Schwabing:Innovative Altenhilfe

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Neue Seniorenresidenz soll Demenzkranken zugute kommen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Zeitkapsel mit Bauplänen, einer Zeitung vom Tag und Münzen ist eingemauert. Zur Grundsteinlegung der "Seniorenresidenz Am Ackermannbogen" lachte am Dienstagmittag die Sonne vom Himmel - "ein schöner Tag", kommentierte Kommunalreferent Axel Markwardt. Und meinte damit nicht nur das Wetter. Auch wenn die Vertragsverhandlungen zu dem Projekt im Vorfeld "schwierig und sehr langandauernd" gewesen seien - am Ende habe es sich gelohnt.

Auf einem städtischen Grundstück an der Lissi-Kaeser-Straße baut die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH derzeit im Erbbaurecht ein innovatives Altenhilfeprojekt. Eines, das Menschen zugute kommen soll, die eher wenig verdienen. Und eines, für das sich der Bezirksausschuss Schwabing-West bereits vor 15 Jahren stark gemacht hat. Unter dem Namen "Netzwerk für ältere Menschen" wünschten sich die Bürgervertreter damals ein Senioren-Wohn- und Pflegeheim, das zeitgemäße Ideen speziell bei der Versorgung demenzkranker Menschen aufgreift.

Was nun auf dem 6500 Quadratmeter großen Grundstück bis Ende 2016 entsteht, ist eine abgespeckte Version des Traums der Lokalpolitiker. Es sind 121 vollstationäre Pflegeplätze anvisiert, darunter knapp ein Fünftel für Menschen mit schwerer Demenz. Eine Bedarfsprüfung des Sozialreferats hat ergeben, dass die seinerzeit errechneten Betreuungsplätze nicht mehr ausreichen. Neben der stationären Pflege wird es einen Bereich für Tagespflege mit 15 Plätzen geben - plus zwei Nachtpflegeplätze, damit Familienmitglieder, die sich tagsüber durchgehend kümmern, auch mal nachts ausreichend schlafen können. "Solche Plätze gibt es an drei Standorten in München zwar schon, aber nur für Selbstzahler", sagt Helma Kriegisch vom Sozialreferat. "Jetzt werden sie erstmals vom Sozialhilfeträger finanziert." Angeboten werden soll außerdem die Kurzzeitpflege. Beim Finden der richtigen Lösung kann ein Beratungsbüro helfen, das ebenfalls im Gebäude untergebracht sein wird.

Der zweite große Bereich der Seniorenresidenz umfasst das Betreute Wohnen mit 20 Appartements. Ein Teil der Wohnungen sind für Pfleger erreichbar, andere nicht - weil der Betreiber, die Hamburger Firma Domicil Senioren-Residenzen, die Erfahrung gemacht hat, dass es immer wieder Menschen gibt, die mit der Pflege ausdrücklich nichts zu tun haben wollen. Ihren wahren Charme aber versprüht die Residenz über das Café im Erdgeschoss. Es steht nicht nur Bewohnern offen, sondern lädt auch Gäste aus dem Viertel zu einem preiswerten Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen ein.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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