Spende:OB Reiter und CSU streiten wegen Moschee-Millionen aus Saudi-Arabien

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Das Modell der Moschee, die dank der Spende nun wohl gebaut werden kann. (Foto: Catherina Hess)

Die CSU will den Namen des Spenders für das Münchner Moschee-Projekt sofort wissen - OB Reiter hält das für "politische Agitation".

Von Heiner Effern

Die CSU verschärft ihre Angriffe auf das Münchner Forum für Islam (MFI), das im Norden der Stadt eine repräsentative Moschee errichten will. Ihr Münchner Bezirksvorsitzender Ludwig Spaenle wirft den Betreibern des Projekts vor, dass sie wegen ihres Umgangs mit einer Großspende von etwa 4,5 Millionen Euro Vertrauen verspielten. Den Geldgeber "erst nennen zu wollen, wenn das Geld eingegangen ist, macht den ganzen Vorgang nicht gerade vertrauenswürdiger. Wer bereit ist, einen so großen Geldbetrag zu spenden, der soll dazu stehen und sich bekennen, und zwar zu jedem Zeitpunkt", ließ Spaenle am Mittwoch verbreiten.

Ein bisher anonymer Geschäftsmann aus Saudi-Arabien will mit der Millionenspende den Kauf des Grundstücks finanzieren - das wurde vergangene Woche bekannt. Sobald das Geld auf dem Konto sei, werde er den Namen des Spenders öffentlich nennen, versichert Imam Benjamin Idriz, der Vorsitzende des MFI. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hält dieses Vorgehen für korrekt und kritisiert Spaenles Vorstoß. Der sei "politische Agitation", der CSU-Chef bringe völlig unnötig Schärfe in die Debatte. "Wenn jemand die Moschee nicht will, dann soll er es offen sagen." Im Stadtrat sei man sich auch mit der CSU über den Umgang mit der Spende einig: "Wir alle sind für völlige Transparenz." Das beinhalte, dass der Name des Spenders öffentlich werde. Es reiche aber aus, wenn das nach Eingang des Geldes geschehe.

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Das MFI erwartet laut Idriz jeden Tag das Geld aus Saudi-Arabien. Den Namen des Spenders vorher zu nennen, "macht keinen Sinn". Denn erst nach dem Eingang des Geldes wisse man zu 100 Prozent, ob der Mann auch zu seinem Wort stehe. Imam Idriz ist sich aber sicher, dass sich das Rätsel um den Geldgeber in Kürze lösen wird. Für das MFI ist dessen Spende enorm wichtig, weil sie ein erster Finanzierungsbaustein ist für das neue Gemeindezentrum, das die muslimische Gemeinde im Kreativquartier an der Dachauer Straße errichten will. Das Projekt beinhaltet auch Bibliothek, Museum, Akademie, Wohnungen und Läden. Insgesamt soll das Zentrum 30 bis 40 Millionen Euro kosten.

Da das MFI so viel Geld erst sammeln muss, ist das Grundstück schon seit längerer Zeit befristet reserviert. Der Ältestenrat der Stadt verlängerte den Zeitraum vergangene Woche erneut um ein Jahr, weil nun wenigstens die erste Tranche für den Bau konkret in Aussicht ist. Das Geld wird nach Eingang auf einem Sonderkonto geparkt. Überschrieben werde das Grundstück nur, wenn das MFI ein "schlüssiges und transparentes Finanzierungskonzept, zumindest für den ersten Bauabschnitt" vorlege, erklärte OB Reiter am vergangenen Freitag. Das heißt: Bis Ende 2016 muss das MFI wenigstens das Geld für den Bau der Moschee vorweisen können.

Nach diesem Teilerfolg für das Projekt kam am Montag erste Kritik aus der CSU. Die Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer und Hans-Peter Uhl hinterfragten öffentlich: "Warum wird der Name verschleiert?" Sie stellten einen Zusammenhang zu arabischen Königshäusern oder Staaten her, die Einfluss auf die Ausrichtung der Moschee nehmen könnten. Diese Kritik bekräftigte Spaenle am Mittwoch ausdrücklich.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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