Schwabing:Impulse aus der Funkstation

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Tonstudio, Bandräume, Krabbelzimmer, Café: Der Treff des Vereins Feierwerk im Neubaugebiet Domagkpark soll für Kinder, Jugendliche und Familien gleichermaßen attraktiv sein und Nachbarschaft herstellen. Erste Urteile bei der Eröffnung: mehr als super

Von Milena Fritzsche, Schwabing

Zugegeben, die Adresse sei nicht ganz einfach, merkt Christine Strobl (SPD) an. Die dritte Bürgermeisterin trägt den langen Straßennamen ganz langsam vor: Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße. Darüber stolpert eben nicht nur, wer ihn zum ersten Mal auf dem Stadtplan entdeckt. Doch in die Nummer 36 besagter Straße finden die Menschen offenbar den Weg - zumindest am Donnerstagfrühabend, denn der Verein Feierwerk hat zur Eröffnung seiner "Funkstation" geladen. Während ringsum im Quartier Domagkpark noch die Kräne in den Himmel ragen und sich eine Baustelle an die nächste reiht, ist die neue Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Familien auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne bereits fertig. Und das "im vorgegebenen Termin- und Kostenrahmen", wie Johannes Gleissner vom Baureferat der Stadt München betont. Knapp fünf Millionen Euro hat das Projekt die Stadt gekostet.

Voll des Lobes ist Christian Huber, Vorsitzender des Feierwerk-Vereins, der nach "einem Superlativ für super" sucht. Auch Patric Wolf (CSU) nennt die Einrichtung und das gesamte neu entstehende Viertel ein "Vorzeigeprojekt". Wobei Wolf eine eigene kleine Premiere feiert: Seit 21 Jahren sitzt er im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann, ist sogar dessen stellvertretender Vorsitzender, aber an diesem Tag darf er sein erstes Grußwort halten.

Das Quartier im Domagkpark füllt sich langsam mit Leben. Künftig sollen dort etwa 4000 Menschen ein neues Zuhause finden. Zur Hälfte sind die Neubauten dabei als sozialer Wohnungsbau entstanden. Für die neuen Bewohner bietet das Funkhaus schon seit Mai dieses Jahres regelmäßig Veranstaltungen an. Im Tonstudio wurden die ersten Radiosendungen produziert, in den hauseigenen Werkstätten stellten Jugendliche Möbel her, die in den verschiedenen Räumen Verwendung finden, und vier Bands nutzen bereits den Probenraum. Mit der offiziellen Eröffnung startet nun ein breit gefächertes Programm. Das reicht über die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit hinaus, denn es sollen dort schwerpunktmäßig auch Familien angesprochen werden.

Die Initiatoren des Vereins wünschen sich einen nachbarschaftlichen Treffpunkt, in dem die Menschen zusammenkommen und von dem ehrenamtliches Engagement ausgeht. Die verschiedenen Zielgruppen werden in dieser sogenannten integrierten Quartierseinrichtung unter einem Dach vereint. Aneinander stören muss man sich dabei nicht. Wenn im Keller fleißig auf dem Schlagzeug getrommelt wird, sei davon in den oberen Etagen nichts zu hören, versichert Mitarbeiter Tomasz Zapart. Gleichzeitig können also Sprachkurse, Beratungsangebote oder Workshops stattfinden. Nach Feierabend gibt es Sport- und Tanzkurse, und für die jugendlichen Besucher einen Partyraum.

Der Bau, für den das Architektenbüro Kumpermond-Mateschke verantwortlich zeichnet, ist - passend zum Konzept - hell und weitläufig, im Zentrum befindet sich ein Innenhof. Die großzügigen Glasfronten ermöglichen den Blick oft in mehrere Räume gleichzeitig oder über die Gänge hinweg. Insofern wird die Einrichtung im wahrsten Sinne des Wortes zum offenen Haus. Mütter können etwa vom Café aus ihren Kleinkindern im Krabbelraum beim Spielen zusehen, und wer die Treppe in den Keller hinabsteigt, hat die Dachterrasse noch im Blick.

Der Treffpunkt und Begegnungsort ist für alle offen und kostenlos. Das freut Christine Strobl ganz besonders, denn "kostenpflichtige Angebote haben wir ganz viele in der Stadt".

Doch die Projekte gilt es umzusetzen, und dafür braucht es auch engagierte Mitarbeiter - etwa Tomasz Zapart, der in der Funkstation in Eigenregie und in gemeinsamer Arbeit mit Jugendlichen das Tonstudio geplant und aufgebaut hat. Die Bürgermeisterin weiß: "Es soll in anderen Berufsfeldern mehr zu verdienen geben, habe ich mir sagen lassen, als im sozialen Bereich." Es sei insofern keine Selbstverständlichkeit, sich für diesen Berufsweg zu entscheiden. Das bestätigt auch Feierwerk-Geschäftsführer Ernst Wolfswinkler: Es sei nicht mehr so einfach wie etwa noch vor zehn Jahren, Mitarbeiter für die Sozial- und Kulturarbeit in Freizeitstätten zu finden, "Das liegt vielleicht auch an der Bezahlung und am Tarif."

Das aktuelle Veranstaltungsprogramm der Funkstation findet sich unter www.feierwerk.de.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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