Schwabing:Kinder, Kinder

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Gut versorgt: Viele Kinder sind auf eine Betreuung nach der Schule dringend angewiesen. (Foto: Catherina Hess)

In einem Dringlichkeitsantrag fordert der Bezirksausschuss Schwabing-West das Referat für Bildung und Sport auf, mehr Nachmittagsbetreuungsplätze an der Bayernplatz-Grundschule zu schaffen

Von Ellen Draxel, Schwabing

"Fürchterlich schaut es in diesem Jahr mit Betreuungsplätzen für Erstklässler aus", klagt Paula Teuersbacher. Bei den Schwabinger Strolchen, für die sie arbeitet, der Mittagsbetreuung für Kinder aus der Grundschule am Bayernplatz, gibt es von September an nicht einmal mehr genügend Plätze für Geschwisterkinder. 30 Mädchen und Jungen nimmt die Gruppe normalerweise auf: "Möglich, dass wir für die Geschwister heuer eine Ausnahme machen und aufstocken." Alle anderen aber haben Pech, ihnen bleibt nur die Warteliste.

Kein Einzelfall, wie Susanne Sieghardt und 15 andere Eltern in der vergangenen Woche erfahren mussten. Sieghardts Sohn wird im Herbst an der Grundschule neben dem Bayernpark eingeschult, die Mutter ist voll berufstätig, der Vater die gesamte Woche in Stuttgart unterwegs. Ohne Nachmittagsbetreuung geht es bei der Familie nicht. Beim Kinderhaus St. Sebastian an der Karl-Theodor-Straße aber ist für die Schulanfänger schon nichts mehr frei, die Wolpertinger an der Destouchesstraße sind für September ebenso ausgebucht wie die Schulfreunde Schwabing an der Schleißheimer Straße und der Hort an der Clemensstraße mit seinen 50 Plätzen. "Wir haben überall rumgefragt, es ist alles dicht." Dabei sei es doch "politisch gewollt", dass beide Elternteile arbeiteten, sagt Sieghardt, "dann muss doch auch die Betreuung der Kinder vor Ort gesichert werden."

Das sieht auch der Westschwabinger Bezirksausschuss so, an den sich die Eltern mit der Bitte um Unterstützung gewandt haben. In einem Dringlichkeitsantrag fordern die Lokalpolitiker das Referat für Bildung und Sport auf, Räume für zusätzliche Nachmittagsbetreuungsplätze auf dem Schulareal zu ermöglichen. Zumal noch mehr Kinder als die 16, deren Eltern jetzt aktiv wurden, betroffen sein könnten. Das Essen könne über einen Caterer organisiert werden, zu genießen im Klassenzimmer. "Angeblich", so die Bürgervertreter, seien beispielsweise in der Dependance der Städtischen Berufsschule für Kinderpflege, die im ehemaligen Hauptschultrakt der Bayernschule untergebracht ist, derzeit "jede Menge Räume frei".

Sollte diese Option nicht realisierbar sein, müssten die Eltern dann doch "in den sauren Apfel beißen" und eine Elterninitiative gründen - auch wenn das angesichts des enormen Aufwandes für die Mütter und Väter "keine erste Priorität" habe. Beim Verein für Internationale Jugendarbeit zwei Straßen weiter an der Friedrich-Loy-Straße haben Sieghardt und andere betroffene Eltern bereits angefragt: Dort gäbe es einen "relativ preiswerten" Raum, allerdings ebenfalls ohne jede Verpflegung.

Eine dritte Variante, sollten alle Stricke reißen, wäre die Betreuung der Kinder in einem Hort mit freien Plätzen etwas weiter entfernt. Dafür müssten die Schüler aber entweder einen Gastschulantrag stellen oder mit dem Bus am Nachmittag von A nach B gefahren werden. Diese "Notlösung" erachten die Bürgervertreter allerdings selbst als "pädagogisch völlig unsinnig". Kinder brauchten die Anbindung an ihr Zuhause, kein "Gekarre durch die ganze Stadt".

242 Kinder besuchen derzeit die Grundschule am Bayernplatz, 64 von ihnen gehen in die erste Klasse. Wie viele Neuanmeldungen es im kommenden Schuljahr geben wird, kann das Referat für Bildung und Sport noch nicht sagen, die Anmeldung war erst vor zwei Wochen. Auch für Mittagsbetreuung und Hort liegen deshalb bis dato keine belastbaren Zahlen vor. "Viele Eltern melden ihre Kinder bei mehreren Einrichtungen gleichzeitig an, das muss erst bereinigt werden, um einen Überblick zu erhalten", sagt Pressesprecherin Christina Warta.

Von den angeblich freien Räumen im ehemaligen Hauptschultrakt ist ihr nichts bekannt, nach Kenntnis des Schulreferates "nutzt die Berufsfachschule für Kinderpflege alle ihr zugewiesenen Räume". Für die Erziehungsberufe sei aber ein neues Schulzentrum an der Ruppertstraße geplant, in das auch die teilweise in der Bayernschule ausgelagerte Berufsfachschule für Kinderpflege einziehen soll. Im Jahr 2018 wird das neue Zentrum dann voraussichtlich fertig sein.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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