Fahrradaffin waren die Westschwabinger schon immer, die Clemens-straße ist mit 1,6 Kilometern die längste Fahrradstraße der Stadt. Die Kehrseite der Medaille: Gehwege, Plätze und Haltestellen sind oft so vollgestellt mit Rädern, dass Fußgänger nur noch schwer durchkommen. Das westliche Schwabing ist der kleinste und am dichtesten besiedelte Teil Münchens, Parkräume für Fahrräder zu ergattern ist besonders schwierig. Die Lokalpolitiker regten deshalb bereits vor 15 Jahren an, auf "Wohngrundstücken" nicht nur Abstellplätze für Autos, sondern auch solche für Fahrräder vorzuschreiben.
Resultat dieser Bitte ist die seit drei Jahren in München gültige Fahrradabstellplatzsatzung. Bei Bau von Wohnhäusern schreibt das Regelwerk vor, pro 40 Quadratmeter Wohnfläche einen etwa 1,5 Quadratmeter großen Stellplatz fürs Fahrrad mit einzuplanen. Nun soll die Satzung evaluiert werden - und wieder sind es die Bürgervertreter aus Schwabing-West, die eine Erweiterung der Vorgaben fordern. Ein Stellplatz pro 40 Quadratmeter Wohnfläche, argumentieren sie, werde auf Dauer nicht ausreichen: "Der Trend geht zum Zweitrad." Zu klein konzipiert sei außerdem die Größe der Abstellfläche: "Eineinhalb Quadratmeter mögen für ein normales Stadt-Rad genügen, sind aber für neue Modelle wie Lastenräder oder Kindertransporträder nicht ausreichend."
Bislang gilt die Stellplatzsatzung nur für Neu- und Umbauten, nicht für den Bestand. Die Stadtteilpolitiker plädieren deshalb dafür, zumindest Empfehlungen für die Schaffung von Fahrradabstellplätzen im Rahmen der Bestandspflege auszusprechen. Moderne Mobilitätskonzepte, wie sie etwa im Neubauquartier Domagkpark durch die Bündelung vielfältiger Sharing-Angebote bereits realisiert werden, sollten in die überarbeitete Fassung der Fahrradabstellplatzsatzung ebenso Eingang finden wie die Möglichkeit, Autostellplätze durch Radl-Stellplätze abzulösen.