Sorge vor Verkehr und schlechter Luft:Martinsrieder Metamorphose

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Die Entwicklung zum modernen Vorort der Landeshauptstadt München stößt bei der Bürgerversammlung auf Bedenken

Von Rainer Rutz, Planegg

Ein weiteres Mal waren es die Martinsrieder Bürger, die der Bürgerversammlung im Planegger Kupferhaus am Mittwochabend ein Gesicht gaben. Fragen zur aktuellen Entwicklung kamen überwiegend aus dem Ortsteil der Gemeinde Planegg, der zur Zeit mit dem Bau eines Ortszentrums eine wahre Metamorphose durchmacht. Dabei zeigte sich, dass nicht alle mit der Richtung zufrieden sind und dass es vor allem Bedenken zu den Auswirkungen gibt, die aus dem früher eher bäuerlichen und beschaulichen Martinsried zunehmend ein globales Wissenschaftszentrum und einen modernen Vorort der Landeshauptstadt München machen.

Immer wieder wurde die Sorge geäußert vor zu viel Verkehr, schlechter Luft, einem Anstieg der ohnehin hohen Lebenshaltungskosten und einer weiteren Erhöhung der wie auch im restlichen Würmtal kaum mehr bezahlbaren Mieten. Martin Lauterbach, ein Neubürger, sprach von einer "Kehrseite der kommenden U-Bahn: Die Pendler werden dann im Wohngebiet parken." Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) beruhigte: "Die Gemeinde erarbeitet ein Parkraumbewirtschaftungskonzept." Dazu gehörten auch ein Parkhaus am Klopferspitz, ein Busbahnhof und ein Fahrradhaus. Für Irritation sorgte Hofmann allerdings mit seiner Einschätzung: "Nach wie vor ist der Campus keine Endhaltestelle, sondern das Klinikum. Es gibt lediglich ein Gleis der U-Bahn nach Martinsried."

Robin Düll meinte, es gebe unterschiedliche Aussagen aus dem Rathaus zur möglichen Verdichtung des Ortes: "Einmal heißt es, es solle nur moderat verdichtet werden. Dann aber wird im Zusammenhang mit der Wohnungsnachfrage von mehr Verdichtung gesprochen." Für Düll handelt die Gemeinde damit gegen die Aussagen und Vorgaben aus dem Bürgergutachten. Hofmann entgegnete, eine gewisse "Charakterveränderung" des Ortes bedeute noch nicht ein ausuferndes Wachstum.

Ein weiteres großes Thema war der Kiesabbau am Ortsrand von Martinsried und Planegg, der vor Kurzem für weitere fünf Jahre genehmigt wurde. Viele Bürger befürchten nicht nur Lärm, sondern vor allem eine starke Staubentwicklung. Sabine Haugg, auch sie aus Martinsried, glaubt den Beteuerungen nicht, wonach das Kiesunternehmen Glück durch hohe Auflagen zur Einhaltung der Grenzwerte gezwungen werde. Sie regte eine ständige Kontrolle an. Dazu erklärte Landrat Christoph Göbel, alle "Erfahrungswerte der letzten Jahre" belegten, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.

Ein ganz anderes Thema schnitt Eveline Weiß aus Martinsried an. Sie wollte wissen, ob die Gemeinde gerüstet sei für neue Elektroautos. Göbel meinte, hier sei einiges auf den Weg gebracht worden: "Der Landkreis München entwickelt gerade ein Strukturkonzept für mögliche Ladestationen. Bis zum Sommer 2018 werden wir wissen, welche Standorte die Gutachter für richtig und sinnvoll halten." In Planegg gibt es bisher nur eine Ladestation im Gewerbegebiet Steinkirchen.

Mehr als zwei Stunden mussten die Bürger warten, bis sie ihre Fragen stellen konnten. Davor hatte Bürgermeister Hofmann seinen Rechenschaftsbericht vorgetragen. Mit großen Applaus wurde der Leiter der Polizeiinspektion 46, Siegfried Janscha, verabschiedet, der in den Ruhestand geht. Sein Interims-Nachfolger Matthias Schneller stellte sich vor und sprach von einer "insgesamt ausgezeichneten Sicherheitslage in Planegg".

Feuerwehr-Kommandant Martin Heizer zeigte sich sehr zufrieden mit der Personallage der Feuerwehr. Es gebe genügend Nachwuchs, versicherte er. Schließlich skizzierte noch Landrat Christoph Göbel (CSU) - er kam gerade von der Bürgerversammlung in Taufkirchen - die immer vielfältigeren Aufgaben seiner Behörde. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sei ein "massiver Wachstumskurs des Landkreises München".

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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