Schwabing:Licht ins Dunkel

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Schummriger Spaziergang: Lothar Vorbach (rechts) von der Münchner Stadtentwässerung erklärt Besuchern, wie das Abwassersystem funktioniert. (Foto: Robert Haas)

Entdeckungen unter Tage bei der "Nacht der Umwelt"

Von Andrea Schlaier, Schwabing

Ob es der Verdruss über die Hinfälligkeit des eigenen Körpers oder die Unzulänglichkeit des Zahnspezialisten ist - man wird nicht erfahren, warum die "Dritten" so häufig im Klo versenkt werden. Eindeutig nachweisbar ist nur: Regelmäßig werden Gebisse in die Münchner Unterwelt gespült, per Knopfdruck über heimische Aborte. "Es ist unser kuriosester Fund und zugleich findet man ihn immer wieder." Robert Schmidt muss es wissen. Er ist Technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung. Bei der "Nacht der Umwelt" führten er und seine Kollegen am späten Freitagabend Wissensdurstige durch den Abwasserkanal unter der Ungererstraße auf Höhe des Nordfriedhofs. Sie präsentierten dabei unter anderem "Sammelgut", das über Toiletten oder Straßen-Gullys den Weg nach unten gefunden hat. Darunter auch Gabeln, Löffel, Handys und Werkzeuge aller Art.

"Normalerweise schwemmt es die Sachen bei Regen ins Klärwerk und man findet bei mehreren Tonnen Rechengut gar nichts mehr", erzählt Schmidt. "Aber beim Reinigen der Kanäle werden diese mit Hochdruck-Sprühgeräten gespült und wir holen die einzelnen Teile per Schaufel, Hand und Saugwagen raus." Ein bisschen Grausen ist bei den vielen Zuhörern dabei, als die Mitarbeiter der Stadtentwässerung in den dunklen Röhren ihr Wissen weitergeben. Schmidt legt aber Wert darauf, dass sich keiner geekelt habe. Das liege auch am relativ guten Klima unter der Erde. "Die Luft im Kanal ist zwar stickig, aber durch ein gutes Belüftungssystem entsteht kein Fäulnisgeruch." Das Schwefelwasserstoff-Aroma würde sonst über die Gullys nach oben auf die Münchner Straßen verduften. "Und da riecht man schließlich nichts!"

Insgesamt 50 Veranstaltungen hat das Referat für Gesundheit und Umwelt für die "Nacht der Umwelt" in der Landeshauptstadt koordiniert und organisiert. Gezeigt wurden "alltägliche und ungewöhnliche Lebenswelten" und eben auch kuriose Fundstücke.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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