Schwabing:Ein Tunnel für Münchens schönste Tochter

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Lächelnde Geehrte: Die Urkunde würdigt das Engagement von Petra Lejeune und Hermann Grub für den geplanten Tunnelbau am Englischen Garten. (Foto: privat)

Architektenpaar Grub-Lejeune mit der Auszeichnung "Schwabinger Lächeln" gewürdigt

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Peter Paul Althaus wird viel und gern gelächelt haben, vor allem wenn er seinen Amtsgeschäften in seiner "Traumstadt Schwabing" nachging. In dieser Funktion ersann der Dichter und Dramaturg Titel, Ämter und Würden, verlieh auch Ehrenzeichen für die Einwohner dieses poetischen Gegenentwurfs zum realen Schwabing, einer Art Schwabing-Utopia. "In der Traumstadt ist ein Lächeln stehn geblieben; niemand weiß, wem es gehört", fabulierte PPA zum Beispiel - unvergessene Verse, die den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann bereits vor 22 Jahren dazu inspirierten, seinerseits ein selbst erfundenes Ehrenzeichen in Form einer Urkunde zu verleihen, das "Schwabinger Lächeln".

Nun werden sich die meisten in dem Gremium nicht als "sanfte Irre" sehen wollen, wie Althaus seine Traumstadtbewohner nannte. Die Lokalpolitiker sind bodenständige Leute - gleichwohl die Kategorie des praktizierenden Schwabingers lebendig ist unter ihnen: also der Einsatz für einen lebenswerten Stadtteil, wobei gerade jene ausgefallenen Aktionen goutiert werden, die einen Traum Wirklichkeit werden lassen.

Dazu zählt für die Schwabinger Politiker die sogenannte Wiedevereinigung des Englischen Gartens. So hatten das Architektenpaar Petra Lejeune und Hermann Grub ihre Initiative für einen Park-Tunnel vor sieben Jahren genannt, die nun bald in ein Bauprojekt münden soll. Es war ein Herzensanliegen für den Bezirksausschuss - und den beiden Architekten fliegen jetzt die Herzen der Stadtviertelpolitiker zu: Unter großem Applaus bekamen sie "Das Schwabinger Lächeln" in der Sitzung überreicht.

Der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty würdigte das "fantasiereiche Bemühen, die brutale Zerschneidung des Englischen Gartens aufzulösen". Ein Triumph-Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen. Der Bezirksausschuss zollt mit der Verleihung auch all jenen Anerkennung, die ihr Anliegen gegen Widerstände durchgezogen haben, der Preis kann also auch als feinsinniger Seitenhieb an Politik und Behörden verstanden werden. "Es gab viele Hindernisse und auch die Konkurrenz zu anderen Tunnel-Projekten", fasste Lederer- Piloty zusammen und fragte die beiden, ob sie nicht manchmal der Mut verlassen habe? Nein, sagte Hermann Grub. Die "tolle Unterstützung" aus Bevölkerung und Bezirksausschuss habe ihnen immer wieder Mut gemacht.

Das "Schwabinger Lächeln" wurde damit zum dritten Mal vergeben; der erste Lob-Preis ging 1995 an Kunstpark-Ost-Gründer Wolfgang Nöth für sein Engagement zur die Rettung des Lustspielhauses. Er war damals Pächter und baute nach Anwohner-Beschwerden Schallschutztechnik ein, was die Kulturinstitution vor der Schließung bewahrte. Im Jahr 2013 ehrten die Bürgervertreter den inzwischen verstorbenen Alexander Vesely dafür, dass er im schier endlosen Genehmigungsverfahren nicht aufgab und dann doch seinen grünen Kiosk-Kubus an der Münchner Freiheit eröffnete.

Peter Paul Althaus hätte der Würdigungstext auf der Urkunde sicherlich gefallen: "Für herausragende Verdienste um Münchens schönste Tochter", ist dort zu lesen. Und im Sinne des Dichters war auch die Danksagung von Hermann Grub, passenderweise lächelnd vorgetragen: "Der Preis ist für uns die wichtigste Auszeichnung, weil es nicht um München, sondern um seine Steigerung geht: Schwabing."

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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