Schwabing:Lokale Helden

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Antiker Mythos, verwebt mit eigenen Erfahrungen: In einem inklusiven Musiktheaterstück geht es um die Frage: Was ist ein Held? (Foto: Maximilian Vollendorf/oh)

Initiativen der Siedlung am Ackermannbogen organisieren ein Kulturwochenende

Von Ellen Draxel, Schwabing

Heldentaten sind in der klassischen Sage gern laut und bombastisch. Dabei sind es meist die kleinen Dinge, die Menschen zu Helden werden lassen - eine helfende Hand da, ein offenes Ohr dort. Das vom Kulturbüro und der Nachbarschaftsbörse der Siedlung am Ackermannbogen gemeinsam organisierte Kultur-Wochenende Mitte November trägt den Titel "Local Heroes" - weil es "ein Programm mit Beiträgen von, mit und für Menschen" ist, die im lokalen Umfeld wirken. "Jeder hat etwas Heldenhaftes und Besonderes an sich", erklärt Heike Stuckert vom Kulturbüro. "Das wollen wir wertschätzen."

Den Auftakt der Reihe bildet am Freitag, 17. November, um 20 Uhr die Veranstaltung "#climatekeys- Jazz & Talk". Das Besondere an diesem Event ist die Abwechslung zwischen Musik- und Verbalvortrag. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht das Thema Stadtacker - ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem nachbarschaftliche Verbundenheit durch gemeinsames Gärtnern erlebt werden kann. Dazwischen streut Pianist Juval Hunsinger zarte, jazzige Eigenkompositionen. Der junge Mann stammt aus dem Viertel, seit Jahren engagiert er sich ehrenamtlich in der Technikcrew des Ackermannbogen-Vereins.

Eine ganz andere Art der Kommunikation offenbart sich dagegen am Samstag, 18. November. Das inklusive Musiktheaterstück "Helden" erzählt die Geschichte des jungen Jason, der zu einer abenteuerlichen Reise aufbricht, um das sagenumwobene goldene Vlies zu finden. Drei Erzähler lassen den antiken Mythos neu entstehen. Dabei entpuppt sich ihre Heldenreise zugleich als Forschungsreise ins eigene Selbst. Denn neben dem Erzählstrang um Jason entwickelt sich ein zweiter, die persönlichen Erfahrungen der Spieler involvierender: Samuel Flach, nach einem Unfall querschnittsgelähmt, verwebt Jasons Etappen mit Erlebnissen seiner eigenen Lebensreise, zeigt Parallelen und Unterschiede auf. Auch Valdir Ferreira-Mendes, Musiker aus Brasilien, lässt die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat erklingen. Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr, anschließend bieten die Künstler einen kurzen Workshop zu den Themen "Meine persönliche Heldenreise"' "Umgang mit Behinderung" oder "Diskriminierung im Alltag" an. Der Eintritt kostet sieben Euro.

Gelegenheit, dem Produktionsteam des Stücks "Helden" bei einer Probe zuzuschauen, besteht am Dienstag, 3. Oktober, von 15 bis 16 Uhr. Am 7. Oktober feiert das Stück Premiere am Giesinger Bahnhof. Eine kurze Sequenz können Interessierte auch am Sonntag, 12. November, sehen: An diesem Abend gestaltet der gemeinnützige Verein "Zirkel für kulturelle Bildung" von 18 Uhr an ein abwechslungsreiches Abendprogramm - mit Ausschnitten aus der Produktion "Helden" und weiteren kreativen Kunst- und Kultur-Projekten. Mehrmals im Jahr veranstaltet der Verein eine solche Plattform zum Austausch von Ideen. Für den Abend-Salon in lockerer Atmosphäre mit offener Musik-Session und Ausklang bei Essen und Trinken bittet "Zirkel" um Anmeldung unter info@zirkelev.de oder telefonisch unter der Nummer 12595164.

Ein gänzlich neues Format probieren die Veranstalter am Sonntag, 19. Oktober, dem letzten Tag des Local-Heroes-Kulturwochenendes, zwischen 15 und 17 Uhr aus. "Auf mehrfach von Nachbarn vorgetragenen Wunsch organisieren wir erstmals ein Erzählcafé in den Räumen der Nachbarschaftsbörse", sagt Heike Stuckert. "Es gibt so tolle Biografien im Quartier, die es wert sind, gehört zu werden." Übergreifendes Thema sind Umzugsgeschichten: Bei Kaffee und Kuchen berichten vier Erzähler aller Altersstufen über ihre persönlichen Erfahrungen, wie sie aufgebrochen sind, sich verändert haben und am neuen Lebensort ankamen. "Wir haben auch einen gehörlosen Mann aus dem Viertel als Erzähler eingeladen, daher wird die ganze Veranstaltung von einer Gebärdensprachdolmetscherin begleitet", sagt Stuckert. Möglich, meint sie, dass dieser Nachmittag der "Startschuss" weiterer Erzählcafé-Veranstaltungen werden könnte.

Alle "Helden"-Veranstaltungen wie auch die Jazz- und Talkrunde "climatekeys" finden im Studio Ackermann in der Kreativgarage am Rosa-Aschenbrenner-Bogen 9 statt, das Erzählcafé trifft sich im selben Haus im Erdgeschoss. Mit Ausnahme der "Helden"-Aufführung und dem anschließenden Workshop sind alle Angebote kostenlos.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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