Schöpferin des Tatort-Vorspanns ist tot:Im Angesicht des Verbrechens

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Der Krimisonntag beginnt mit ihr: Die Macherin des Tatort-Vorspanns ist gestorben. (Foto: Stephan Rumpf)

Wenn etwas das Prädikat "Kult" verdient, dann sind es ihre 30 Sekunden: Kristina Böttrich-Merdjanowa ist die Schöpferin des berühmten Tatort-Vorspanns. Bereits im Dezember ist sie im Alter von 79 Jahren in Grünwald gestorben.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Das Stichwort genügt. Tatort. Und schon spult im Kopf der Film ab: Das Auge im Fadenkreuz, rennende Beine auf nassem Asphalt, ein Fingerabdruck, der als Spirale den Täter einkreist. Dieser Vorspann hat sich in 42 Jahren in das Gedächtnis von Generationen eingebrannt und die Krimireihe so zu einer unverwechselbaren Marke gemacht. Nun ist seine Schöpferin, Kristina Böttrich-Merdjanowa, mit 79 Jahren in Grünwald gestorben.

Wenn etwas das Prädikat "Kult" verdient, dann ist es dieser 30-Sekunden-Streifen zur Musik von Klaus Doldinger. Gedreht wurde der Trailer 1970 in München. Die durch einen Schlitz blickenden Augen gehören dem früheren Schauspieler und heutigen Geschäftsmann Horst Lettenmayer. 400 Mark bekam der damals für den inzwischen berühmtesten Blick der Republik. Die Bilder mit seinen rennenden Beinen entstanden auf dem damaligen Flughafen in Riem. Als Til Schweiger kürzlich den Vorspann für zu altmodisch erklärte, hagelt es von seinen Kommissarkollegen Proteste.

Die Grafikdesignerin des Minifilms, Kristina Böttrich-Merdjanowa, wurde dem Publikum erst Ende 2009 bekannt. Damals versuchte sie vor Münchner Gerichten einen finanziellen Nachschlag und die Nennung ihres Namens im Abspann durchzusetzen. Denn für ihr kleines Kunstwerk hatte sie seinerzeit bloß einmalig 2500 Mark bekommen, also etwa 1250 Euro.

Bitteres Finale

Vor dem Landgericht München I durfte sie noch auf diese nachträgliche Anerkennung hoffen: Die Richter entschieden mit einem Teilurteil im März 2010 zunächst weitgehend zu ihren Gunsten. Doch dann folgte das bittere Finale: Im Februar 2011 hob das Oberlandesgericht München dieses Urteil wieder auf und wies die Klage ab. Das hat die damals 76-Jährige, sagen ihre Freunde und Familienangehörigen, sehr belastet.

Kristina Böttrich-Merdjanowa war zum Schluss sehr krank, wollte sich das aber weder anmerken noch sich davon unterkriegen lassen. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb sie am 19. Dezember. Schon wenige Tage später folgte ihr 89-jähriger Ehemann - sie waren 45 Jahre verheiratet. Gemeinsam werden sie nun auf dem Waldfriedhof von Grünwald beigesetzt, voraussichtlich am 17. Januar um 13.30 Uhr.

© SZ vom 10.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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