Schwabing:Charakterfrage

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Alles wird gut: Die Montsalvatstraße soll nach den Bauarbeiten nur provisorisch asphaltiert werden. (Foto: Florian Peljak)

Kopfsteinpflaster in Montsalvatstraße bleibt erhalten

Für die einen ist es lästig, für andere unentbehrlich: Es gibt Bürger, die würden Kopfsteinpflaster vor ihrer Haustüre gerne entsorgt sehen, weil sie das Geratter der darüber bretternden Autos stört; andere Anwohner hängen sehr an dem uralten Belag und der historischen Anmutung, die sie einem Straßenzug verleihen - und kämpfen sogar dafür, dass die Quadersteine erhalten bleiben.

Dazu zählen derzeit Anlieger der Montsalvatstraße in Schwabing, wo gerade Kanalarbeiten stattfanden. Der historische Straßenbelag sollte nach Auffassung des Baureferats einer Asphaltdecke weichen. "Das Kopfsteinpflaster prägt dieses Viertel, es gehört zum Ensemble dazu", sagte eine Anwohnerin jetzt in einem engagierten Vortrag im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann. Bereits am nächsten Morgen wurde klargestellt: Der Wunsch der Anwohnerschaft soll erfüllt werden. Also Kommando zurück: Das Pflaster bleibt.

Die Montsalvatstraße ist Teil der alten Villenkolonie Schwabing, zwischen Parzivalstraße im Norden und Hörwarthstraße im Süden. Zwischen 1910 und 1930 entstanden dort Stadtvillen in neuklassizistischem Stil. Unter Ensembleschutz steht das Quartier dennoch nicht, nur einzelne Häuser sind als Einzeldenkmal ausgewiesen. Der Montsalvatstraße misst das Landesamt für Denkmalpflege keine besondere Bedeutung bei - weshalb auch das Kleinsteinpflaster nicht "zwingend erforderlich" sei, wie ein Sprecher mitteilt. Einige Anwohner finden hingegen: Es sei durchaus zwingend, um den Charakter des Viertels zu erhalten. "Wir lieben diese Straße sehr", sagte die Anwohnerin bei der Bezirksausschuss-Sitzung. Das Gremium engagiert sich seit längerem für den Verbleib des historischen Straßenbelags in den Schwabinger Quartieren - oft auch gegen den Willen von Anwohnern. Im Fall der Montsalvatstraße hat es einer Asphaltierung zugestimmt. Das räumte Planungssprecherin Petra Piloty (SPD) in der Sitzung des Gremiums ein. "Wir haben die Vorlage falsch verstanden und einen fehlerhaften Beschluss gefasst. Den müssen wir jetzt korrigieren." Gesagt, getan: Einstimmig votieren die Lokalpolitiker dafür, die Straße nicht wie geplant zu asphaltieren, sondern die Pflastersteine zu verlegen. Die Anwohnerin nahm es zufrieden zur Kenntnis, indes noch am Abend eine E-Mail ans Baureferat erging: Man solle "Gnade vor Recht ergehen lassen", die Aktion stoppen.

Ein Sprecher des Baureferats mag zwar nur bestätigen, dass der Antrag des BA eingegangen sei. Petra Piloty berichtet unterdessen von einem Anruf aus der Behörde schon am nächsten Tag. "Es gibt die mündliche Zusage, dass zunächst provisorisch asphaltiert wird. Kommendes Jahr kommen die Pflastersteine wieder hinein." Die Verzögerung sei nötig, da die Haushaltsmittel für die dann teureren Arbeiten erst im nächsten Haushaltsjahr zur Verfügung stünden. "Wir freuen uns alle unheimlich darüber", sagt die engagierte Anwohnerin aus der Montsalvatstraße.

© SZ vom 22.07.2017 / Smüh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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