Schwabing:Aufbegehren gegen Klinik-Pläne

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Die Schwabinger Bevölkerung ist wegen der Krankenhaus-Umstrukturierung in großer Sorge, wie bei der Bürgerversammlung deutlich wird. Die Bürger haben auch dringende Forderungen zum Verkehr im Viertel

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Westschwabinger befürchten, im Alter und bei Notfällen nicht mehr ausreichend medizinisch versorgt zu werden. Sie plädieren für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Sie fordern den Erhalt bezahlbaren Wohnraums. Und sie wollen auch künftig den Charme ihres Viertels garantiert wissen. Das ist die Quintessenz der Bürgerversammlung, die am Donnerstag mehr als 200 Besucher des vierten Stadtbezirks in den Albert-Lempp-Saal der Kreuzkirche lockte.

Die Einrichtung eines speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmten, medizinischen Zentrums mit Geriatrie, Rehabilitation und Palliativstation am Schwabinger Krankenhaus ist für Ulrike Streit ein Muss. Obwohl im Münchner Norden viele Senioren lebten, sehe das Sanierungskonzept für das städtische Klinikum für diesen Bereich "drastische Kürzungen" vor, kritisierte sie. Peter Teichreber forderte ergänzend den Erhalt eines regionalen Notfallzentrums inklusive Abteilungen für Unfallchirurgie, Kardiologie, Radiologie sowie einer 24-Stunden-Präsenz der Anästhesie. Zwar werde es 2018 noch ein kleineres lokales Notfallzentrum mit 95 Betten geben. Aber viele Patienten müssten weiterverlegt werden.

Man werde, verteidigte Klinikums-Geschäftsführer Axel Fischer den Sanierungsbeschluss, auch künftig an jedem Standort in München einen Herzinfarkt behandeln können. Wenn auch nicht überall mit eigenen Kardiologen. "Der Stadtrat hat uns einen ganz klaren Auftrag erteilt, der uns auch viel Geld kosten wird." Altersmedizin werde ebenfalls in Zukunft in Schwabing angeboten. Fischer gab zudem Hildegard von Gaffron "völlig recht". Diese hatte die "für München blamablen" Engpässe bei Entbindungen angeprangert und deshalb mehr Kreißsäle, mehr Hebammen und zusätzliche Räume im Eltern-Kind-Zentrum verlangt. "Wir werden die Geburtshilfe ausweiten. Statt wie bisher 2200 können allein in Schwabing künftig 3000 Babys auf die Welt kommen", sagte Fischer. Alle drei Anträge goutierte das Plenum einstimmig.

Sorge um die Menschen im Viertel dominierte auch den zweiten Themenbereich des Abends, den Verkehr. Suleika Kassira forderte die Stadt mit Unterstützung der Versammlung "dringendst" auf, Sperrpfosten an der Erich-Kästner-Straße zwischen Destouches- und Angererstraße anzubringen. Lastwagenfahrer, Lieferdienste, Taxen und Müllfahrzeuge benutzen den Fuß- und Radweg gerne als Abkürzung. Vor einer Woche erst hatte ein LKW, der rückwärts in die Straße einbog, eine 88-Jährige überrollt. Laut Andreas Gnadl von der Schwabinger Polizei sind solche Sperrpfosten bereits in Planung.

Mehrere Anträge kreisten um die Sicherheit im Straßenverkehr. Der Vorschlag Alfred Wills, die Winzererstraße umzugestalten, damit die Geschwindigkeit eingehalten wird, wurde ebenso befürwortet wie Maria Sparrers Idee, den Gehweg in der Isoldenstraße mittels einer dicken weißen Linie deutlich vom Radweg abzutrennen. Auch die Bitte Laif Yugborns, die Einbahnstraßenregelung in der Zentnerstraße für Radfahrer mangels ausreichender Sichtverhältnisse aufzuheben, fand Rückhalt im Saal.

Der dritte Schwerpunkt des Abends war der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum. Michael Germann, dem Vorsitzenden der Mietergemeinschaft an der Sailerstraße 11, und etwa 70 weiteren Mietparteien ist wegen "wirtschaftlicher Verwertung" gekündigt worden. Er rief mit dem einstimmigen Votum der Versammlung im Rücken dazu auf, für Erhalt von erschwinglichen Wohnungen zu sorgen.

Was aber wäre Schwabing ohne seinen berühmten Charme? Dazu gehören gemütliche Plätze mit Sitzgelegenheiten im Freien, wie sie Doris Niemann für die Ecke Hohenzollern-/Friedrichstraße fordert. Dazu gehört auch das Sommerfreibad Georgenschwaige, das nach Meinung John Omrods saniert werden muss. Und dazu gehört der Elisabethmarkt, der, wie Christian Schultz und Rolf Issels finden, liebevoll umgestaltet werden muss.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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