Schwabing:Ein Haus der Medizingeschichte

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Im Schwabinger Krankenhaus könnte ein Museum entstehen

Mehr als 100 Jahre alt ist das Gebäude, das auf dem Klinikgelände des Schwabinger Krankenhauses als Haus 32 firmiert. Es steht im rückwärtigen Bereich, vom Haupteingang am Kölner Platz aus über lange Gänge und eine baumgesäumte Allee zu erreichen. Noch ist dort das Pathologische Institut untergebracht. Im Zuge der Sanierung der Kliniken aber wird die Pathologie voraussichtlich von 2019 an größtenteils nach Bogenhausen verlagert. Was dann mit dem Institutsgebäude passiert, ist offen - ein Vorschlag steht jedoch bereits im Raum. Er wird von den Lokalpolitikern des Westschwabinger Bezirksausschusses unterstützt.

Das Institutsgebäude, so die Idee, könnte künftig ein Medizinhistorisches Museum beherbergen. Über eine beachtliche Sammlung an Präparaten verfügt das Institut schon heute: Mehr als 1000 Ausstellungsstücke sind zugänglich, etwa dieselbe Anzahl ist aus Platzmangel in Asservatenkammern untergebracht. Medizinische Wachsbilder und technische Innovationen wie Herzschrittmacher oder Stents befinden sich ebenso unter den Schätzen wie eine Mumienhand aus der Zeit vor Christi Geburt. All diese Objekte wären in einem Museum langfristig gesichert. Professor Siegfried Oberndorfer, der erste Leiter des Instituts, platzierte bereits von 1912 an Ausstellungsstücke zu Dokumentations- und Lehrzwecken in eigens dafür aufgestellten Glasvitrinen. Oberndorfer war Jude, 1933 musste er auf Betreiben der Nationalsozialisten das Schwabinger Krankenhaus verlassen. Ein künftiges Museum könnte seinen Namen tragen.

Eine solche medizinhistorische Institution dürfte sicher auf großes Interesse stoßen. Seit 2010 nimmt das Pathologische Institut am "Tag des offenen Denkmals" teil, der Ansturm ist seit Jahren groß. Ein mögliches Museum könnte diese Fokussierung entzerren, denkbar wären sowohl das individuelle Studium der Exponate als auch Führungen für medizinisches Fachpublikum und interessierte Laien. Auch der Suchtprävention könnte ein solches Museum dienen - krankhafte Organveränderungen durch Drogenmissbrauch wären für Betroffene sofort erkennbar.

Die bereits praktizierte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen auf dem Gebiet der historischen Pathologie könnte fortgeführt werden. Selbst eine Dokumentation der Geschichte des Schwabinger Klinikums fände in den Institutsräumen Platz. Im Dezember soll die Idee nun dem Stadtrat vorgestellt werden - als Teilprojekt eines neuen Medizincampus.

© SZ vom 13.09.2016 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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