Schwabing:Eng, dunkel, stickig

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Nur Kulisse: Innerhalb des Hohenzollernkarrees soll ein Neubau entstehen. (Foto: Catherina Hess)

Im Innenhof des Hohenzollernkarrees soll ein Neubau mit vier Stockwerken und ausgebautem Dachgeschoss entstehen. Der Bezirksausschuss Schwabing-West lehnt die Bauvoranfrage aus ökologischen Gründen ab

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Mieter des Hohenzollernkarrees sehen sich erneut mit Ärger konfrontiert. Die Max-Emanuel-Immobilien GmbH, die das Schwabinger Anwesen mit seinen 231 Mietparteien zwischen Herzog-, Erich-Kästner-, Clemens- und Fallmerayerstraße Anfang des Jahres vom Immobilienkonzern Patrizia erworben und danach das Vorkaufsrecht der Stadt mittels Abwendungserklärung ausgehebelt hat, will nachverdichten. Geplant ist ein Neubau mit vier Stockwerken und ausgebautem Dachgeschoss im Innenhof des Karrees. Errichtet werden soll das mehr als 14 Meter hohe Gebäude für 33 Wohnungen auf der vorhandenen Tiefgarage. Der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-West hat die Bauvoranfrage abgelehnt - aus ökologischen Gründen und wegen mangelnder Stellplätze.

"In Marrakesch sitzen die Staaten zusammen und beraten über das Weltklima wir würden eine wichtige Grünschneise zupflastern", kritisiert der Vorsitzende des Unterausschusses Bauen und Wohnen, Oskar Haider (CSU) - und das ausgerechnet im westlichen Schwabing, dem am dichtesten besiedelten Stadtbezirk. Rund 6200 Quadratmeter misst die Grünfläche im Innenhof des Hohenzollernkarrees, knapp 4900 Quadratmeter davon fielen durch den Neubau weg; auch 15 Bäume müssten fallen. "Das Grün des Innenhofes ist ein wichtiger Faktor zur Verbesserung de klimatischen Situation für die benachbarte Bevölkerung", betont Haider. Und: Der Wind zwischen den Häusern reduziere die Gefahr eines Hitzekollapses in der Stadt.

Die Bürgervertreter bezweifeln außerdem, dass die 33 Stellplätze für den Neubau in der Tiefgarage nachzuweisen sind. "Die Garage ist voll, draußen hängen sogar noch Zettel von Leuten, die einen Garagenstellplatz suchen", weiß Mietersprecher Wilhelm Ritthaler. Es müsste also Stellplatzinhabern gekündigt werden, um den von der Lokalbaukommission verlangten Nachweis zu erbringen, gibt der Bezirksausschuss zu bedenken; auf jeden Fall würde der ohnehin immense Parkdruck im Viertel größer.

Dass Bestandsmietern durch den Neubau das Licht geraubt würde, ist ein dritter Faktor, der das Gremium stört. "Die Mauer wäre fast vor dem Fenster der Mieter, da kommt kein Sonnenstrahl mehr hin, wenn man unten wohnt", moniert der Vorsitzende Walter Klein (SPD), "und Grün bleibt auch keines mehr." Die Patrizia hatte seinerzeit versucht, die Mietwohnungen zu Eigentum zu machen und diese Eigentumswohnungen anschließend gewinnbringend zu veräußern. Doch dann wurde die Gegend, in der das Hohenzollernkarree liegt, Erhaltungssatzungsgebiet - das städtische Amt für Wohnen und Migration machte dem Konzern einen Strich durch die Rechnung und untersagte die Umwandlung der Mietwohnungen in Eigentum. Die Patrizia verkaufte daraufhin den ganzen Komplex. Die Stadt versuchte noch, die Wohnanlage zu erwerben, um die 231 Mietparteien vor Luxussanierungen oder Umwandlungen zu schützen. Aber der Käufer, die Max-Emanuel-Immobilien GmbH, setzte sich durch und machte von seinem Recht Gebrauch, zu versprechen, zehn Jahre lang die Wohnungen des Hohenzollernkarrees weder teuer zu sanieren noch in Eigentum umzuwandeln.

Nun, dessen sind sich die Stadtteilvertreter sicher, will die Max-Emanuel-Immobilien GmbH Rendite machen. "Sie haben wirtschaftlich was vor", meint Klein, "sonst hätten sie damals die Abwendungserklärung nicht unterschrieben."

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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