Fünf für München:Auf Vorwindkurs, auf Erfolgskurs

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Weltumsegler Bobby Schenk. (Foto: privat)

Segel-Ikone Bobby Schenk wird ausgezeichnet, Glaskünstler Tornike Abuladze auch. Und sechs Kavaliere der Straße - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Bernhard Blöchl, Sabine Buchwald, Karl Forster und Julia Schriever

Segler-Vorbild

Als die beiden Tölzer "Segeljungs" Vincent Goymann und Tim Hund, derzeit mit ihrer Arrya auf Weltumsegelung, unlängst am Ende der gut 5000 Meilen von Tahiti nach Indonesien den lang ersehnten Vorwindkurs erreichten, zogen sie das zweite Vorsegel auf und jubelten auf dem Youtube-Video: "Das ist die Lieblingssegelstellung von Bobby Schenk!" Man nennt das auch Schmetterlingssegeln. Vincent und Tim sind knapp über 20 Jahre alt, Bobby Schenk wird im März immerhin 84. Aber der gebürtige Münchner ist halt immer noch der deutschen Segler großes Vorbild, als einer der ersten Weltumsegler zu einer Zeit, als noch Sterne und Sextant den Kurs bestimmten und nicht metergenaues GPS, als noch keine Satelliten das Telefonieren zwischen Panama und den Marquesas ermöglichten. Schon Ende der Sechzigerjahre segelte der studierte Jurist mit seiner Frau auf der Thalassa ein erstes Mal um die Welt, später lebten beide in der Südsee, segelten dann aber via Kap Hoorn nahezu nonstop zurück nach Europa, wo Bobby Schenk wieder als Richter zu arbeitete. Doch der Pazifik ließ ihn nicht los.

Bobby Schenk, heute nach dem Tod seiner Frau Carla wieder in Fürstenfeldbruck zu Hause, hat Dutzende von Segelbüchern geschrieben und sich, auch durch seine sympathische Vortragskunst, eine riesige Fangemeinde erobert. Er bedient sich dabei eines einfachen Tricks: Er gibt seinen Zuhörern das Gefühl, mindestens genauso gute Segler zu sein wie er einer ist. Nun bekam er für sein Lebenswerk vom Trans Ocean Verein in Cuxhaven den Ocean Award 2022 verliehen, die höchste Auszeichnung der deutschen Segelszene.

Film-Visionär

Moderiert wird der Abend von VFX-Professor Jürgen Schopper, der den Studiengang an der HFF leitet. (Foto: Robert Pupeter)

Die Zukunft ist digital, die Entscheidung konsequent: Mit dem Computeranimator und Creative Art Director Jürgen Schopper hat die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) einen preisgekrönten Mann der Praxis und erfahrenen Professor befördert. Schopper, der den jungen Studienschwerpunkt Visuelle Effekte (VFX) leitet, darf sich von nun an auch HFF-Vizepräsident nennen - an der Seite von Präsidentin Bettina Reitz, Kanzlerin Sabine Walz-Jaeger und Vizepräsident Johannes Wende. Schopper, 54, hat unter anderem für die 20th Century Fox ("Independence Day") und Arri Film & TV gearbeitet.

Erst-Versorger

Von-Kahr-Straße, ein heißer Sommertag: Eine Frau überquert die Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu achten. Ein Motorradfahrer übersieht die Fußgängerin - es kommt zum Zusammenstoß. Eine Frau und fünf Männer werden Zeugen des Unfalls. Sie schauen nicht weg und helfen spontan: Lisa Keitel, Yannick Hauser, Miran Salahuldin, Angelo Morgana, Albrecht Benjamin und Marco Schiller wurden dafür jetzt als "Kavaliere der Straße" geehrt. Sie versorgten die schwerverletzte, stark blutende Fußgängerin und den Motorradfahrer, bis Polizei und Sanitäter eintrafen. Einer von ihnen kümmerte sich zudem darum, dass es durch den weiter fließenden Verkehr nicht zu einem weiteren Unfall kam.

Die Auszeichnung "Kavalier der Straße" wurde vor mehr als 50 Jahren geschaffen. Zu dieser Zeit fuhren noch weniger Autos, sie waren aber anfälliger für Pannen. Die Zahl der Unfälle war hoch, das Tragen eines Gurtes noch nicht verpflichtend. Zivilcourage half Leben retten und Schlimmeres zu verhindern - das gilt bis heute.

Stadt-Verbesserinnen

Die Architekturstudentinnen Luisa Amann (links) und Alicia Hergerdt. (Foto: Luisa Amann)

Ein Großteil des öffentlichen Raums in Städten sind Verkehrsflächen: Straßen, Wege, Verkehrsinseln. Die beiden Architekturstudentinnen und besten Freundinnen Luisa Amann, 23, und Alicia Hergerdt, 25, haben sich gefragt: Wie könnte man die Stadt verbessern? Wo ist noch Potenzial - sowohl für die Umwelt als auch für ein gutes Leben in der Stadt? Vor einem Jahr haben sie ihre Bachelorarbeit an der Technischen Universität München zu dem Thema geschrieben. Inzwischen hat sich die Idee zu einer Ausstellung entwickelt, die am 5. Dezember um 18:30 Uhr beginnt und noch bis zum 22. Dezember im Pavillon 333 neben der Pinakothek der Moderne zu sehen sein wird. Zur Ausstellungseröffnung an diesem Montagabend wird es eine Podiumsdiskussion geben, bei der unter anderem Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Thomas Auer vom Lehrstuhl für klimagerechtes Bauen der TU München und Linus Schulte vom Referat für Stadtverbesserung sprechen werden. Davor aber werden die Studentinnen Luisa Amann und Alicia Hergerdt einen Impulsvortrag halten. "Wir wollen Stadtbaurätin Merk fragen: Warum passiert nicht mehr?", sagt Luisa Amann, die inzwischen ihren Master in London macht. In welche Richtung sich München verändern kann - dafür bietet ihre Ausstellung jede Menge Ideen. Amann und Hergerdt haben überlegt, wie man den Altstadtring umgestalten könnte. Das "Referat für Stadtverbesserung" hat einen Plan entwickelt, wie hundert Meter der Schwanthalerstraße begrünt werden könnten. Und wieder ein anderes Projekt beschäftigt sich mit dem Ratzingerplatz, der mal zum hässlichsten Ort Münchens gekürt wurde.

Glas-Veredler

Hat einen Förderpreis für Angewandte Kunst: Tornike Abuladze. (Foto: Peter Bechmann/Bezirk Oberbayern)

Glas liegt kühl in der Hand, kann schmeicheln, glitzern und überraschen. Letzteres gelingt dem georgischen Künstler Tornike Abuladze mit seinen Objekten, die so groß wie ein Smartphone sind, aber eben aus Glas. Sie bestehen aus farbigen Prismen und erinnern an Handyspiele wie etwa Snake. Dafür wurde Abuladze soeben mit dem ersten Platz der Oberbayerischen Förderpreise für Angewandte Kunst 2022 ausgezeichnet. Der 35-Jährige ist Assistent von Thiery Boissel in der Werkstatt für Glasmalerei der Münchner Kunstakademie. Weitere Preise gingen an die Schmuckkünstlerin Nelly Stein und den Holzgestalter Korbinian Amann.

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