Schwabing:Kalte Dusche

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Noch nicht so alt, und trotzdem schon verkalkt: Die Leitungen einer GBW-Anlage an der Therese-Studer-Straße machen Probleme. (Foto: Catherina Hess)

Seit zwölf Jahren haben Mieter der GBW an der Therese-Studer-Straße Probleme mit der Wasserversorgung. Sie haben den Mieterverein eingeschaltet und drohen mit Mietminderung

Von Ellen Draxel, Schwabing

Wenn Lidija Pavlovic morgens in der Dusche den Hahn aufdreht, ist sie alles andere als entspannt. Möglich, dass warmes Wasser aus der Brause kommt. Ebenso gut kann es aber auch eiskalt oder glühend heiß sein - genau weiß man das nie. Hat sie Pech, sind beim Temperatursturz gerade ihre Haare voller Schaum. "Dann kocht meine Tochter heißes Wasser in der Küche und verdünnt es, damit ich mir die Seife wieder vom Kopf waschen kann."

Was nach einem Sketch von Loriot klingt, empfinden die 32 Mietparteien der Häuser an der Therese-Studer-Straße 5, 7 und 9 seit Jahren als Zumutung. "Anfangs war es ja noch so, dass es nur gedauert hat, bis das warme Wasser kam", erinnert sich Pavlovic. Wie viele ihrer Nachbarn wohnt sie seit zwölf Jahren in der Anlage, seit die Häuser gebaut wurden. Inzwischen aber, kritisiert sie, habe das Wasserproblem sich zur "reinsten Katastrophe" ausgewachsen. Michael Winklbauer bestätigt die Schilderung. Er wohnt mit seiner Familie zwei Stockwerke über Pavlovic. Dreht irgendjemand in dem Haus das warme Wasser auf, tropft bei ihm nur noch ein dünnes Rinnsal aus dem Hahn. Besonders schlimm sei es während der Stoßzeiten morgens und abends sowie am Wochenende - da kommt im vierten Obergeschoss meist gar nichts mehr an. "Inzwischen bin ich happy, wenn ich im Schwimmbad duschen darf", sagt Winklbauer. "Das ist dann immer so ein Aha-Erlebnis - zu erleben, wie toll es sein kann, permanent warmes Wasser zu haben."

Die Geschichten ähneln sich, Mieter aller Häuser berichten von denselben Erfahrungen. "Man hat nicht das Gefühl, in einer europäischen Millionenstadt zu leben, sondern eher auf einem abgelegenen Bauernhof", meint Pavlovic. Sie ärgert sich auch darüber, dass trotz des kalten Strahls der Warmwasserzähler läuft und läuft.

Gemeldet, sagen die Mieter, hätten sie das Problem der Vermieterin GBW in den vergangenen Jahren bereits unzählige Male. Verbessert allerdings habe sich bis dato nichts, sie seien nur immer wieder vertröstet worden. Obwohl mehrere Hausmeister und Installateure, wie Winklbauer betont, die Leitungen genauer unter die Lupe genommen und erklärt hätten, das müsse repariert werden. Die Ursache seien wohl verkalkte Leitungen.

Die Mieter vermuten inzwischen, dass das Wohnungsunternehmen die Warmwasserproblematik aussitzen will, bis 2019 die Sozialbindung für die Wohnungen ausläuft. Auch deshalb haben sie vor einem Monat unter Androhung einer Mietminderung den Mieterverein eingeschaltet.

Die GBW widerspricht: Die Warmwasser-Thematik, antwortet die Firma auf Anfrage, stehe "selbstverständlich in keinerlei Zusammenhang mit der Sozialbindung". Das Wohlbefinden der Mieter sei "stets das größte Anliegen" der GBW, "daher setzen wir auf eine offene Kommunikation und zuverlässige Erreichbarkeit". Im Juli vergangenen Jahres hätten die Mieter erstmalig eine Störung bei der Warmwasserversorgung gemeldet, die sofort behoben worden sei. Das zweite Mal habe die GBW im August 2017 von der Problematik erfahren. Bei der Prüfung konnte der Techniker aber "keine Unregelmäßigkeiten der Temperaturen" feststellen. Die Vermieterin will nun "noch in dieser Woche zusätzlich den Steigstrang öffnen lassen, um einen eventuellen Verkalkungsgrad zu prüfen". Sobald Ergebnisse vorliegen, sollen eventuell notwendige Maßnahmen "umgehend eingeleitet" beziehungsweise soll "eine entsprechende Fachfirma zur Lösung des Problems beauftragt" werden.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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