünden bereit und hofften auf eine verbesserte Ausbildung. Dass sie diese in der vergangenen Saison nicht erhielten, schien auch der Hauptgrund zu sein, Cheftrainer James Craig nicht weiter an sich zu binden. Er soll sich entgegen Absprachen zu sehr auf die erste Mannschaft konzentriert haben.

Einen Nachfolger für Craig gibt es indes noch nicht. Präsident Werner Maier sagte, er sei zuversichtlich, dass schon bald Zusagen einträfen - vermutlich wieder aus den USA oder Kanada. Denn in Bayern hat sich zuletzt viel getan: In der ersten Liga gibt es mittlerweile drei bayerische Vereine, in der zweiten Liga künftig vier statt wie bisher zwei. Und fast alle Klubs können ihren Trainern mehr zahlen als die Cowboys, die auch Abwerbungsversuche bei den Spielern fürchten. Da ist es wichtig, dass die Cowboys heuer deutlich mehr Zuschauer hatten als zuvor, im Schnitt sind es mittlerweile mehr als 1000 bei Heimspielen.

Dass das Team unbedingt zusammenstehen muss, das war deshalb an diesem Abend nicht nur so dahin gesagt. Denn bei allem Vertrauen in die Jugend war beim Cowboys-Treffen vor allem eins herauszuhören: Um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen, dafür wird es auch bis auf Weiteres nicht reichen. Sollte der Plan allerdings aufgehen, dürften sich die Cowboys getrost eines der besten deutschen Teams im American Football nennen.

© SZ vom 14.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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