American Football:Bronze in Andalusien

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Der Lohn für 1200 Euro plus Flugkosten, für gute Teamarbeit und viel Einsatz: Nadine Nurasyid mit den Trophäen. (Foto: oh)

Vier Münchnerinnen leisten bei Frauen-EM Pionierarbeit

Von Christoph Leischwitz, München

Bei einer Sportart, die noch in ihren Anfängen steckt, wird man häufiger von Überraschungen heimgesucht. Großbritannien zum Beispiel war stärker als gedacht, und Nadine Nurasyid vermutet, es hängt mit der "Rugby-Erfahrung" einiger Gegnerinnen zusammen - im internationalen Frauenfootball reicht das derzeit schon, um einen deutlichen Vorteil zu haben. Die deutsche Nationalmannschaft war ein wenig geknickt, als sie ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft 6:17 gegen den vermeintlichen Außenseiter verlor. An einem Sonntagvormittag im spanischen Granada, vor einer Handvoll Zuschauer. Da kann man schon einmal ins Grübeln kommen, ob sich die Reise nach Andalusien überhaupt gelohnt hat.

Doch das Turnier nahm einen positiven Verlauf. "Dass wir danach zwei Spiele gewonnen haben, zeigt, dass unser Team zusammengewachsen ist", sagt Nurasyid, und darum sei es vor allem gegangen. Die 29-Jährige ist Abwehrspielerin der Munich Cowboys Ladies, im ersten Spiel hatte sie die meisten deutschen Tackles gesetzt.

Vom Bundesligateam der Cowboys waren auch Anna Sailer und Birgit Gerl dabei, vom Zweitligisten München Rangers die Offense-Line-Spielerin Rea Schmidt. Einen Münchner Touchdown gab es zwar nicht, aber zwei Siege für eine Mannschaft, die jetzt nicht mehr ganz so zusammengewürfelt ist. "Wir haben neben den drei Spielen täglich Training gehabt und viel Theorie. Gegen Ende haben die Rädchen immer besser ineinander gegriffen", erzählt Nurasyid. Im zweiten Gruppenspiel gelang ein 22:12 gegen Schweden, im Spiel um Platz drei dann ein 26:7 gegen Österreich. Sieger wurde Finnland, aktuell wohl das einzige wirklich eingespielte Frauenteam Europas.

Drei Spiele in einer Woche, Unterbringung im Vier-Sterne-Hotel, Teambesprechungen in großen Sälen, Shuttle-Busse zum Stadion - kein schlechtes Erlebnis für Vertreterinnen eines Randsports. Doch die Spielerinnen mussten für die EM-Teilnahme eine Gebühr von 1200 Euro entrichten und den Flug selbst bezahlen. "Man macht das aus Passion zum Football", sagt Runningback Sailer, die seit zehn Jahren für die Cowboys spielt. Und damit der Sport mehr Aufmerksamkeit bekommt. Damit eines Tages vielleicht doch mal Fördergelder fließen und nicht nur die mitspielen, die es sich leisten können. Pioniere? "Ja", sagt Nurasyid, so könnten sie sich wohl bezeichnen.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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