Schwabing:Unkooperativ

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Es wird wohl beim Einzelprojekt bleiben: Die Euroboden GmbH plant knapp hundert Wohnungen und Büroflächen an der Infanteriestraße. (Foto: Visualisierung: Euroboden)

Stadtwerke und Stadibau wollen an der Infanteriestraße lieber im Alleingang bauen als gemeinsam mit einem Privatinvestor

Von Ellen Draxel, Schwabing

Das Gebäude an der Infanteriestraße 14, in dem derzeit noch die Fachhochschule (FH) für Design der Hochschule für angewandte Wissenschaften München untergebracht ist, wird es nicht mehr lange geben. Kommendes Jahr, wenn die FH an die Lothstraße umzieht, soll an dieser Stelle ein Neubau entstehen. Die Euroboden GmbH plant, dort ein Mehrfamilienhaus mit 98 Wohnungen, einem großen Büro im Erdgeschoss und einer Tiefgarage mit 120 Stellplätzen zu errichten.

Eigentlich hatte Euroboden-Chef Stefan Höglmaier vorgehabt, die Umgebung in sein Projekt mit einzubeziehen und dadurch bezahlbaren Wohnraum mitten in der Stadt schaffen. Seine Vision: ein Gesamtkonzept mit den Nachbarn Stadibau und Stadtwerke, das sozialen Mehrwert hat und ein städtebaulich einheitliches Bild in der Infanteriestraße schafft. "Mit der Häuserzeile aus einem Guss könnte dreimal mehr Wohnfläche entstehen als anfangs geplant", sagt Höglmaier. Weniger in dem Gebäudeteil, das Euroboden gehört, als vielmehr in den Häusern, die sich Euroboden für die Stadibau und die Stadtwerke vorstellt. Westschwabings Stadtteilpolitiker hatten daher das Vorhaben auch von Anfang an als "Gewinn" für ihr Viertel bezeichnet.

Doch Höglmaiers Wunsch wird wohl ein Traum bleiben. Denn die Stadtwerke wollen ihr Grundstück selbst bebauen, "von unserer Seite aus ist keine Kooperation geplant", erklärt Sprecher Christian Miehling auf Anfrage. 20 Werkswohnungen für Familien sollen auf dem übernächsten, noch unbebauten Grundstück an der Ecke zur Kathi-Kobus-Straße entstehen, der Bauantrag ist bereits eingereicht und vom Bezirksausschuss Schwabing-West einstimmig befürwortet worden. Der Lückenschluss, argumentieren die Stadtwerke, sei schon wegen der erforderlichen Feuerwehrzufahrt zum Heizwerk nicht möglich. Bei dem Grundstück an der Kathi-Kobus-Straße handelt es sich um ein Betriebsgelände, das Heizwerk wird zur Fernwärmeversorgung des gesamten Stadtviertels benötigt.

Verhaltene Reaktion auch bei der Stadibau: "Prinzipiell", sagt Geschäftsführer Helmut Gropper, "sind wir diesen Überlegungen gegenüber aufgeschlossen. Aber bislang habe ich keine konkreten Pläne vorliegen." Im Übrigen müsse zunächst mit dem Freistaat Bayern, der Eigentümer der Stadibau ist, geklärt werden, ob überhaupt Wohnraum geschaffen werden soll - und wenn ja, mit welchen Mitteln. An der Infanteriestraße 12 sind derzeit sieben Mietparteien untergebracht, für die die Stadibau Ersatzwohnraum schaffen müsste.

"Wir sind bemüht, städtebaulich einen geschlossenen Straßenzug zu bekommen", sagt Stefan Höglmaier. Ihm als gebürtigem Münchner tue es in der Seele "weh, nicht alles an Wohnraum ausnutzen zu können". Sein Unternehmen habe den Stadtwerken für ihre Zufahrt "sogar unser Grundstück angeboten, da wir ohnehin selbst eine knapp 75 Meter lange Feuerwehrzufahrt einrichten müssen". Wie immer sich die Nachbarn entscheiden - das Projekt auf seinem eigenen Grundstück will Höglmaier "auf jeden Fall durchziehen". Baubeginn ist für kommendes Jahr geplant, ein positiver Vorbescheid liegt vor.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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