Schwabing:Monaco Franze wartet schon

Schwabing: Schau wia's schaun: Die Inhaber des Café Münchner Freiheit, Karl Eisenrieder senior (li.) mit seinen Söhnen Max und Karl junior (re.), freuen sich auf eine Dietl-Plastik neben der Monaco-Franze-Figur.

Schau wia's schaun: Die Inhaber des Café Münchner Freiheit, Karl Eisenrieder senior (li.) mit seinen Söhnen Max und Karl junior (re.), freuen sich auf eine Dietl-Plastik neben der Monaco-Franze-Figur.

(Foto: Catherina Hess)

Eine Schwabinger Initiative will Helmut Dietl eine Statue errichten. Seine Witwe ist begeistert - doch die Stadt ist es nicht.

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Wenn Karl Eisenrieder beschreiben soll, wie das damals war mit Helmut Dietl und seinen berühmten Freunden, dann kommt eine Sentenz heraus, die der große Meister der treffenden Sentenzen auch selbst über sich gesagt haben könnte. "Mei, den hast du kaum gesehen, weil der immer so viel geraucht hat, dass er in einer Rauchwolke versteckt war", berichtet der 79-Jährige Senior-Chef des Cafés Münchner Freiheit. "Und laut waren's", ergänzt sein Sohn und Junior-Chef, Max Eisenrieder.

Laute Gesellschaften sind an diesem Vormittag nicht in dem Traditionscafé; im halb vollen Lokal schwatzen die Gäste, klopfen auf Frühstückseier, löffeln Tortenstücke. Doch in den Achtziger- und Neunzigerjahren war nahezu täglich eine nicht zu überhörende Gäste-Gruppe in der Nische neben dem Tresen zu Gange.

Die Frauen und Männer saßen um diesen dauerdampfenden Mann im weißen Anzug herum, ließen sich jede Menge Kaffee und Kir-Royal-Cocktails servieren, scherzten, stritten und lachten mit ihm: Helmut Dietl, der für seine Filme und Figuren so verehrte Regisseur und Drehbuchschreiber traf sich dort mit Schauspielern und Autoren, die auch seine Freunde waren, zum Frühstücksstammtisch.

Am 30. März jährt sich sein Todestag zum dritten Mal. Und eine Initiative aus dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann findet: höchste Zeit, dem großen Dietl ein Denkmal zu setzen, mit einer Statue - und zwar vorm Café Münchner Freiheit, quasi am historischen Ort - neben der Monaco-Franze-Skulptur. "Die Geschichten aus den Filmen sind hier entstanden", sagt Eisenrieder Senior.

Tamara Dietl

"Er liegt jetzt in Sichtweite von Bernd Eichinger begraben. Und ich finde die Vorstellung anrührend, wenn er neben seinem engsten Freund am Tisch sitzen könnte."

Eine rechte Sternstunde war's - dieser Spruch des Monaco Franze würde zu den damaligen Café-Sitzungen wohl gut passen, bei denen Veronica Ferres, Franz Geiger, Towje Kleiner, Bernd Eichinger und Helmut Fischer jene Sprüche klopften, die heute zum Sprachschatz der Stadt gehören. Karl Eisenrieder sinniert mit seinen Söhnen Max und Karl junior darüber, während sie durchs Fenster auf den Wunsch-Standort für die Dietl-Plastik blicken: Da sitzt die Bronzestatue von Helmut Fischer und schaut mit dem unvergleichlichen Monaco-Franze-Gesichtsausdruck herüber.

Die Idee: Die beiden Freunde und Vertrauten, Dietl und Fischer, sollen im Tode vereint als Monumente gewissermaßen ihren Stammtisch weiterführen. Die drei Männer im Café werden jetzt ziemlich laut: glucksende Vorfreude - und grollende Kommentare dazu, was das städtische Kulturreferat zu einem solchen öffentlichen Gedenken an Dietl zu sagen hat.

"Ich finde die Vorstellung anrührend, wenn er neben seinem engsten Freund am Tisch sitzen könnte", sagt Dietls Witwe

Die Behörde empfiehlt in einer Vorlage für die Sitzung des Kulturausschusses am 12. April, die Realisierung einer Statue für Helmut Dietl abzulehnen. Die Begründung: Das Gremium für Gedenktafeln und Denkmäler habe mit der bereits erfolgten Straßenbenennung im Werksviertel "die höchste persönliche Würdigung (...) im öffentlichen Raum realisiert". Das Kulturreferat führt überdies mehrere "erinnerungskulturelle Bezüge" an, die es in der Stadt zu Dietl gebe; man sehe daher "die persönliche Ehrung (...) in unterschiedlicher Weise gegeben".

Damit erteilt die Behörde dem Antrag des BA nach einer Plastik eine Absage. An eine rechte Sternstunde im Stadtrat, die sich der Empfehlung widersetzt, mag der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) nicht mehr glauben; er will die Denkmal-Initiative nun als halb politisches, halb privates Projekt durchziehen. "Er war ein Schwabinger, und die Ehrung für ihn gehört hier her. Eine Statue ist viel angemessener, als eine Nebenstraße im Münchner Osten", sagt er.

50 Jahre bayerisch fernsehen

Weggefährten: Helmut Dietl (li.) und Helmut Fischer waren enge Vertraute. Nun könnten sie bald als Skulpturen-Duo wiedervereint sein.

(Foto: Catharina Hess/BR)

Auf gut 50 000 Euro schätzt er die Kosten für die Skulptur. Die Familie Eisenrieder hat schon zugesagt, sich mit einem robusten Betrag zu beteiligen, "wir werden unseren Beitrag leisten", verspricht Karl Eisenrieder senior. Lederer-Piloty wird nun nach Sponsoren suchen, zudem im Lokalgremium dafür werben, dass aus dem BA-Budget gut 20 000 Euro locker gemacht werden. "Ich glaube, dass die Schwabinger das hinbekommen", sagt er. Der Künstler Nikolai Tregor, der auch die Monaco-Statue schuf, soll schon regelrecht entflammt sein von dem Skulpturen-Plan.

Hochgestimmt von der Idee ist auch die Witwe des zu Ehrenden, Tamara Dietl. "Ich fände das ganz wunderbar", sagt die 54-jährige Autorin am Telefon, unüberhörbar begeistert auch von der Wahl des Ortes. Ihr Mann, so erzählt sie, habe den frühen Tod von Helmut Fischer nur schwer verwinden können. "Er liegt jetzt in Sichtweite von Bernd Eichinger begraben. Und ich finde die Vorstellung anrührend, wenn er neben seinem engsten Freund am Tisch sitzen könnte", sagt sie.

Für die künstlerische Gestaltung hat Tamara Dietl nur einen Wunsch: Ehrlich soll sie sein, nicht idealisierend. Konkret: Die Dietl-Statue soll ihrer Meinung nach eine Zigarette in die Hand bekommen. "Wenn er da oben auf seiner Wolke sitzt und sieht, dass man ihm zum Nichtraucher macht, dann würde er sagen: Ihr habt's doch einen Knall."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: