Schwabing:Urbanes Pflänzchen

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Die Trambahn-Haltestelle ist schon überdacht: Das Hotel auf dem ehemaligen Metro- und Holiday-Inn-Gelände soll noch heuer eröffnen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Quartier Schwabinger Tor bekommt nach und nach ein Gesicht. Doch noch sind einige Geschäftsräume leer

Von Nicole Graner, Schwabing

Die Tram-Haltestelle ist fast fertig, auch das Andaz-Hotel nimmt immer mehr Gestalt an, und allabendlich sieht man mehr Lichter in den Wohnungen des Quartiers "Schwabinger Tor" an der Leopoldstraße leuchten. Über die neuen, schon sehr beliebten Spielplätze, das Restaurant La Bohème und einige Geschäfte hinaus belebt sich das Quartier an der Leopoldstraße zusehends, bekommt sozusagen ein Gesicht. Doch noch stehen von den 20 zur Verfügung stehenden Geschäftsräumen einige leer. Welche Läden dort unterkommen - für das Viertel rund um den Parzivalplatz wäre eine sinnvolle Mixtur aus Gastronomie, Einzelhandel und Nahversorgung ausschlaggebend im Sinne eines lebendigen, urbanen Miteinanders.

Mit Nachdruck arbeitet daher die Jost- Hurler-Gruppe daran, diese Mischung Wirklichkeit werden zu lassen. Kein leichtes Unterfangen, denn wie Steffen Warlich, Leiter Kommunikation und Marketing, sagt, müsse man bei Gesprächspartnern immer wieder deutlich machen, dass Schwabing nicht an der Münchner Freiheit aufhöre - sondern eben weitergehe. Dass es mit dem Schwabinger Tor auch ein erklärtes Ziel sei, die belebte Leopoldstraße, die Achse Schwabings in Richtung Norden zu verlängern.

Während einige Ideen noch nicht spruchreif sind, zeichnen sich andere bereits klar ab. Anfang März eröffnet ein dm-Drogeriemarkt und daneben ein vietnamesisches Restaurant mit einer kleinen Teestube. Angeboten wird neben dem abendlichen Betrieb auch ein günstiger Mittagstisch. "Dazu werden", sagt Warlich, "alle Gastronomiebetriebe hier auf dem Gelände vertraglich verpflichtet". Ebenfalls soll es, erklärt der Sprecher, ein Restaurant geben, das eine "verrückte Mischung aus amerikanischem Essen und Wein" anbieten wird. Geplant ist - und das wäre, wenn auch Schwabings Kulturszene in der nördlichen Leopoldstraße weitergehen soll, eine charmante Idee - auch eine kleine Bühne.

Apropos Kunst: Tatsächlich sollen auf einer 350 Quadratmeter großen Fläche kleine, abgetrennte Ateliers mit einem Foyer entstehen, in dem es Lesungen, Ausstellungen oder Performances geben soll. "Die Erlebbarkeit von Kunst ist uns sehr wichtig", sagt Warlich, "und gehört unbedingt zu Schwabing dazu".

Schon bei zwei großen, ungewöhnlichen und guten Ausstellungen in der Tiefgarage des Wohnkomplexes hatte man den Wunsch, auch Kunst ins neue Quartier zu holen, spüren können. Die Organisation der zweiten Ausstellung sei schon sehr viel "komplexer" gewesen. Immer mehr Menschen nutzten die Tiefgarage ja. "Die Autos für die Ausstellung aus der Garage zu bekommen, war gar nicht leicht." Aber zur "Langen Nacht der Museen" soll auch die Garage wieder als Ausstellungsraum genutzt werden.

Im Gespräch sind auch Geschäfte aus der Modebranche. Eventuell dazu ein Optiker, ein Lotto-Toto-Geschäft oder eine Reinigung. Und: Langfristiges Ziel ist noch immer, einen Wochenmarkt auf dem neu entstandenen Platz an der Tram-Haltestelle zu initiieren. "Das wird sicher noch dauern, aber wir sind da dran", sagt Warlich.

Noch etwas Neues wird in den nächsten Wochen ausprobiert. Paketboxen sollen im Foyer Nord und Süd des Schwabinger Tors aufgestellt werden. Denn die Zulieferer hätten Probleme, die einzelnen Kunden im großen Gebäudekomplex zu finden und zu beliefern. Auch die Bewohner hätten über die Situation bereits geklagt. In die Boxen können dann Pakete oder Päckchen eingelegt werden, die Adressaten werden per App informiert und können ihre Post zu einer beliebigen Zeit abholen. "Das", so Warlich, "ist zunächst ein Pilotprojekt. Mal sehen, wie es angenommen wird." Und noch etwas ist fast sicher: In der zweiten Jahreshälfte sollen Trambahn-Platz und das Hotel eröffnet werden.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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