Sommer in München:Schwarzer August

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Ein Augustnachmittag im Jahr 2014: Dunkle Gewitterwolken türmen sich über der Theatinerkirche - mal wieder. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Biergärten bleiben leer, Freibäder werden nur von Sportlern besucht: Der verregnete Sommer sorgt für Umsatzeinbußen bei allen, die vom schönen Wetter abhängig sind. Nur einer ist froh, dass er in diesem Jahr weniger arbeiten muss.

Von Anne Kostrzewa

Sprichwörtlich ist es eigentlich der April, der sich mit seinem unvorhersehbaren Wetter jede Option offen hält. Heuer scheint es, als habe sich der ganze Sommer an ihm ein Beispiel genommen. Auch er macht, "was er will". Und ganz offenbar will er, dass es regnet. Mehr als jeden zweiten Tag mussten die Münchner im August den Schirm aufspannen, Hochrechnungen der Regionalzentrale München des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ergeben bis zum Monatsende eine Bilanz von 21 Regentagen im Stadtgebiet.

Ganz besonders hart trifft dieses durchwachsene Wetter all jene Münchner, die von Berufs wegen auf Sonnenschein angewiesen sind: Eisverkäufer, Biergarten-Betreiber, Mitarbeiter von Freibädern und Open-Air-Kinos. "Eigentlich ist der August unser Top-Monat", sagt Michael Sarcletti, Besitzer des gleichnamigen Eisladens am Rotkreuzplatz. "Aber die letzten Wochen hatten wir einen richtigen Durchhänger."

Das August-Wetter in München. (Foto: N/A)

Ein bisschen was sei immer los, sagt Sarcletti, die Kunden bestellten an kühlen Tagen dann eher cremige, fettreiche Sorten statt erfrischender Sorbets. "Aber gerade abends merken wir, dass es schlechter läuft. Die lauen Sommerabende haben diesen Sommer einfach gefehlt", so Sarcletti.

Gerade die kühlen Abende machen auch Hartmut Senkel zu schaffen. Er betreibt das Freiluftkino am Viehhof und den angeschlossenen Nachtbiergarten. "Für mich war dieser Sommer ein relativ hohes Draufzahlgeschäft", sagt Senkel. "Grad bin ich schon ein bisschen traurig." Mehrere Veranstaltungen habe er aufgrund des Wetters absagen müssen, der Biergarten sei oft geschlossen geblieben. "Hätte ich Feuerzangenbowle verkauft, wäre ich besser durch den Sommer gekommen", scherzt Senkel. "Bei dem vielen Regen haben einfach die Gäste gefehlt."

Die einzigen Gäste, auf die die Freibäder der Stadt an kalten Sommertagen zählen könnten, seien die Sportschwimmer, sagt SWM-Sprecher Michael Solić. "Für sie macht die Lufttemperatur keinen Unterschied, weil sie kommen, um Bahnen zu schwimmen." Die meisten Sportschwimmer kämen vor oder nach der Arbeit vorbei, sagt Solić.

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Die Besucherzahlen in den Freibädern mit Früh- und Spätschwimmerangeboten - Dantebad, Prinzregentenbad, Schyrenbad und Georgenschwaige - sähen deshalb etwas besser aus als in den anderen Bädern. Insgesamt hätten die Freibäder heuer aber bereits deutliche Einbußen bei den Besucherzahlen hinnehmen müssen, sagt Solić. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir bislang ein Drittel weniger Freibadbesucher. Viele Freizeitschwimmer weichen jetzt in die Hallenbäder aus."

Nach drinnen ziehen auch viele Münchner, die bei Sonnenschein eigentlich im Biergarten säßen. "In unserem Biergarten haben wir 8000 Plätze, im Haus nur 500", sagt Peter Fassbacher, Mitarbeiter im Königlichen Hirschgarten. "Da macht sich das schlechte Wetter natürlich im Umsatz bemerkbar." Auch im Biergarten am Chinesischen Turm merke man die Regentage in der Kasse. "Frustriert sind wir aber deshalb noch lange nicht", sagt Pächterin Antje Schneider.

Kostenloser Regenschirm-Verleih

Es sei ein "tolles Frühjahr" gewesen, das gleiche den nassen Sommer wieder aus. "Die Wetterabhängigkeit ist unser alltägliches Geschäft", sagt Schneider. "Wir haben immer ausreichend Mitarbeiter vor Ort, um zu reagieren, wenn die Sonne doch noch rauskommt." Statt auf den verregneten Sommer zurückzublicken, richte sie den Blick in die Zukunft: "Wir hoffen auf einen schönen Herbst, unsere Saison geht ja noch bis November."

Ganz so viel Zeit hat Reinhard Straßer, Betreiber des Kinos am Olympiasee, nicht mehr, am 14. September zeigt er den letzten Film. Dennoch blicke er, trotz des vielen Regens, auf eine gute Saison zurück, sagt Straßer. "Wir haben nicht die Besucherzahlen erreicht, die wir gern hätten, aber wir machen das Beste draus."

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Bei miesem Wetter bedeutet das: kostenloser Regenschirm-Verleih und überdachte Sitzplätze. Selbst am verregneten Montag seien über 100 Gäste da gewesen. Straßers Geheimrezept ist die Auswahl der Filme: "Wir bestücken das Programm mit Filmen, die emotional binden", sagt er. "Dann kommen die Gäste, weil sie den Film unbedingt sehen wollen, egal bei welchem Wetter."

Eis hat nichts mit dem Wetter zu tun

Den wohl optimistischsten Blick auf den verregneten Sommer hat Eismacher Giorgio Ballabeni: "Ich genieße es, wenn es regnet", sagt er. "Schlechtes Wetter bedeutet, dass ich genug Schlaf kriege." Bei schönem Wetter arbeite er bis zu 20 Stunden am Tag, erst an der Eismaschine, dann in seinen Läden in der Theresien- und Seidlstraße.

Generell habe Eis für ihn aber nichts mit dem Wetter zu tun, sagt Ballabeni. "Die Italiener haben es bereits verstanden: Sie essen Eis auch als Ersatz für Sonnenschein." Ob das bei den Münchnern ebenfalls klappt, will Ballabeni heuer erstmals herausfinden: "In der Seidlstraße haben wir den ganzen Winter geöffnet. Mit Wintersorten wie Maroni- und Strudeleis."

© SZ vom 28.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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